Neue Prognose

Unserer Wirtschaft geht bereits wieder die Puste aus

Österreich
30.09.2011 12:17
Das österreichische Wachstum wird 2012 deutlich geringer ausfallen als erwartet. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo und das Institut für Höhere Studien, das IHS, schätzen in ihrer am Freitag veröffentlichten Prognose für 2012 nur mehr 0,8 bzw. 1,3 Prozent reales Wirtschaftswachstum. Dies entspricht im Vergleich zur letzten Prognose vor drei Monaten in etwa einer Halbierung. Allerdings: Selbst die reduzierte Prognose gilt nur dann, wenn die Euro-Krise sich nicht weiter verschärft.

Die Erwartungen für heuer wurden bislang nicht revidiert. Das Wifo sieht durch das Brummen des Konjunkturmotors in Mitteleuropa bis in die Sommermonate weiterhin einen Zuwachs von 2,9 Prozent, das IHS einen von 3,0 Prozent. Gegen Jahresende 2011 sollte sich das Wachstum aber deutlich verringern. Die prognostizierten Wifo/IHS-Zahlen wären mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 (-3,9 Prozent) die schlechtesten Jahreswerte seit 2003, als das Bruttoinlandsprodukt nur um 0,8 Prozent gewachsen war.

Dabei steht die aktuelle Vorhersage unter äußerst optimistischen Annahmen. Sie gilt - wie das Wifo schreibt - nur für den Fall, dass es keinen Staatsbankrott in der Eurozone gibt, dass die gemeinsame Währung in ihrer derzeitigen Form fortbesteht, dass die Zinsen für die Staatsschulden nicht deutlich ansteigen und dass es keinen weiteren Aktienkursverfall gibt.

"Momentan ist der gefährlichste Zeitpunkt seit Krisenbeginn, aber er ist vielleicht die allerletzte Chance auf Reformen und Strukturverbesserungen", mahnte Wifo-Chef Karl Aiginger bei der Vorstellung der Herbstprognose.

Weltwirtschaft würgt österreichische Exporte ab
Nach Meinung der Wirtschaftsforscher wird die Weltwirtschaft 2012 langsamer expandieren als bislang erwartet und dadurch die österreichischen Exporte in Mitleidenschaft ziehen. Eine Erholung der österreichischen Investitionskonjunktur, die erst vor Kurzem eingesetzt hat, "bricht früh ab", schreibt das Wifo. "Mit der Unterbrechung der Konjunkturerholung verlangsamt sich das Beschäftigungswachstum und die Arbeitslosigkeit steigt wieder."

Konkret rechnet das Wifo 2012 mit einer höheren Arbeitslosenquote von 7,0 Prozent. Bisher war man von einem Gleichbleiben auf dem heurigen Niveau (6,6 Prozent) ausgegangen. Das IHS rechnet mit 6,9 Prozent Arbeitslosigkeit nach 6,7 Prozent im heurigen Jahr. Nach den anders definierten Eurostat-Kriterien wird für nächstes Jahr mit 4,4 Prozent Arbeitslosigkeit nach 4,3 Prozent in diesem Jahr gerechnet.

Der österreichische Arbeitsmarkt habe sich 2011 gut erholt, schreibt das IHS. Weil sich die Beschäftigungsdynamik wegen der Konjunktur verlangsame und das Arbeitskräfteangebot steige, "rechnet das Institut mit einem Anstieg bei den vorgemerkten Arbeitslosen um 7.000 Personen".

Inflationsrate sinkt deutlich
Dagegen wird es wegen der schlechteren Konjunktur einen "deutlichen Dämpfer" für die Inflationsraten geben. Während die Verbraucherpreise heuer noch um 3,1 Prozent höher liegen sollen, soll die Inflationsrate laut Wifo und IHS auf 2,1 Prozent absinken. Ende Juli hatten die Ökonomen die Inflation für 2012 noch bei 2,6 Prozent gesehen. Die Reallöhne werden 2012 laut Wifo mit +0,1 Prozent netto quasi stagnieren.

Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer forderten noch am Freitag von der Regierung konjunkturstützende Maßnahmen, um der Abschwächung der Wirtschaftsentwicklung besser entgegenwirken zu können. "Nun müssen Strukturreformen rasch angegangen und umgesetzt werden", so WKÖ-Präsident Christoph Leitl. "In dieser Situation muss die Wirtschaftspolitik in innovativer Weise Konjunktur und Arbeitsmarkt stützen", forderte auch AK-Präsident Herbert Tumpel.

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