"Mylo Xyloto"

Coldplay kochen auf ihrem neuen Album italienisch

Musik
14.10.2011 16:49
Am kommenden Freitag erscheint das lang erwartete neue Album der erfolgreichsten Band Englands. Die "Krone" hat mit Coldplay über ihr neues Werk mit dem kryptischen Titel "Mylo Xyloto" gesprochen. Chris Martin, Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman halten an ihrem Erfolgsrezept fest und klingen auf der neuen Platte so gut, wie es eben nur Coldplay können.
(Bild: kmm)

Für Gwyneth Paltrow ist ihr Mann Chris Martin der Picasso der Popwelt. Es ist nicht lange her, da wollte Chris Martin seiner Frau in einem eleganten Londoner Gourmettempel Gesellschaft leisten, leger wie immer mit Dreitagebart, ausgewaschenem T-Shirt und löchrigen Jeans. Dass dieser schmuddelige Typ der Ehemann von Hollywood-Star Paltrow sein soll, entlockte dem Restaurantmanager nur ein müdes Lächeln – und er verwehrte ihm den Eintritt. Der Frontmann von Coldplay, der zurzeit erfolgreichsten englischen Band, die in den vergangenen zwölf Jahren fast 50 Millionen Alben verkaufte, musste draußen bleiben.

Es ist eine bezeichnende Geschichte für Chris Martin. Er und seine Kollegen füllen zwar die größten Stadien, doch sobald die Scheinwerfer erlischen, fällt jeder Glamour von ihnen ab. Nicht einmal die Ehe mit der Oscar-gekrönten Schauspielerin Paltrow rüttelte an Martins Anti-Star-Image. Coldplay sind sympathisch normal geblieben, Kritiker halten die vier gar für langweilig. Dass sie so polarisieren, stört Chris Martin längst nicht mehr. "Ich finde nicht, dass wir uns besonders aufführen müssen, damit uns Leute für cool halten, die es selbst ohnehin auch nicht sind. Rock'n'Roll ist die Freiheit, ganz du selbst zu sein", meint er überzeugt. "Wenn du einen String-Tanga tragen und zu Abba tanzen willst, dann ist das Rock'n'Roll für mich."

Sie selbst sind außer mit ihrer Musik nie besonders aufgefallen. Was beweist, dass man keine Skandale produzieren muss, um in den Charts nach oben zu klettern – gute Songs zu schreiben reicht völlig aus. Dafür holten sie sich wieder die Hilfe des Produzenten Brian Eno, der schon für ihr Erfolgsalbum "Viva La Vida" an den Reglern werkte. "Nach der Arbeit an dieser CD meinte er: Das können wir besser. Also haben wir ihn gebeten, uns die 10 Gebote für ein gutes Album aufzuschreiben", erzählt Martin. "Manche waren ein wenig abstrakt wie Verwende nicht alle Farben für ein Gemälde. Oder: Koche wie die Italiener. Sprich: Verwende einfache Ingredienzen, mach es nur nicht zu ausgefallen und kompliziert." Das haben sie nun auch umgesetzt – und so klingen Coldplay wieder nach Coldplay. Traditionell gut, wie man es gewohnt ist und liebt – eben wie die italienische Küche.

Neues Album mit kryptischem Namen
Dabei klingt das neue "Erfolgsrezept" sehr exotisch. Kryptisch haben sie ihr Album "Mylo Xyloto" getauft. „Wir haben zwei Wörter erfunden, die man nicht einmal googeln kann. Wir haben es ausprobiert und keinen einzigen Treffer gelandet.“ Es spricht für Coldplay, dass Google schon eine Woche vor dem Erscheinen fast 14 Millionen Ergebnisse ausspuckt Die beste Erklärung kommt natürlich von der Band selbst: „Mylo Xyloto ist unsere Version eines Konzeptalbums, eine Liebesgeschichte. Wir haben die Nachrichten angeschaut und uns überlegt, ob zwei junge Menschen, die sich treffen, gemeinsam von einem Ort wie Afghanistan oder wo immer auch sonst sie von Dunkelheit umgeben sind, flüchten können. Zwei Menschen mit Problemen, die in der Gemeinsamkeit die Lösung finden. Mylo Xyloto könnte vielleicht der Name eines der beiden Charaktere sein. Es ist ein Geheimnis, aber das mögen wir.“

Ein wenig geheimnisvoller gibt sich Chris Martin seit neuestem auch, wenn er die Welt verbessern will. Früher malte sich der überzeugte Veganer und Umweltschützer Botschaften wie "Make Trade Fair" auf den Arm, um wie sein Kollege Bono die Menschheit mit erhobenem Zeigefinger zu bekehren. Nun nimmt er sich ein wenig zurück, was nicht heißt, dass er die Fairtrade-Organisation Oxfam weniger unterstützt. "Ich halte nichts von Kampagnen", gesteht er. "In der Zeit, als ich mir den Arm beschriftete, haben wir definitiv kampagnisiert. Nun agieren wir subtiler. Auf unserer Website und bei den Konzerten sieht man, wen wir unterstützen, aber wir zwingen es niemandem mehr auf."

Und so werden sie demnächst auf ihrer großen Tournee ihre Botschaften um die Welt tragen – ihre politischen wie ihre musikalischen. Gwyneth Paltrow muss dann wieder für lange Zeit alleine in Restaurants sitzen – doch diesmal, weil ihr Mann im Rampenlicht steht. Mit sympathischer Bescheidenheit liebt die Hollywood-Schönheit ihr Leben als Rockstar-Frau und ist stolz auf den Vater ihrer zwei Kinder. "Er ist ein musikalisches Genie. Es ist, als ob ich mit Picasso zusammenwohnen würde", schwärmte sie unlängst begeistert. Chris Martin selbst will nichts über seine Glamour-Ehe sagen – denn auch wenn es um sein Privatleben geht, "kocht er italienisch", nur nicht zu ausgefallen.

Das Interview führte Matt Munday.

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