Highspeed-Rotation

Bislang schnellster rotierender Stern entdeckt

Wissenschaft
06.12.2011 14:45
Mithilfe des Very Large Telescope (kurz: VLT; Bild 3) der Europäischen Weltraumorganisation ESO in Chile haben Astronomen jetzt den am schnellsten rotierenden bekannten Stern entdeckt. Er dreht sich laut Angaben der Forscher 300 Mal schneller als unsere Sonne und droht durch die dabei entstehenden Zentrifugalkräfte regelrecht zerrissen zu werden.

Der extrem massereiche und helle junge Himmelskörper namens VFTS 102 (im Bild eine künstlerische Darstellung) befindet sich in unserer Nachbargalaxie, der Großen Magellanschen Wolke, in einer Entfernung von etwa 160.000 Lichtjahren zur Erde. Die Forscher gehen davon aus, dass der Stern eine bewegte Vergangenheit hat. Vermutlich befand er sich ursprünglich in einem Doppelsternsystem und wurde herausgeschleudert, als sein Partner als Supernova explodierte.

Im Tarantulanebel entdeckt
Gefunden wurde VFTS 102 von einem internationalen Forscherteam im Zuge der Durchmusterung des Tarantelnebels (Bild 2) in der Großen Magellanschen Wolke. Ziel der Suche waren die leuchtkräftigsten und massereichsten Sterne des Nebels. Unter den vielen hellen Kandidaten fiel den Wissenschaftlern insbesondere der Stern mit der Bezeichnung VFTS 102 auf.

Messungen zeigen, dass er mit einer enormen Geschwindigkeit rotiert – die Äquatorregionen der Oberfläche laufen dabei mit mehr als zwei Millionen Stundenkilometern um das Sternzentrum. Das entspricht der rund 300-fachen Rotationsgeschwindigkeit unserer Sonne. Durch die dabei entstehenden Zentrifugalkräfte ist VFTS 102 demnach kurz davor, zerrissen zu werden, berichten die Astronomen im Fachblatt "Astrophysical Letters". Die hohe Rotationsgeschwindigkeit ist auch verantwortlich für die abgeflachte Form (Bild 1) des Sterns, der von einer flachen Platte aus Plasma umgeben ist.

100.000 Mal heller als unsere Sonne
Die Astronomen haben außerdem herausgefunden, dass sich die Geschwindigkeit des Sterns, der etwa die 25-fache Masse unserer Sonne hat und rund 100.000 Mal heller als diese leuchtet, deutlich von den Geschwindigkeit der Sterne in seiner näheren Umgebung unterscheidet.

"Die auffällig hohe Rotationsgeschwindigkeit und die ungewöhnliche Bewegung verglichen mit seiner Umgebung haben uns neugierig gemacht. Wir wurden argwöhnisch und haben uns gefragt, ob der Stern eventuell eine besondere Vorgeschichte hatte", erklärt Philip Dufton von der Queen’s University im nordirischen Belfast, der Erstautor des Fachartikels, indem die Untersuchungsergebnisse präsentiert werden.

Aus Doppelsternsystem hinauskatapultiert?
Die Geschwindigkeitsdifferenz von VFTS 102 zu seinen Nachbarsternen deute darauf hin, dass er ein Ausreißer ist, der möglicherweise aus einem Doppelsternsystem hinauskatapultiert wurde, so die Forscher. Das dürfte geschehen sein, als sein Partnerstern als Supernova explodierte. Diese These wird durch zwei weitere Indizien unterstützt: In der Nähe befinden sich tatsächlich ein Supernova-Überrest und ein sogenannter Pulsar.

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