Fluch oder Segen?

Auf blutigem Kreuzzug mit “The Cursed Crusade”

Spiele
30.09.2011 16:00
Was nützt die beste Action, wenn es ihr an Grundlage in Form einer soliden Story fehlt? So manch an sich gutes Spiel ist an dieser Herausforderung bereits gescheitert und dadurch bei Kritikern und Gamern in Ungnade gefallen. Die im Mittelalter angesiedelte 3rd-Person-Metzelei "The Cursed Crusade" sieht sich mit der exakt gegenteiligen Problematik konfrontiert: Vor lauter Geschichte hat man offenbar auf die Action vergessen.

Der junge Tempelritter Denz de Bayle und sein spanischer Gefährte Esteban Noviembre haben ein Problem, ein ziemlich großes sogar: Beide sind sie verflucht und haben niemand Geringeres als den Tod höchstpersönlich im Nacken. Immer wieder von höllischen Visionen geplagt, machen sich die beiden zur Zeit des viertes Kreuzzuges daher von Frankreich bis ins ferne Konstantinopel auf, um sich des Fluchs zu entledigen und so – nicht ganz uneigennützig – ihre Seelen doch noch vor dem Fegefeuer zu bewahren.

Ganz so schlimm, wie es vielleicht scheinen mag, ist es um die beiden Recken allerdings auch nicht bestellt. Der Fluch hat schließlich auch seine guten Seiten. Denn hat sich Protagonist Denz erst einmal in Rage geprügelt und im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt, wechselt er auf Knopfdruck in eine Art infernalische Parallelwelt, in der der ansonsten recht gewöhnliche Templer neben gesteigerter Kraft auch über besondere Fähigkeiten verfügt. So können etwa Schwachstellen in Mauern aufgespürt werden oder mittels gleißender Flamme verlorene Seelen geläutert werden.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass der Fluch bei zu intensiver Nutzung an der Seele kratzt, weshalb die höllischen Ausflüge nur von kurzer Dauer sein sollten. Eine Bereicherung für das Gameplay sind sie dennoch - zeichnet sich dieses ansonsten doch durch monotones Button-Mashing aus -, um den nicht gerade intelligent agierenden Gegnern zu Leibe zu rücken.

Umfangreiches Waffenarsenal
Zur Auswahl stehen dafür vom Schwert über die Lanze bis zur Armbrust unzählige altertümliche Waffen, die mit der Zeit jedoch verschleißen und dann nur noch ein Stumpen in der Hand des Helden sind. Rechtzeitig nach einem passenden Ersatz Ausschau zu halten, zahlt sich also aus. Wie sich Denz im Kampf schlägt, ist neben der Wahl der Waffe auch von seinen Fähigkeiten abhängig, die nach jedem Abschnitt aufgelevelt werden können. Für jede Waffengattung können überdies neue Kombos (etwa für Finishing Moves) freigeschaltet werden. In der Regel sind diese aber nur für die schwerer bewaffneten Gegner vonnöten, die fähig sind, einen Angriff mit der Waffe oder dem Schild zu blocken.

Zu viel des Guten
Davon abgesehen metzelt sich das verfluchte Duo jedoch auf recht simple Art und Weise durch die zumeist schlauchartigen Levels. Einziger Anreiz, sich in diesen länger aufzuhalten, sind einige versteckte Kisten, die es zu entdecken gilt. Der Spielfluss wird dabei mit regelmäßiger Gewissheit von Cutscenes unterbrochen, in denen die Geschichte vorangetrieben wird. Dass so viel Augenmerk auf die Story gelegt wurde, ist zwar durchaus löblich, doch gerade zu Beginn des Spiels wirken die ständigen Zwischensequenzen eher langatmig und lähmend.

Zugutehalten muss man den Entwicklern aber, dass sie viel Zeit und Mühe in die Erschaffung der Spielwelt investiert haben. Trotz zahlreicher Grafik- und Physikfehler können sich die historischen Schauplätze sehen lassen, die die mittelalterliche Atmosphäre gut einfangen. Die deutschen Synchronsprecher bemühen sich zudem redlich, den teils hölzernen Animationen Leben einzuhauchen. Gerade das Wechselspiel zwischen dem jungen Templer und dem spanischen Schlitzohr sorgt immer wieder für amüsante Momente.

Koop-Modus
Wer möchte, kann den virtuellen Esteban übrigens auch gegen einen realen Spieler eintauschen und im Koop sowohl online als auch per Splitscreen zu zweit vor einer Konsole raubend und brandschatzend durchs Mittelalter metzeln.

Fazit: Fluch oder Segen? Ganz einfach macht es "The Cursed Crusade" dem Spieler nicht. Positiv zu bewerten sind die sehr gut eingefangene mittelalterliche Stimmung des Spiels, die beiden Hauptcharaktere, denen durch die Leistung der Synchronsprecher Leben eingehaucht wird, sowie das umfangreiche Kombo-System und der Koop-Modus. Dem gegenüber stehen die vielen Grafikpatzer, die ausufernden Zwischensequenzen, die schlauchartigen Levels und vor allem die bis auf wenige Ausnahmen sehr simplen Kämpfe, die auch die tollsten Kombo-Attacke überflüssig machen. Wer ein Faible für die Kreuzzüge, Daumen-Krämpfe und reichlich Pixel-Blut hat, wird sich davon aber nicht abschrecken lassen und auch mit "The Cursed Crusade" um die zehn vergnügliche Stunden vor Konsole oder PC verbringen können.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: dtp
krone.at-Wertung: 7/10

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