Im Kerzenschein

Prag: Spontane Trauerfeiern nach Havel-Tod

Ausland
19.12.2011 10:32
Nach dem Tod des tschechischen Ex-Präsidenten Vaclav Havel haben sich am Sonntagabend im Zentrum von Prag Tausende Menschen zu spontanen Trauerkundgebungen versammelt. An Schauplätzen der demokratischen Wende von 1989 legten sie Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Auf dem Wenzelsplatz, einem der Sammelpunkte der antikommunistischen Demonstrationen von 1989, lasen Studenten aus Havel-Biografien.

Wie vor 22 Jahren klapperten die Menschen mit ihrem Schlüsselbund und stimmten leise Protestlieder an. Vom Stadtzentrum zogen am späten Abend Hunderte Menschen in einem Trauerzug zur Prager Burg. Auch in der zweitgrößten Stadt Brünn sowie in Ostrau versammelten sich die Menschen am Sonntag spontan zu Trauerkundgebungen. Am Abend läuteten in ganz Tschechien die Kirchenglocken.

Ehrenwache an der Prager Burg
Am Tag nach dem Tod Havels wehten am Prager Präsidentenpalast, am Nationaltheater und an vielen anderen Orten des Landes schwarze Flaggen. Soldaten der Garde der Prager Burg hielten am Montag eine Ehrenwache neben einem Porträt Havels. Sein Nachfolger im Amt, Vaclav Klaus, sowie Erzbischof Dominik Duka und weitere Würdenträger trugen sich in das Kondolenzbuch ein.

Zudem sind Massen von Menschen jeden Alters in die ehemalige St. Anna-Kirche, die jetzt "Prager Kreuzung" heißt, in der Altstadt gekommen, um sich von Havel zu verabschieden. Sein Sarg wird hier aufgebahrt. Auch am Dienstag wird die Kirche für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Am Mittwoch und Donnerstag soll der Sarg Havels in den historischen Vladislavsky-Saal gebracht werden, wo die Staatspräsidenten angelobt werden.

Beisetzung voraussichtlich am Freitag
Für Montag wurde auch eine außerordentliche Sitzung der tschechischen Regierung einberufen. Es wurde erwartet, dass das Kabinett offiziell die Staatstrauer ausruft. Dem Vernehmen nach dürfte die Staatstrauer drei Tage dauern - von Mittwoch bis Freitag. Höchstwahrscheinlich am Freitag soll dann in Prag die Beisetzung Havels stattfinden, was jedoch noch nicht offiziell bestätigt wurde.

Nach Informationen tschechischer Medien erwägt das Kabinett auch ein Gesetz, das den früheren Dissidenten und Präsidenten ehren soll. Die "Lex Havel" könnte nach Aussage von Außenminister Karel Schwarzenberg erklären, dass sich Vaclav Havel um die Freiheit verdient gemacht habe. Das Gesetz würde an eine alte Tradition anknüpfen. Auch die die früheren tschechoslowakischen Präsidenten Tomas Garrigue Masaryk und Edvard Benes wurden auf diese Weise geehrt.

Im Alter von 75 Jahren gestorben
Vaclav Havel war am Sonntag 75-jährig verstorben. Der Dramatiker und Dissident war bis 1993 Präsident der damaligen Tschechoslowakei, anschließend bis 2003 Staatsoberhaupt der neu gegründeten Tschechischen Republik.

Obwohl das Präsidentenamt als Repräsentativposten galt, füllte Havel es als moralische Instanz aus. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt betrieb er erfolgreich die Anbindung Tschechiens an NATO und EU. Vor und nach seiner Zeit als Präsident war er auch ein erfolgreicher Theaterautor.

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