krone.at-Interview

Jennifer Rostock: “Intentionen? Haben wir nie”

Musik
31.10.2011 09:44
Wenn freche Punk-Arrangements mit wummernden Elektro-Beats angereichert werden, die kesse Frontfrau mit lasziven Outfits sowie Berliner Schnauze brilliert und Fans regelmäßig zu Hauptdarstellern verwandelt werden, kann es sich nur um eine Band handeln: Jennifer Rostock. Vor ihrem Gig im heillos überfüllten Wiener Flex gaben Frontfrau Jennifer und Keyboarder Johannes alias "Joe" krone.at ein kurzweiliges Interview über freizügige Österreicherinnen, die Verlockungen des Kommerzes und feuchtfröhliche Konzert-Vorbereitungen.
(Bild: kmm)

Die 100 Prozent Cellulitis-freien Beine in kaum mehr als ein dezentes Strumpfhöschen gehüllt, das gepiercte Gesicht zum Kindchenschema geschminkt und der volltätowierte Hals von der weißen Bluse perfekt akzentuiert - so schlendert Jennifer Weist von der Band Jennifer Rostock, ein paar Snips knabbernd, zum Interview-Termin im urigen Café des Wiener Flex. Dagegen wirkt Gründungsmitglied "Joe" im schlichten Casual-Look geradezu wie der Vorzeige-Schwiegersohn. Beim krone.at-Interview verschmelzen die beiden Charaktere aber zum perfekt eingespielten Mixed-Doppel. Hier der Beweis:

krone.at: Ihr beschreibt euch als sehr demokratisch geführte Band. Ist der Beschluss, dieses Interview zu geben, einstimmig gefällt worden?
Jennifer: Da muss nichts demokratisch entschieden werden. Wir machen das einfach, oder?
Joe: Genau.

krone.at: Ich frage deswegen, weil ich wissen möchte, wie gerne ihr Interviews knapp vor dem Auftritt gebt. Ist das lästig für euch?
Joe: Lästig ist das nicht. Das ist schon okay.
Jennifer: Wir sind ja noch nicht so lange auf Tour, daher haben wir auch noch nicht so viele Interviews gegeben. Da hast du Glück (lacht). Nein, Quatsch. Ein Interview ist ja nichts Schlechtes.

krone.at: Eure Techniker haben sich angesichts der kleinen Bühne hier im Flex ein wenig beunruhigt gezeigt. Haben kleine Locations einen speziellen Reiz für euch?
Jennifer: Ich wusste nicht, dass die Bühne so klein ist (lacht). Das stellt uns insofern vor Herausforderungen, als wir uns nicht so bewegen können wie üblich. Ich weiß jetzt schon, dass ich von unserem Bassisten, der sich gerne bewegt, wieder eine in die Fresse bekomme.
Joe: Aber je kleiner die Bühne, desto näher bist du am Publikum.
Jennifer: Klar.
Joe: So kriegt man die Reaktionen der Fans sofort mit.

krone.at: Nach eurem Gig in Graz war euer Facebook-Account voll mit Beiträgen von Fans, in denen sich zumeist das Wort "geil" fand. Was habt ihr mit den Grazern denn angestellt?
Jennifer (lacht): Ich weiß es selbst nicht genau. Es war einfach unglaublich gut in Graz. Die Leute haben applaudiert und gar nicht mehr aufgehört. Und wir sind auf der Bühne gestanden und wussten gar nicht, was wir sagen sollten.
Joe: Wir waren wirklich baff. Je besser das Publikum drauf ist, desto besser sind auch wir drauf.

krone.at: Ihr sagt selbst, das österreichische Publikum sei sehr in Ordnung, während die Schweizer eher reserviert wären. Was zeichnet die Österreicher aus?
Jennifer: Mich hat ziemlich begeistert, dass sie so ausgeflippt sind. Letztes Jahr und vor zwei Jahren waren wir auch hier, da waren die Mädels immer so freizügig. Ich find das gut!
Joe: Na ja, mir sind die Mädels egal, aber dafür ist das Catering immer spitze!
Jennifer: Ja, das stimmt.

krone.at: Euer aktuelles Album "Mit Haut und Haar" ist sehr rotzig, frech und punkig. Dabei könnte man meinen, je länger man im Musikbusiness ist, desto angepasster wird man – ist das ein Trugschluss?
Joe: Wir machen uns da gar keine so großen Gedanken, sondern machen das so, wie es uns gefällt. Und wenn's poppiger wird, wird's poppig, wenn's punkiger wird, wird's punkig.
Jennifer: Joe und ich schreiben die Songs und was es dann letztendlich wird, weiß man erst, wenn der Rest der Jungs was dazugegeben hat.

krone.at: Ihr habt also nicht schon von vornherein bestimmte Intentionen?
Jennifer: Ne, wir haben nie Intentionen (lacht).

krone.at: Vielleicht doch. Im Lied "Der Kapitän" greift ihr manche Methoden der Musikindustrie bzw. die Verkommerzialisierung an. Musstet ihr euch selbst nie verbiegen?
Joe: Uns wird das oft vorgeworfen, weil wir zum Beispiel bei "GZSZ" oder im ZDF-Fernsehgarten spielten.
Jennifer: Oder dass ich beim "Promidinner" mitgemacht habe.
Joe: Aber wir machen das, weil wir da wir selbst sein dürfen. Wenn wir uns nicht verstellen müssen, ist das doch lustig und wir sind überall dabei.
Jennifer: Wir sind auch dankbar für die vergangenen fünf Jahre und hoffen, dass es auch in zukunft so bleibt und dass wir einfach noch mehr Scheiße machen können.

krone.at: Ihr habt auch zweimal am "Bundesvision Song Contest" von Stefan Raab teilgenommen. Wie viel Popularität hat euch das gebracht?
Joe: Sicher ist es erstmal ein Karriereschub. Aber nur zu denken, dass, wenn man da einmal mitmacht, sich alles von allein ergibt, geht nicht. Man muss Fans an der Bühne abholen und live überzeugen.

krone.at: Auch den Soundtrack für "New Moon" habt ihr gemacht. Wie kam es dazu?
Jennifer: Die Leute haben noch eine deutsche Nummer gesucht und wir haben's dann mal versucht. Und die fanden es dann geil.

krone.at: Wie sieht jetzt noch die weitere Vorbereitung aufs Konzert aus? Was macht ihr jetzt noch?
Jennifer: Trinken, ne?
Joe: Einen reinstellen, "Queer as folk" gucken.

krone.at: Du gehst nicht gerade schonend mit deiner Stimme um, Jennifer.
Jennifer: Zumindest habe ich mit dem Rauchen aufgehört.

krone.at: Aus Rücksicht auf die Stimme?
Jennifer: Auch, ja.

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