Aus nach 43 Jahren

Burschenschafter-Ball nach 2012 aus Hofburg verbannt

Wien
01.12.2011 15:23
Der Burschenschafter-Ball des Wiener Korporationsrings, der immer wieder für Proteste sorgt, wird nur noch einmal in der Hofburg stattfinden. Nach der Ballsaison 2012 werde man nicht mehr als Veranstaltungsstätte zur Verfügung stehen, wurde seitens der Wiener Hofburg am Donnerstag mitgeteilt. Für das kommende Jahr hatte man auf eine Absage durch die Burschenschafter gehofft - diese Hoffnung wird sich aber nicht erfüllen.

"Wir werden uns das in den Gremien anschauen, aber ich gehe nicht davon aus", so Organisator Udo Guggenbichler, der für die FPÖ im Wiener Gemeinderat sitzt. Die Entscheidung der Hofburg könne er jedenfalls nicht nachvollziehen. Seiner Ansicht nach handle es sich beim WKR-Ball um eine Veranstaltung, "die nicht einmal im Ansatz politisch agiert", da sie eine reine Tanzveranstaltung sei. Vielmehr werde man in ein "politisches Eck" gedrängt. Außerdem sei der Ball mit seinen Tausenden Besuchern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. "Unsere Gäste gehören zu den Leistungsträgern dieser Republik", vergaß der Organisator nicht zu betonen.

"Aktuelle politische und mediale Dimension"
Mit einer Absage des Balls bereits 2012 hatte Kongresszentrum-Geschäftsführerin Renate Danler angesichts des bereits laufenden Kartenverkaufs allerdings ohnehin nicht ernsthaft gerechnet. Die Absage für die Jahre danach wird mit der "aktuellen politischen und medialen Dimension, welche die Abhaltung des WKR-Balls in den letzten Jahren angenommen hat", begründet. Der Beschluss fiel am Donnerstag in der Generalversammlung der Betreibergesellschaft - und laut Danler einstimmig.

Die Betreiber unterstrichen, dass die Hofburg als international ausgerichtetes Kongress- und Veranstaltungszentrum eine politisch neutrale Position einnehme. "Wir stehen jedem Veranstalter offen, der auf Grundlage der Gesetze konstituiert ist, dessen Veranstaltung nicht gegen das Gesetz verstößt und der unsere Vertragsbedingungen einhält."

Deutschnationales bis rechtsextremes Milieu
Der WKR-Ball findet seit 43 Jahren immer am letzten Freitag im Jänner in der Wiener Hofburg statt. Der Wiener Korporationsring ist ein Zusammenschluss von Studentenverbindungen, die laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands dem deutschnationalen bis rechtsextremen Milieu entstammen. Immer wieder wird kritisiert, dass dabei neben FPÖ-Repräsentanten auch Mitglieder rechtsextremer Burschenschaften teilnehmen. Alljährlich gibt es deshalb Kritik, Gegendemos und Ausschreitungen.

Zuletzt hatten die Casinos Austria als Mitgesellschafter der Hofburg BetriebsgesmbH angekündigt, bei der Gesellschafterversammlung die Burschenschafterveranstaltung aufs Tapet zu bringen und sich gegen die Abhaltung dieses Balls aussprechen zu wollen. Man lehne jede Form von Extremismus entschieden ab und wolle Organisationen, die die nötige Distanz zu einschlägigem Gedankengut vermissen lassen, keine Bühne geben, wurde erklärt.

Grüne jubeln, FPÖ empört über "linkes Mobbing"
Der Wiener Grünen-Klubobmann David Ellensohn begrüßte die Entscheidung. "Die jahrelangen Proteste und Demonstrationen des antifaschistischen Österreich haben endlich gewirkt", freute er sich. Der Aufstand der Zivilgesellschaft gemeinsam mit den Religionsgemeinschaften, den Grünen und der Wiener SPÖ habe zu einem Umdenken beim Veranstaltungszentrum und seinen Gesellschaftern geführt.

Die FPÖ wiederum reagierte erbost auf die Verbannung des Balls aus der Hofburg. Die Eigentümer der Hofburg-Betriebsgesellschaft hätten offenbar "dem linken Mobbing und dem Druck der Straße nachgegeben", so Parteichef Heinz-Christian Strache, selbst Besucher des alljährlichen Burschenschafter-Treffens. Der FP-Chef verwies auf die touristische Bedeutung des Balls und sicherte den Veranstaltern seine volle Unterstützung zu.

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