Beamte hingerichtet?

Erster Machtkampf am Glassarg des Diktators

Ausland
20.12.2011 10:23
In Nordkorea herrscht weiterhin offiziell Staatstrauer: Am Dienstag wurde die Leiche von Langzeitdiktator Kim Jong Il in einem Glassarg aufgebahrt (siehe Bild und Video). Das Staats-TV zeigte den Nachfolger Kim Jong Un mit hohen Vertretern des Militärs bei einer Trauerzeremonie. Hinter den Kulissen sollen aber bereits die Vorbereitungen auf die Machtübernahme laufen - offenbar ziemlich blutig: Laut Amnesty International gibt es Hinweise, dass Hunderte Beamte der Regierung hingerichtet oder in Straflager verbannt wurden, weil sie eine Bedrohung für den dritten Sohn Kim Jong Ils darstellen könnten.

Bereits als der nun verstorbene Diktator 1994 die Nachfolge seines Vaters antrat, wurden laut Amnesty Zehntausende Menschen, die von Kim Jong Il als Gegner wahrgenommen wurden, samt ihren Familien in Straflager gesteckt. Politische Konkurrenten seien zudem in Geheimverhandlungen oder auch in Schauprozessen verurteilt und hingerichtet worden.

Unterdrückung noch verschärft?
Die Menschenrechtsorganisation geht davon aus, dass nun die Unterdrückung noch verschärft wird. Die Nachrichten der vergangenen Monate aus Nordkorea ließen darauf schließen, dass Kim Jong Un "jede kritische Stimme zum Schweigen bringen will", so Amnesty International.

Die Sicherheitsvorkehrungen in Pjöngjang und dem Rest des Landes wurden in den letzten Tagen jedenfalls verschärft, die Einsatzstärke der Armee erhöht. Mehrere Einheiten wurden laut Medienberichten in den letzten Tagen von jährlichen Winterübungen wieder in die Kasernen zurückgerufen. Einige Truppenteile seien inmitten ihrer Übungen zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt, berichtete die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Militärkreise.

Es gebe jedoch bisher keine ungewöhnlichen Bewegungen oder Anzeichen von Provokationen vonseiten Nordkoreas, hieß es. Die meisten nordkoreanischen Stützpunkte entlang der Grenze zu Südkorea hätten nach Kims Tod die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Ähnliche Sicherheitsmaßnahmen habe das kommunistische Nachbarland auch nach dem Tod von Kims Vater getroffen.

USA sichern Japan militärische Unterstützung zu
International wächst jedoch die Sorge vor unkontrollierbaren Reaktionen durch das entstandene Machtvakuum: Am Montag sicherte US-Präsident Barack Obama dem japanischen Regierungschef Yoshihiko Noda in einem Telefongespräch Unterstützung bei der Landesverteidigung zu. Obama habe dabei die Entschlossenheit der USA betont, "unsere engen Verbündeten, einschließlich Japan, zu verteidigen".

Gleichzeitig gibt es aber auch Hoffnung auf eine Entspannung in den nächsten Jahren: So wird derzeit über die Wiederaufnahme der ausgesetzten Sechs-Nationen-Gespräche zum nordkoreanischen Atomprogramm beraten, an denen Japan, die USA, Russland, China sowie Nord- und Südkorea beteiligt waren. Pjöngjang stieg jedoch im April 2009 aus den Verhandlungen aus, einen Monat später folgte der erste Atomwaffentest Nordkoreas. In den Monaten vor Kims Tod hatte es Versuche gegeben, die Gespräche wieder aufleben zu lassen, jedoch vergebens.

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