Tagebuchtag

Pluhar schwört auf “den Dialog mit eigenem Selbst”

Adabei
07.11.2011 14:56
Auch in Zeiten von Blogs, Facebook und Twitter, wo Millionen Menschen online ihre momentane Befindlichkeit kundtun, hat das gute alte Tagebuch noch nicht seine Magie verloren. Es ist intim, persönlich, zuerst einmal nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Allein der eigenen Gedankenwelt gewidmet. Manchmal, wie bei Erika Pluhar, wird daraus später Literatur.

Die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Erika Pluhar ist eine begeisterte Aufzeichnerin von Lebenserinnerung. "Der Dialog mit dem eigenen Selbst, das beharrliche Durch-Denken dessen, was die Tage, das Leben einem schenken oder zumuten, hat mir in so mancher Situation das Überleben ermöglicht, und ich möchte jedem Menschen raten, sich durch Aufschreiben und Niederschreiben des täglichen Erlebens immer wieder zu erlösen. Außerdem ermöglicht uns die regelmäßige schreibende Betrachtung, das Leben nicht unbesehen und unversehens zwischen den Fingern davon fließen zu lassen, sondern wahrzunehmen, was es uns sagen und zeigen will", erklärte sie schon 2007.

Auch Starschwimmerin Fabienne Nadarajah schreibt Tagebuch. Sie sagt: "Spitzensport verlangt schon in früher Jugend eiserne Disziplin und hohe Motivation. Immer wieder muss man sich selbst Rechenschaft ablegen über die eigenen Ziele, das Erreichte bewerten und eventuelle Rückschläge verarbeiten. Ich habe meine Eltern, die mich unterstützen und meinen Trainer, der mich aufbaut. Aber zur Selbstbesinnung gibt es für mich nichts Besseres als eine stille Stunde mit meinem Tagebuch." Es seien Gedanken über das Leben, über die Welt und über meine eigenen Wünsche und Vorstellungen, die im Wasser bei der gleichmäßigen Übung des Schwimmens oft erst klare Konturen gewinnen würden, meint sie. "Jeder Mensch sollte sich schriftlich - in welcher Technik immer - über sein tägliches Leben oder besondere Ereignisse Aufzeichnungen machen, denn jedes Leben ist es wert, vor dem Vergessen bewahrt zu werden. Wenn ich älter werde, möchte ich wissen, was ich gedacht und empfunden habe. Deshalb ist nicht nur der Sport mein Leben, sondern auch mein Tagebuch."

TV-Legende Frank Hoffmann bedauert inzwischen, niemals mit dieser "Mädchensache" angefangen zu haben, und hat einen Nachruf auf sein "leider nicht geschriebenes Tagebuch" verfasst: "Früher, in meinen Schiller'schen Sturm- und Drangjahren, hielt ich es für eine sentimentale Mädchensache, dass man sich allabendlich hinsetzt und seinem Tagebuch das Herz ausschüttet. Ein lebenspraller Bursche lebt in den Tag hinein und hat solche Kinkerlitzchen nicht nötig. Heute, in etwas fortgeschrittenerem Alter, bedaure ich meine damalige arrogante Haltung, denn je älter man wird, umso weniger Lebenszeitgenossen umringen einen, mit denen man sich austauschen kann." Für den Fall eines erneuten Lebens habe er jedenfalls das Notieren von "Merk-Würdigkeiten" seines Lebenslaufes eingeplant.

Zum alljährlichen Tagebuchtag am 9. November (Infos und Termine dazu gibt auf www.tagebuchtag.at) finden in ganz Österreich wieder zahlreiche Veranstaltungen und Lesungen statt, sogar im Österreichischen Kulturinstitut in London.

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(Bild: kmm)



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