Festakt in Oslo

Friedensnobelpreis erstmals an drei Frauen überreicht

Ausland
10.12.2011 15:14
Der seit 110 Jahren verliehene Friedensnobelpreis ist am Samstag zum ersten Mal an drei Frauen überreicht worden. In Oslo hat die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf zusammen mit der ebenfalls aus Liberia kommenden Leymah Gbowee und der jemenitischen Journalistin Tawakkul Karman die Auszeichnung in Anwesenheit der norwegischen Königsfamilie und der Regierung in Empfang genommen.

Das Nobelkomitee des norwegischen Parlaments hat die Zuerkennung mit dem Einsatz der drei Preisträgerinnen für die Sicherheit von Frauen in Kriegen und ihre "volle Teilhabe an der Schaffung von Frieden" begründet.

Bei der Überreichung der Friedensnobelpreise haben Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf (73), Leymah Gbowee (39) sowie Tawakkul Karman (32) die Feier im Rathaus der norwegischen Hauptstadt zum Anlass genommen, mit Appellen für Frieden, Demokratie und vor allem Gleichberechtigung hervorzutreten.

Johnson-Sirleaf und Gbowee wurden für ihr Engagement zur Beendigung des Bürgerkrieges in Liberia geehrt. In dem Konflikt wurden auch Vergewaltigungen als systematische "Waffe" gegen Frauen eingesetzt. Karman ist eine der treibenden Kräfte bei dem monatelangen Volksaufstand im Jemen gegen das Regime des nunmehr abgelösten Präsidenten Ali Abdallah Saleh, der seit 1978 an der Macht war.

"Verlangen Freiheit und Würde"
Karman, mit 32 Jahren die jüngste aller Friedensnobelpreisträger seit der ersten Vergabe im Jahr 1901, sagte in Oslo: "Während ich hier spreche, verlangen junge Araber, Frauen wie Männer, bei friedlichen Demonstrationen Freiheit und Würde von den Regierenden." Der Friedensnobelpreis an sie sei die "Anerkennung der ganzen Welt für den Triumph der friedlichen Revolution im Jemen".

Johnson-Sirleaf sagte zur Vergabe des Friedensnobelpreises an zwei Afrikanerinnen und eine Araberin, dies zeige die "Universalität unseres Kampfes". Sie meinte weiter: "Wenn ich hier zu Frauen und Mädchen überall sprechen darf, dann möchte ich eine simple Einladung aussprechen: Meine Schwestern, meine Töchter, meine Freundinnen, findet eure Stimme!"

"Wichtige Treibkraft für Veränderungen"
Gbowee hatte als Streetworkerin Frauen gegen den Bürgerkrieg in Liberia mobilisiert und ist jetzt beim Aufbau einer friedlichen Zivilgesellschaft aktiv. Nobelkomitee-Chef Thorbjörn Jagland sagte zu den drei Preisträgerinnen in seiner Laudatio: "Sie repräsentieren eine der wichtigsten Triebkräfte für Veränderung in der heutigen Welt, wenn es um den Kampf für Menschenrechte im Allgemeinen und für die Gleichberechtigung von Frauen sowie für Frieden im Besonderen geht."

Die drei Frauen teilen sich die Dotierung von umgerechnet 1,1 Millionen Euro (zehn Millionen schwedische Kronen). Im vergangenen Jahr ging der Friedensnobelpreis an den immer noch inhaftierten chinesischen Regimekritiker Liu Xiaobo.

König Carl XVI. Gustaf überreicht übrige Preise
In Stockholm überreichte Schwedens König Carl XVI. Gustaf ebenfalls am Samstag die übrigen Nobelpreise. Literaturnobelpreisträger Tomas Transtroemer, ein schwedischer Lyriker, nahm den Preis in einem Rollstuhl sitzend entgegen. Der 80-Jährige kann seit einem Schlaganfall 1990 nur noch wenige, einzelne Wörter sagen und ist halbseitig gelähmt. Er galt seit vielen Jahren als Favorit auf den berühmtesten Literaturpreis der Welt.

Stellvertretend für ihren Mann Ralph Steinman übernahm Claudia Steinman den Medizinnobelpreis. Der Kanadier war Anfang Oktober, wenige Stunden vor der Zuerkennung des Preises für seine Leistungen als Immunologe, im Alter von 68 Jahren gestorben. Das Nobelpreiskomitee beschloss daraufhin, ausnahmsweise posthum einen Wissenschafter zu ehren, weil es von dem Tod nicht rechtzeitig unterrichtet worden sei.

Im Gegensatz zum Friedensnobelpreis blieben die wissenschaftlichen Preise wieder reine Männersache mit starker US-Dominanz. Den Preis für Physik teilten sich Saul Perlmutter (USA), Brian P. Schmidt (USA und Australien) und Adam G. Riess (USA) für ihre astrophysische Arbeit. Den Chemie-Preis erhielt der Israeli Dan Shechtman für die Entdeckung einer bisher unbekannten Kristallstruktur.

Den "Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften" teilen sich die US-Ökonomen Thomas J. Sargent und Christopher A. Sims. Die Nobelpreise werden seit 1901 traditionell am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobels.

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