Nach 10 Jahren Pause

Roxette: Auferstehung in der Wiener Stadthalle

Musik
11.10.2011 10:36
Fast auf den Tag genau zehn Jahre – so lange mussten die Fans warten, bis Roxette wieder in Wien Station machten. Dass es am Montag überhaupt so weit kam, ist immer noch ein kleines Wunder. Denn jahrelang litt Sängerin Marie Fredriksson an den Folgen eines Gehirntumors. Dementsprechend ausgelassen feierten die Fans den perfekten Auftritt in der Stadthalle, der einer Wiederauferstehung gleich kam.
(Bild: kmm)

"We forgot this one!" – "Das hier haben wir noch vergessen!" Ganz am Ende des Stadthallen-Konzerts hat Gitarrist Per Gessle sein verschmitztes Lächeln noch nicht verloren und macht die Fans noch einmal so richtig heiß für den Rausschmeißer: "Listen To Your Heart", einer der ganz großen Roxette-Klassiker. Noch einmal gibt es Wohlfühl-Stimmung für alle.

Zwei Stunden hatte zuvor die Reise durch ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte gedauert. Der Sound war von der ersten Nummer an - "Dressed For Success" - perfekt und die Band zum Auftakt ihrer Hallen-Tournee offenbar blendend aufgelegt. Die vergleichsweise spartanisch eingerichtete Bühne? Die mit sieben Mitgliedern nicht gerade opulent ausgelegte Band? Alles egal! Ausstrahlung und Spiellaune machten das locker wieder wett.

Klatschen, singen, gröhlen
Denn immer wieder liefen Per Gessle und Marie Fredriksson zu den Bühnenrändern, um die Fans zum Klatschen, Singen oder vielleicht auch nur Gröhlen zu animieren. Und strahlten dabei, als hätte niemals der dunkle Schatten von Maries Krankheit über den vergangenen Jahren gelegen. Natürlich ist die Sängerin auch neun Jahre nach ihrer Gehirntumor-OP immer noch eingeschränkt und kann nicht mehr über die Bühne sprinten. Auch ihre Stimme schien früher beweglicher. Doch es ist immer noch unverkennbar Marie, die dort oben am Mikro steht.

Nach dem Konzert noch auf ein Bier mit Per und Marie?
Erstaunlich war am Montagabend, wie nahbar das Duo mitsamt seiner Band herüberkam. Irgendwie hatte man permanent das Gefühl, als würden da oben auf der Bühne alte Freunde stehen, die durch einen komischen Zufall ein Rockkonzert spielen dürfen – und das genießen wie die kleinen Kinder. Die Rockstar-Posen, die bei anderen lächerlich erscheinen, wirkten hier auf einmal ausgelassen, fröhlich und echt. Dazu zählten auch die Mini-Polonaise dreier Bandmitglieder am Bühnenrand, Soli en masse und eine scheppernde Donauwalzer-Einlage auf der Gitarre. Fast hätte man erwartet, dass die Band nach dem Konzert noch von der Bühne kommt, damit man den Abend gemeinsam bei einem Bier ausklingen lassen kann.

Doch das war natürlich nur eine Illusion. Denn letztendlich war es vor allem die Routine, die das Konzert so rund erschienen ließ. Roxette wissen ganz genau, welche Lieder bei den Fans gut ankommen. Und so spielten die Schweden kaum Songs vom aktuellen Album "Charm School", sondern vor allem Klassiker wie "How Do You Do", "Joyride", "The Look" und "Dangerous". Denn die ziehen halt immer noch am besten. Vor allem dann, wenn die Fans weite Strecken mitsingen dürfen, während die Band nach den Auftakt-Akkorden nur regungslos auf der Bühne steht, ins Publikum lächelt und genießt. So geschehen bei "It Must Have Been Love", das die Wiener vermutlich problemlos bis zum Ende hätten singen können, wenn Roxette sie denn nur gelassen hätten.

Sollte Marie - was man durchaus verstehen könnte - sich nicht noch einmal die Strapazen einer Tournee antun wollen, dann können die Wiener Fans mit einem lachenden und einem weinenden Auge an diesen Abend zurückdenken. Weinend, weil einer der ganz großen Pop-Acts der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr auftreten wird. Und lachend, weil sie ihre Lieblinge nach dieser Show in bester Erinnerung behalten können.

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