Alles gecheckt?

Von “Epic Fail” bis “Checka” – Wie die Jugendlichen reden

Österreich
02.12.2011 14:52
"Der checkt ja gar nix", "Was geht ab?" oder "chillen"- dass sich Jugendliche untereinander anders ausdrücken als etwa den Eltern oder Lehrern gegenüber, ist längst kein Geheimnis mehr. Vielen Erwachsenen stößt wohl ein wenig sauer auf, wenn ihre Kinder mit derb klingenden Begriffen um sich werfen. Dabei umschreiben die Teenager oft harmlosere Dinge, als man annehmen würde.

Was meist etwas rau klingt, ist keineswegs immer böse gemeint: Die Jugendlichen reden gerne so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, wie sich auch bei einem Lokalaugenschein in einem Wiener Gymnasium, dem Schulschiff "Bertha von Suttner", zeigt. Das durch die "Krocha"-Bewegung berühmt gewordene "Bam, Oida" ist übrigens bereits wieder "total out", wie die Schülerinnen und Schüler betonen: "Wenn einer so redet, nervt das eher, vor allem, wenn dann hinter jedem Satz ein 'Oida' steht. Da kriegt man ja gar nix mehr vom Satz mit."

Stattdessen fließen immer neue Begriffe, vor allem aus dem Fernsehen und dem Internet, in die Sprache der Jugendlichen ein. Schuldirektorin Judith Kovacic sieht die eigene Sprache ihrer Schüler sogar als "dritte Muttersprache": "Das macht einfach ihre Identifikation aus. Sprache verbindet und ermöglicht es, miteinander zu kommunizieren, ohne dass die anderen das gleich mitkriegen." Die Direktorin sieht die Art der Jugendlichen sich auszudrücken als "kreative G'schicht". "Wenn man es genau nimmt, ist das sogar eine Art Kulturgut."

"Wörterbuch der Jugendsprache" mit 1.500 Begriffen
Der deutsche Verlag Pons hat in seinem "Wörterbuch der Jugendsprache" 1.500 Begriffe zusammengetragen. Doch nicht mit allen konnten die österreichischen Jugendlichen etwas anfangen. Wie zum Beispiel bei der "Gartensalami", bei der sich um eine Salatgurke handelt. Geläufiger sind "abgehen", "vorglühen" und nicht zuletzt der "Checka". Ob die Teenager die Wörter kannten oder nicht, für Unterhaltung war mit dem ungewöhnlichen Wörterbuch gesorgt (siehe Video oben).

Die Sprache der Jugendlichen ist nicht nur vielfältig, sondern verändert sich auch immer wieder. "Epic Fail!" (Voll versagt!) und "eskalieren" (cool sein) gehören etwa zu den neueren Wörtern, die erst in den letzten Jahren Einzug in den Teenager-Wortschatz gehalten haben. Und während die "Dorfmatratze" wohl auch vielen Erwachsenen ein Begriff sein dürfte, wurde es unter den Jugendlichen mitterlweile durch das Wort "Volksempfänger" abgelöst.

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Experte: "Die eine Jugendsprache gibt es nicht"
Dass die Sprache der Jugend immer wieder Veränderungen unterworfen ist, bestätigt auch Bernhard Heinzlmaier, Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung in Wien. Allerdings bezweifelt er, dass sich Jugendliche bewusst eine eigene Sprache suchen, etwa um sich von den Eltern abzugrenzen.

Vielmehr werde die Sprache gerade vom familiären und sozialen Umfeld der Jugendlichen geprägt: "Meiner Meinung nach gibt es nicht eine Jugendsprache, wenn dann gibt es viele verschiedene Jugendsprachen. Die hängen dann auch sehr stark von Herkunft, Bildungsniveau etc. ab." Der Experte spricht auch das Identifikationspotential von Sprache an: "Natürlich hat Sprache etwas mit Identität zu tun und auch Zugehörigkeit wird damit vermittelt und gestiftet."

"Sprachvernichtung" durch Twitter und Co.
Sowohl die Schuldirektorin als auch der Jugendkulturforscher sehen allerdings eine Gefährdung der Sprachentwicklung durch Onlinedienste wie Facebook oder Twitter. Heinzlmaier: "Was da passiert, ist eine groß angelegte Sprachvernichtung und Sprachverstümmelung. Die stilvolle Sprache geht dadurch verloren."

Allerdings, so der Experte, müsse die Frage gestattet sein, ob man so eine Sprache in Zeiten von SMS und Co. überhaupt noch braucht. Schuldirektorin Kovacic meint dazu: "Die Jugendlichen sollten sich in jedem Fall bewusst sein, in welcher Situation welche Art von Sprache angebracht ist. Dann kann es durchaus beide Arten von Sprache geben."

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