Gibt es sie noch?

Bärenpopulation in Österreich gibt Rätsel auf

Österreich
02.12.2011 15:08
Unterschiedliche Auffassungen gibt es über die aktuelle Bärenpopulation in Österreich. Während der "Meister Petz" laut WWF in Österreich zum zweiten Mal ausgestorben ist, zählt der Kärntner Bärenanwalt Bernhard Gutleb sechs bis neun männliche Tiere im südlichen Bundesland. Für den WWF wiederum gehören diese "Teddys" nicht zur Bären-Bevölkerung Österreichs, da sie aus Slowenien zugewandert sind und auch immer wieder dorthin abwandern.

"Dem Bären ist es völlig egal, in welchem Land er sich aufhält, er wird beim Grenzübertritt auch keinen Pass vorweisen", sagte Gutleb. Die Tiere in Kärnten seien "selbstverständlich österreichische Bären", erklärte er. Sie würden teilweise schon seit 16 Jahren im Dreiländereck Kärnten, Slowenien und Italien leben.

Laut der Umweltorganisation ist das letzte Tier, das zum "echten" österreichischen Bestand zählte - der Braunbär Moritz - aus der heimischen Population verschwunden. "Das letzte Lebenszeichen von ihm gab es am 3. August 2010, damals tappte er in eine Fotofalle", erklärte WWF-Pressesprecherin Claudia Mohl. Die Zahlen der Umweltorganisation sind für den Kärntner zu pessimistisch. "Ich bin mir sicher, dass auch in den Zentralalpen zwei bis drei Bären leben."

Diskussion über Ansiedlung weitere Bären
Gleichgültig ob Österreicher oder Slowenen, fortpflanzen können sich die Tiere in Kärnten mangels weiblicher Gefährten nicht, bedauerte Mohl. Die Umweltorganisation hofft, dass der Bär erneut in Österreich angesiedelt werden kann. "Um eine beständige Population zu gewährleisten, ist ein Grundstock von mindestens zehn Tieren notwendig." Das sei weder teuer noch schwierig - es fehle nur am politischen Willen.

Der Bärenanwalt wiederum spricht sich gegen die Aussetzung eines Weibchens in Kärnten aus. "Auch wenn es wissenschaftlich sinnvoll ist, wäre es ein Eigentor." Freiwillig eingewanderte Tiere würden von der Bevölkerung eher akzeptiert werden als angesiedelte. "Alleine die Vorbereitungen für die Aussetzung würde mindestens drei Jahre benötigen - um alle mit einzubinden und zu erreichen, dass die Entscheidungsträger diesen Entschluss zumindest akzeptieren", zeigte sich Gutleb überzeugt.

Ein weiteres Problem sieht der Experte in der Rechtsfrage: "Wenn ein ausgesetzter Bär einen Menschen verletzt, ist die Haftungsfrage ungeklärt." Diese Situation sei heikel, "auch wenn es so gut wie nie vorkommt, dass ein Mensch zu Schaden kommt".

Bevölkerung steht Bären positiv gegenüber
Die Umweltorganisation sieht in der Akzeptanz der Öffentlichkeit eine hohe Notwendigkeit, um den Bestand der "Teddys" in Österreich zu sichern. In Kärnten sind laut Gutleb derzeit "80 Prozent der Bevölkerung Pro-Bär".

Dass die Angst vor Schäden teilweise überbewertet wird, zeigt das Beispiel aus dem südlichen Bundesland. "Durchschnittlich betragen die Wildschäden durch Bär, Luchs und Wolf seit 1971 jährlich zwischen 2.000 und 5.000 Euro", sagte der Bärenanwalt. Diese werden von der Versicherung der Jägerschaft bezahlt, bei Härtefällen hilft ein Fond des Amts der Landesregierung aus. Einzig im Jahr 2010 war die Summe höher. "Es wurden ungefähr 50 Schafe gerissen, viele auch vom Wolf. Der Schaden betrug 10.000 Euro", sagte Gutleb.

Bärenbestand seit 1999 rückläufig
Die nun gescheiterte Wiederansiedlung in Österreich begann mit der Einwanderung des Ötscherbären im Jahr 1972. Dieser bekam zwei weibliche und einen männlichen Gefährten. "Am Anfang hatte sich die Population gut entwickelt", sagte Mohl. Bis 2007 wurden 31 Bären in Österreich geboren. Die größte Dichte wurde 1999 mit zwölf erreicht. Seitdem ist die Bestandsentwicklung allerdings rückläufig, ab 1999 gibt es fast jedes Jahr ungeklärte Abgänge; die meisten Bären verschwanden 2000.

Das Schicksal vieler Tiere - wie auch jenes von Moritz (siehe Infobox) - ist ungeklärt. Laut Mohl gibt es drei Gründe dafür, dass die Bären in Österreich verschwunden sind. "Entweder sie wandern ab, sterben eines natürlichen Todes oder sie werden illegal abgeschossen", erklärte sie.

Erst am Donnerstag musste sich ein Jäger in Kärnten vor Gericht verantworten, der im Juni 2009 den Braunbären "Roznik" illegal erschossen haben soll. Dieses Tier stammte allerdings aus der slowenischen Population.

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