Wechselwirkung

Forscher: Die Anden wachsen dem Regen entgegen

Wissenschaft
14.12.2011 14:32
Die Anden sind in den vergangenen zehn Millionen Jahren asymmetrisch gewachsen: Wie Forscher aus der Schweiz und Neuseeland herausgefunden haben, verformte sich die Erdkruste in Folge von ungleichen Niederschlagsmengen vor allem auf der Ostseite des südamerikanischen Gebirges - nämlich dort, wo am meisten Regen fällt.

Laut Angaben der Forscher ist die Verteilung des Niederschlags in den Zentral-Anden völlig unterschiedlich. In der Yungas-Region in Bolivien etwa fällt auf der Ostflanke des Gebirges bis zu 3.000 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter und Jahr. Auf der Westseite dagegen liegt die knochentrockene Atacama-Wüste, in der es praktisch nie regnet.

Unterschiedliche Erosionsraten
Weil Gebirge in einer dynamischen Wechselwirkung zwischen Hebung und Abtragung stehen, führt die enorme Differenz bei den Niederschlagsmengen zu einem ungleichen Wachstum der Bergkette, schreibt der Geologe Fritz Schlunegger von der Universität Bern gemeinsam mit seinem neuseeländischen Kollegen Kevin Norton im Fachblatt "Nature Communications". Der Grund dafür liegt im Unterschied der Erosionsraten, die maßgeblich durch den Regen beeinflusst werden.

Auf der Ostseite der Anden, wo viel Regen fällt, wird jedes Jahr ein Millimeter Gestein und Fels abgetragen. Auf der trockenen Westseite hingegen ist es hundert Mal weniger - nicht einmal 0,01 Millimeter pro Jahr. Die beiden Forscher untersuchten nun die Konsequenzen dieser Ost-West-Differenz für die Entwicklung der Anden.

Hebungen auf der regenreichen Ostseite
Sie erstellten dazu Längsprofile von Flüssen an beiden Flanken des Gebirges und Modellierungen der Entstehungsmechanismen der Anden. Daraus schließen die Forscher, dass es auf der regenreichen Ostseite noch heute starke tektonische Hebungen gibt. Im Westen dagegen sind die tektonischen Veränderungen seit etwa zehn bis sieben Millionen Jahren abgeschlossen.

Die Gebirgskette entwickelte sich in den vergangenen paar Millionen Jahren also vor allem im Osten. Und zwar weil die Westflanke wegen der ausbleibenden Erosion gar keine tektonische Deformation mehr zulässt, wie Schlunegger sagt. "Das Gebirge auf der Westseite ist aufgrund der abnehmenden Erosion zu dick geworden, um weiter durch die Tektonik bewegt zu werden."

Anden wachsen weiter asymmetrisch
Auf der Ostseite verhindere dagegen die fortdauernde hohe Abtragung eine zu große Verdickung des Gebirges. Dadurch kann der Gebirgskörper unter dem tektonischen Druck von unten weiter verformt werden. Die Anden wachsen also asymmetrisch, nämlich gegen Osten - und das werde sich wohl auch in den nächsten Millionen Jahren nicht ändern, so Schlunegger.

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