Entführungsprozess

Hauptangeklagter: “Wollte Bankerfrau nur beschützen”

Oberösterreich
10.11.2011 18:16
Am Landesgericht Linz hat am Donnerstag der Prozess gegen zwei Männer begonnen, die im September 2010 versucht haben sollen, die Frau eines Linzer Bankdirektors zu entführen. Der 56-jährige deutsche Hauptverdächtige gab vor dem Geschworenensenat an, er habe das Opfer lediglich vor seinem angeblich sehr gefährlichen Mittäter schützen wollen. Der Mitangeklagte, ein 32-jähriger Spanier, will mit der Sache allerdings gar nichts zu tun gehabt haben.

Als am 8. September 2010 an der Haustür geläutet wurde und die Bankiersgattin die Tür öffnete, versuchte ein Unbekannter, ihr den Mund zuzuhalten. Sie konnte allerdings trotzdem schreien und trieb den Mann so in die Flucht. Das Opfer rannte ihm sogar einige Meter nach und sah noch einen Komplizen. Die Frau lief anschließend zu den Nachbarn, die die Polizei verständigten.

Für die Staatsanwältin lag laut den Ermittlungen der Polizei auf der Hand, dass die beiden Männer eine Entführung planten. Sie hätten vorgehabt, ihr Opfer im Bad zu fesseln, dort festzuhalten und vom Ehemann 300.000 bis 400.000 Euro Lösegeld zu fordern.

Verräterische DNA-Spuren
In der Nähe des Tatorts hatten die Ermittler eine Sporttasche mit einer Handgranate – inklusive Zünder, aber ohne Sprenginhalt – sowie Perücken, Handschuhe, einen falschen Bart und zwei Funkgeräte entdeckt. Auf den Gegenständen wurden DNA-Spuren des Hauptangeklagten und Fingerabdrücke des mutmaßlichen Komplizen gefunden. Zudem wurde den Männern nachgewiesen, dass sie vor der Tat die Umgebung der Arbeitsstätte des Ehemannes und die Umgebung ausgekundschaftet hatten. Zudem waren sie mehrmals im Wohnort des Paares vorstellig geworden.

Anwalt: "Sicher ein Täter, aber auch Retter"
Vor Gericht schoben sich die Männer die Verantwortung gegenseitig zu. Der 56-jährige Hauptangeklagte gestand den Tatablauf zwar, sagte jedoch, er habe die Frau schützen und nicht lebenslänglich ins Gefängnis gehen wollen. Er war in Tschechien gefasst worden, hat bereits einige Kapitalverbrechen in den USA auf dem Kerbholz, nach eigenen Angaben arbeitete er dort im Sicherheitsbereich. Laut einem wirren Brief an die "Krone" soll er sogar einmal für die CIA gearbeitet haben (siehe Infobox).

Sein Mitangeklagter und dessen Vater, der ein kolumbianischer Drogenboss sei, hätten die Erpressung geplant. Er habe nur aus Angst vor angeblichen Hintermännern sowie aus Geldnot mitgemacht. "Er ist sicher ein Täter, aber er ist gleichzeitig auch ihr Retter", formulierte sein Verteidiger. Der Anwalt des 32-Jährigen sah das ganz anders: Sein Mandant sei nicht an dem Verbrechen beteiligt gewesen, "er war zur falschen Zeit am falschen Ort".

Der nächste Verhandlungstag ist wie geplant der 17. November, auch ein dritter Prozesstag wird nicht ausgeschlossen.

Kein Zusammenhang mit Bögerl-Entführung
Der 56-Jährige war übrigens wegen der Ähnlichkeit der Fälle auch im deutschen Mordfall Maria Bögerl (siehe Infobox) ins Visier der Kriminalisten geraten. Es habe sich aus den Ermittlungen aber kein Hinweis ergeben, dass der Mann etwas mit dem Verbrechen zu tun habe, teilte die Polizei in Heidenheim am Donnerstag mit. Die Bankiersgattin Maria Bögerl war am 12. Mai 2010 in ihrem Haus überfallen und im eigenen Wagen entführt worden. Eine Lösegeldübergabe scheiterte. Die Frau wurde 22 Tage später erstochen, ihr Mann erhängte sich gut ein Jahr nach der Entführung in seinem Haus.

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