Dreckiges Geschäft

“Saints Row: The Third” greift unter die Gürtellinie

Spiele
14.12.2011 16:01
Eigene Wackelfiguren, Masken, Energydrinks und autogrammwütige Fans – die Saints sind trotz oder gerade wegen ihrer kriminellen Vergangenheit zu wahren Volkshelden mutiert. Doch Hochmut kommt bekanntermaßen vor dem Fall, und so müssen sich die Großstadt-Ganoven im dritten Teil von THQs Gangster-Game "Saints Row: The Third" gleich gegen eine ganze Reihe neuer Mitbewerber im dreckigen Geschäft behaupten.

Letztere haben nämlich ihren Einfluss ausgeweitet und heimlich, still und leise die Kontrolle über die diversen Viertel Stilwaters übernommen. Zu einer einvernehmlichen Lösung außerstande, bleibt den Saints nun nichts weiter übrig, als sich Stück für Stück zurückzuholen, was einmal ihres war.

Dass es dabei ordentlich zur Sache geht, dürfte Fans nicht weiter überraschen. Mit Teil drei geben die Entwickler ihren Spross jedoch endgültig der Lächerlichkeit preis: Sämtliche Dialoge und die im Spiel dargebotene Action sind so überdrüber, dass es die reinste Freude ist – immer vorausgesetzt, man teilt diese Art von Humor und kann sich für die ordentliche Portion Selbstironie im Spiel erwärmen.

Entdecke die Möglichkeiten
Was darunter zu verstehen ist, zeigt sich bereits beim Erstellen des eigenen Spielcharakters. Während die auf Realismus bedachte Rockstar-Konkurrenz den Spieler vor vollendete Tatsachen stellt, kann in "Saints Row: The Third" fast jedes nur erdenkliche Erscheinungsbild gewählt werden – von goldglänzender Haut über rosa Lockenpracht und einem aufgemalten Schnurrbart bis zur Zombie-Stimme.

Sogar Freunde der Freikörperkultur kommen auf ihre Kosten und können auf Wunsch nackt durch die Straßen ziehen. Da es sich um einen US-Titel handelt, sind die sensiblen Stellen allerdings verpixelt. Weniger zu stören scheint die Moralhüter in Amiland indes, dass viel Blut spritzt und nahezu jede Frau mit üppigem Vorbau und in Strapsen daherstolziert kommt.

Auch bei Waffen, Fahrzeugen (Roller, Kehrmaschine, Sportflitzer, Hubschrauber, etc.) oder den eigenen Gang-Kollegen wird deutlich, dass Individualisierung in "Saints Row" König ist. Wer über das nötige Kleingeld verfügt, kann vieles bis ins kleinste Detail verändern oder mit Upgrades aufrüsten. Zudem warten auch hier einige exotische und nicht ganz ernstzunehmende Stücke wie der rosa Dildo-Schlagstock, der Oktopuswerfer oder Professor Genkis Menschenkanone. Das auf einen Wagen angebrachte Utensil saugt Passanten auf und spuckt diese auf Knopfdruck wieder aus.

Mit Respekt an die Spitze der Oberwelt
Derlei Dinge wie außergewöhnliche Kostüme oder Vehikel dienen jedoch nicht nur dem Spaß allein, sondern erfüllen auch einen Zweck, verschaffen sie dem Spieler doch zusätzlichen Respekt. Und den braucht es, um seinen Einfluss auszubauen und die Kontrolle über die Stadt zurückzugewinnen. Weitaus mehr Respekt als mit einem Kätzchen-Rucksack erhält man allerdings durch das Absolvieren der zahlreichen und vielseitigen Missionen, die sich im Verlauf der Story oder beim Cruisen durch die Stadt auftun.

So gilt es etwa, unter Zeitdruck möglichst großen Schaden anzurichten, der Konkurrenz Damen des horizontalen Gewerbes abspenstig zu machen, in einer blutrünstigen Fernsehshow ums Überleben zu kämpfen oder die eigene Versicherung zu betrügen, indem man sich gekonnt und vor allem oft vor fremde Autos wirft. Die Aufgaben können mitunter recht fordernd sein, insbesondere da die Gegner zumeist in Scharen auftreten. Wer nicht das Zeitliche segnen und im nächstgelegen Krankenhaus aufwachen möchte, sollte daher rechtzeitig zu großen Kalibern greifen (Stichwort: Drohne) oder, besser noch, die eigene Gang um Verstärkung bitten.

Ansonsten kann man die Zeit nützen und auf Entdeckungstour in der freien Spielwelt gehen. Wirklich schön anzusehen ist diese auf der Konsole im Vergleich zur Konkurrenz aufgrund recht matschiger und niedrig auflösender Texturen zwar nicht, dafür aber groß und pulsierend. Genau das Richtige also, um sich eines der vielen Fahrzeuge zu schnappen und zu den stets perfekt zum Geschehen passenden Klängen der insgesamt acht Radiostationen durch die Straßen zu cruisen.

Fazit: Eines darf man definitiv nicht: "Saints Row: The Third" ernst nehmen. Die Entwickler tun es schließlich auch nicht. Und das ist auch gut so, gelingt es ihnen dadurch doch, sich neben der großen Konkurrenz von "GTA" eine eigene Lücke im Markt der Open-World-Games zu erschließen. Hier steht nicht die möglichst realistische Abbildung der Welt im Vordergrund, sondern vielmehr das Austoben in der virtuellen Sandkiste. Wer das erkennt und sich noch dazu für recht derben Humor erwärmen kann, kommt bei "Saints Row: The Third" trotz Abzügen bei der Optik voll auf seine Kosten.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: THQ
krone.at-Wertung: 8/10

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