Daune? Nein, Danke.

Die grausame Wahrheit hinter der Daunen-Industrie

Tierecke
09.12.2011 13:52
Die Daunenjacke wurde längst zum festen Bestandteil der Herbst- und Wintermode. Doch wieviel Tierleid in ihr steckt, wissen die wenigsten. Die Wahrheit um das "Naturprodukt Daune" ­­ist grausam. Bei vollem Schmerzempfinden werden den Gänsen ihre Federn aus der Haut gerissen, obwohl diese Praxis EU-weit eigentlich längst verboten wurde.

Die Lebendrupf wurde im gesamten EU-Raum verboten, wird aber dennoch in Ländern wie Ungarn weiterhin praktiziert. Marcus Müller von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" weiß, warum: "Es gibt nicht so viele Gänse, weltweit ca. 20 Millionen. Wenn ein Tier nur einmal im Leben gerupft würde, also wenn es tot ist, ginge sich das rein rechnerisch gar nicht aus, die ständig wachsende Nachfrage an Daunenprodukten abzudecken."

Und so werden die Gänse im Akkord kahl gerupft. Die Federn werden von Hals, Brust und Rücken gerissen, dabei entstehen oft blutige Wunden. Genäht werden diese ohne Betäbung, die Gänse rennen panisch gegen Wände und versuchen verzweifelt, sich zu verstecken. Dieses Prozedere muss ein Tier durchschnittlich viermal im Leben durchstehen, die so gewonnen Daunen landen dann als so genannte Prämiumqualität in den teuersten Jacken.

In Ungarn haben die "Vier Pfoten" dieses Jahr die massive Tierquälerei in mehreren Fällen dokumentiert und angezeigt. Doch statt die illegalen Gänserupfer strafrechtlich zu verfolgen, stellten sich die Behörden schützend vor die Täter - alle Strafanzeigen wurden trotz erschreckender Beweisvideos eingestellt. Die Polizei und Veterinärbehörden sehen in den nacktgerupften, verletzten Tieren keinen Rechtsverstoß. Die Tonnen von Daunen aus dem illegalen Rupf verschwanden spurlos.

Irrglaube: Rupfen während der Mauser ist schmerzfrei
Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hatte vor einiger Zeit für Entsetzen bei Experten und Tierschutz gesorgt, als sie der Branche das "Ausstreichen der Daunen während der Mauser" gewährte. Offiziell ist die Entnahme von Daunen und Federn bei lebenden Gänsen nur dann erlaubt, wenn es den Tieren keine Schmerzen, Leiden oder Verletzungen zufügt. "In der Praxis ist das natürlich vollkommen unrealistisch. Die Branche konnte weltweit noch keinen einzigen Betrieb nennen, der seine Daunen nur dadurch gewinnt, dass er den Gänsen während der Mauser die Daunen ausstreift", kritisiert "Vier Pfoten"-Kampagnenleiterin Dr. Martina Stephany. "Der Mauserrupf wird als Schlupfloch für den Lebendrupf missbraucht."

Irrglaube: Besser Produkte mit todgerupften Daunen kaufen
Doch trotzdem steckt eine grausame Praxis dahinter, wie Müller weiß: "Todgerupft klingt gut, es handelt sich dabei aber fast ausschließlich um Daunen von Stopflebergänsen. Der Kunde weiß das alles nicht. Er kauft nicht nur ein Produkt, das auf äußerst grausame Weise – Stopflebergänse werden drei Wochen lang praktisch zu Tode gefoltert, eine Praxis die in Österreich längst verboten ist – entstanden ist." Zudem sind die Federn und Daunen von Stopflebergänsen besonders klein, man kauft also schlechte Qualität.

Irrglaube: Daunen sind ein Öko-Produkt
Da diese Art der Tierhaltung ist extrem umweltschädlich ist, kann man keineswegs von einem Öko-Produkt sprechen. Es entstehen riesige Gülleseen, die die Landschaft verseuchen. Die Tiere werden mit Soja aus Brasilien oder Argentinien gefüttert, wofür dort riesige Waldflächen geholzt werden. Dazu wird die Daune, um sie widerstandsfähiger zu machen, oft zum Beispiel mit Teflon beschichtet, was sie strenggenommen zum Sondermüll macht.

Was ist die Alternative?
Müller: "Wir leben nicht mehr in der Steinzeit, wir müssen uns nicht mehr in Felle und Federn hüllen. Im 21. Jahrhundert gibt es genügend Hightech-Materialien, die mindestens gleichwertig gegen Kälte isolieren. Moderne Synthetikmaterialien sind preisgünstiger, wärmer, sehr lange haltbar und noch dazu feuchtigkeitsresistent."

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