Heißes Duell in Prag

Die “Krone” maß sich mit dem Poker-Weltmeister

Österreich
07.12.2011 09:23
Er wohnt in einer WG in Wien, ist Student, 22 und Poker-Weltmeister: Pius Heinz. Beim European-Poker-Tour-Turnier in Prag bat die frischgebackene Eminenz zum Tanz - und forderte, von Tennis-Legende Bum-Bum-Becker flankiert, Journalisten heraus. Die "Krone" saß als einziges österreichisches Medium mit am Tisch.

Eines gleich vorweg: Echte Prinzen vor dem Herrn sind sie nicht, Poker-Papst Pius I. und sein ein bisschen in die Jahre geratener Teamkollege Bum-Bum-Boris. ABER: Erstens - wer ist das schon? Zweitens - beim Pokern (Texas Hold'em) geht's um alles, aber niemals darum. Und drittens - DAFÜR haben die von "Poker-Stars" einen dritten Pro(fessionellen) ins Rennen gegen die Journaille entsandt: Sandra Naujoks, das ist Schönheit, stahlblaue Augen, scharfe Zunge - und (zumindest am Tisch) die Gefährlichkeit einer Schlange. Nickname (wen wundert's?): Black Mamba.

Der junge Mann mit der Kapuze
Da steht er also im Hilton zu Prag, leichtgewichtig und doch viele Millionen schwer, der frischgebackene Champion, UNSER Wödmasta, denn was haben wir ihn nicht rauf und runter gejubelt durch die Gazetten, den smarten 22-Jährigen mit dem Kapuzenpulli als Markenzeichen, endlich einmal auch WIR Weltmeister, ein Import-Poker-Papst zwar aus Big Germany, aber wer wird denn da kleinlich sein?

Bis Montagabend: Da ist es mit der Ösi-Piefke-Anbiederungs-Freundschaft vorbei. Da besinnen wir uns der alten, wohlgepflegten Feindschaften. Da heißt es folgerichtig: "Schlag den Heinz!" Weil: "Schlag den Raab!" war gestern und ist ein Dreck dagegen (und das Vorher-drüber-Reden und Vorher-davon-Träumen das Allerschönste überhaupt!).

Zu gewinnen gibt es für die Herren Schreiberlinge übrigens, nein, falsch geraten: nix vom 8,7-Millionen-Dollar-Kuchen vom Wödmasta und auch nicht Luxuskarossen, Fünf-Sterne-Kluburlaube, nein, zu holen gibt es vor allem dies: sehr viel Ehre und ein Respekt gebietendes Tischklopfen von den Großen für den, der sie mit Blatt und Bluff am Goderl zu kratzen weiß.

Und das geht so: Du tust, als ob du nicht wüsstest (oder weißt tatsächlich nicht), was gerade Mindesteinsatz (Big Blind) ist, wühlst ungelenk in deinem blitzartig zum Häufchen verschmolzenen Jetons, fängst einen charmanten Rüffel von der Dealerin ein (auch eine Art von Droge übrigens), um dann - do schau her, Wödmasta, so mocht ma des! - dem Poker-Papst (er hat Lunte gerochen, wittert seine Chance, sich eine der sieben lästigen Journalisten-Schmeißfliegen vom Hals zu bluffen, und erhöht, in deinem Rücken sitzend, kräftig) aus der Hinterhand eins überzubraten. Zwei Könige schon in der Pratze, von Anfang an, und er selber, ha, ein Bub mit Ass als Kicker, nicht der Rede wert, schwach, schwächer, Heinz, Wödmasta, rüber mi'n Sülber, her mit dem Zaster (danke fürs Copyright, Frau Innenminister)!

Und furt is a... da Wödmasta
Und aus. Und vorbei. Nun ja, nicht ganz. Zum Hosenausziehen hat's dann doch nicht gereicht, ABER ein Knopferl ist schon offen, den Rest besorgt sogleich (no na) die schwarze Mamba. Bluff, Re-Bluff sozusagen, All-in, und furt ist da Wödmasta. Ein für alle Mal. Jetzt gilt's.

Der jedoch nimmt's gelassen - kein Wunder, erst am nächsten Morgen geht es wirklich los bei der EPT, der European Poker Tour, um echte Kohle, und da sind ja auch noch der Bum-Bum und die Mamba, die Pro-Ehre zu wahren. Weil nett sein zu denen von der Presse (man weiß ja nie), das schon - aber irgendwann ist doch Schluss mit lustig, da wird dann zugebissen.

Zügig geht's voran beim Geben, die nächsten zwei Leichen pflastern das Oval (da waren's nur noch sechs), zwischen den Karten, rund um die Karten viel Gerede (nur Pius gibt den Schweigepapst), Palaver übers Wetter und andere Wichtigkeiten im voll klimatisierten Hotel-Saal, vor allem der Bulle im blauen Sweater zur Linken, der mit dem bösen Gschau in die Runde, wenn er seine Drohgebärden absetzt, ansonsten der Blick nur stier gegen das Tuch hin, Blähbacke von Natur. "Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?", flötet Boris in Sandras Richtung, als sie ein paar Zigarren, fein cellophaniert, aus der Handtasche fängt. "Das war in Barcelona." - "Ach ja?" - "Ja!" - "Wer sagt das?" - "Die Gerüchte sagen das." Sprach's - ging mit zwei Damen (Jargon: Siegfried & Roy) All-in und schickte die Mamba unter die Dusche. Quasi. "Gerüchte über dich gibt es ja genug, Boris!" Da auf einmal der Bulle. Der einzige Sager, der nicht aufs eigene Scheißblatt oder das Glück der Untüchtigen abzielt. Alles nur Taktik?

Taktik wird überhaupt großgeschrieben an diesem Abend. Eingangs schon, als Boris auf Krücken hereinhumpelt. "Beim Training auf einen Ball gestiegen. Knöchelbruch. Acht Wochen Gips." Zwei, drei Bierchen später dann, an anderer Stelle, dieselbe Frage. "Beim Fußball-Tennis. Da ist mir einer von der Seite voll rein. Ein Ex-Freund." Blutgrätsche? Na bum, Boris. Und: Also was denn jetzt, Boris?

Becker gibt die Antwort selbst, bläht den Hals, setzt den dümmsten aller Beckerblicke auf und lässt an Erkenntnis vom Stapel, was den ganz Großen vom nur Großen unterscheidet: "Pokerspielern kann man nicht trauen."

Übrigens: Im Showdown gegen Boris hat der Bulle den Nacken vorne. Er lächelt. Nur dieses eine Mal.

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