Für die Schaffung eines vom nationalen Anbieter unabhängigen, getrennten Roaming-Marktes plädiert auch eine von der Telekom Austria vorgestellte Studie der Londoner Consulting-Firma Plum. Deren Autor David Lewin zufolge fördere die weitere Fortschreibung von Preisobergrenzen nicht Innovation und stärke auch nicht den EU-Binnenmarkt. Daher sollte die EU-Preisregulierung so früh wie möglich, nämlich 2014, auslaufen und durch einen getrennten Roaming-Markt ersetzt werden. Dieser Schritt würde die Unternehmen insgesamt 400 Millionen bis 700 Millionen Euro kosten, dem stünden jährliche Roaming-Einnahmen in der EU von 4,8 Milliarden Euro entgegen.
Technisch stünden für eine solche Lösung zwei Optionen zur Verfügung, die beide bis 2014 umsetzbar wären, heißt es in der Studie. Entweder könne der Kunde seine aktuelle SIM-Karte behalten, wobei der nationale Betreiber weiterhin über das Service die technische Kontrolle hätte. Der Roaming-Betreiber, für den sich Kunden dann extra entscheiden müssten, könnte zu einem regulierten Großkundentarif das Service von nationalen Betreibern kaufen.
Die zweite Option wäre die Ausstattung der Kunden mit neuen SIM-Karten, die doppelte Identifizierungen zuließen - für den nationalen und den Roaming-Betreiber. Die technische Kontrolle unterliege dann dem Roaming-Provider, dieser könnte zu ausverhandelten Großkundentarifen Roaming-Dienste von den nationalen Anbietern kaufen. Ein Nachteil der zweiten Option sei, dass sie technisch komplizierter und für den Kunden mit Verzögerungen verbunden sei, gaben Lewin und Zuser zu bedenken.
Die derzeitige EU-Verordnung für Roaming-Preisobergrenzen läuft Mitte kommenden Jahres aus. Die EU-Kommission hat im Juli vorgeschlagen, die Gebühren für europaweite Telefonate oder Datentransfers mit Mobiltelefonen bis 2014 jährlich weiter zu senken. So sollen bis Juli 2014 die Kosten für ein- und ausgehende Gespräche im EU-Ausland von derzeit 11 und 35 Cent vor Steuern auf dann 10 und 24 Cent pro Minute reduziert werden. "Ziel ist, dass der Unterschied zwischen Roaming- und nationalen Tarifen bis 2015 bei null liegt", erklärte die für digitale Agenden zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes.
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