Bub klagt Republik

Schulleiter: ‘Würgen oder Ohrfeigen mache ich nicht!’

Österreich
21.11.2011 18:46
Der Prozess um jenen Buben, dessen Eltern nach angeblichen Übergriffen durch einen Volksschuldirektor die Republik auf 3.500 Euro Schmerzensgeld verklagt haben, ist am Montag in Linz fortgesetzt worden. Das Kind habe Angst und Einschlafprobleme gehabt und sei zum starken Bettnässer geworden, sagte der Vater aus. Der Direktor berichtete wiederum von wiederholt aggressivem Verhalten des Schülers, das auch mit Verletzungen geendet habe.

Der Bub erzählte seinem Vater von insgesamt fünf Übergriffen in der ersten Klasse, beginnend wenige Wochen nach Schulbeginn. Er wollte das zunächst nicht wahrhaben, erklärte der 40-Jährige nun vor Gericht, "wir leben im 21. Jahrhundert". Der Direktor soll das Kind unter anderem am Hals gepackt und ihm eine Ohrfeige verpasst haben. Es habe seinem Sohn "sehr wehgetan, vor allem seelisch", sagte der Mann, der mit den Tränen kämpfte. Er entschied sich, den Buben in eine andere Schule zu geben und schaltete die Disziplinarbehörde ein. Das Verfahren wurde schließlich eingestellt.

Würgen oder Ohrfeigen? "Das mache ich nicht!"
Laut seiner Klassenlehrerin habe der Schüler Arbeiten verweigert und nicht ruhig sitzen können, berichtete der mittlerweile pensionierte Direktor. Der Unterricht sei dadurch massiv gestört worden. Er habe dem Buben wiederholt zu erklären versucht, dass in der Schule gewisse Regeln einzuhalten sind, so der Pädagoge. Dass er ihn und andere Schüler bei Raufereien mehrmals getrennt habe, bezeichnete er als "notwendiges Eingreifen". Von Würgen oder einer Ohrfeige wollte der Direktor nichts wissen. "Das mache ich grundsätzlich nicht." Er räumte ein, dem damals Siebenjährigen einmal einen "Klaps", der nicht wehgetan habe, gegeben und sich später dafür entschuldigt zu haben.

Kurt Lichtl (links im Bild), der Anwalt der Eltern, beantragte die Einvernahme der damaligen Klassenlehrerin, ihrer Vertretungslehrerin und einer Schulsozialarbeiterin. Zudem soll ein neurologisch-psychiatrisches Gutachten erstellt werden. Lichtl habe so agiert, dass der Ruf des Direktors ruiniert worden sei, kritisierte Herbert Arzberger (rechts im Bild), Anwalt der Finanzprokuratur, im Anschluss an die Verhandlung vor Journalisten. Der Bub habe seinen Vater offenbar nicht richtig informiert. Lichtl wiederum sprach von "schwammigen Aussagen" des Direktors und verlangte einen kritischen Umgang und die Aufklärung. Am 30. Jänner 2012 wird weiterverhandelt.

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