"Most wanted"

Top-Terrorist Al-Awlaki offenbar bei Luftangriff getötet

Ausland
30.09.2011 11:55
Anwar al-Awlaki, einer der meistgesuchten Terroristen der Welt, soll im Jemen getötet worden sein. Das meldete der TV-Nachrichtensender Al-Arabiya am Freitag unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Sanaa. Unbestätigten Meldungen zufolge soll es sich um einen Luftangriff der US-Armee gehandelt haben. Der jemenitische Hassprediger mit amerikanischem Pass hatte zur Tötung von Amerikanern aufgerufen.

Die USA führten ihn auf einer schwarzen Liste, nach der er "tot oder lebendig" hätte gefasst werden sollen. Al-Awlaki soll mehrere englischsprachige Islamisten im Jemen rekrutiert haben, um Anschläge im Ausland auszuführen.

"Attacke von US-Flugzeugen"
Mit Awlaki seien weitere Al-Kaida-Kämpfer ums Leben gekommen, hieß es in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums. Nach Angaben von Stammesvertretern starb Awlaki bei einem Angriff von US-Kampfflugzeugen auf zwei Fahrzeuge in der Wüstenprovinz Marib im Osten des südarabischen Landes. "Die Attacke wurde von US-Flugzeugen ausgeführt", hieß es. Die Kampfjets überflogen die Region demnach bereits seit einigen Tagen.

Durch seine Jugendjahre in den USA, wo er geboren wurde, wusste der 40-Jährige besonders gut, wie man kulturell entfremdete Muslime im Westen für den islamistischen Terror gewinnt. Er soll mehrere englischsprachige Islamisten im Jemen rekrutiert haben, um Anschläge im Ausland auszuführen. So stand Awlaki etwa in Kontakt mit dem "Unterhosenbomber", der zu Weihnachten 2009 versuchte, eine Passagiermaschine über Detroit zu sprengen. Mehrfach rief er Muslime dazu auf, US-Bürger zu töten. Awlaki soll zudem in Kontakt mit dem Amokläufer von Fort Hood gestanden sein, der 2009 auf dem US-Militärstützpunkt 13 Menschen getötet hatte.

Im April 2010 ordneten die USA Awlakis "gezielte Tötung" an. Die "New York Times" berichtete, es sei "extrem selten" oder gar das erste Mal, dass ein Amerikaner auf die Todesliste gesetzt werde. Der Vater des Terrorverdächtigen versuchte vergeblich, seinen Sohn auf juristischem Wege von der Liste streichen zu lassen - ein Bezirksgericht in Washington verwarf seine Klage. Im Mai vergangenen Jahres hatte eine US-Drohne den gesuchten Terroristen bei einem Raketenangriff im Jemen verfehlt. Nachdem ein Gericht im Jemen im November seine "gewaltsame Festnahme" angeordnet hatte, verschärften die Sicherheitskräfte des Landes ihre Jagd auf Awlaki.

Potenzieller Bin-Laden-Nachfolger
Nach der Beseitigung von Osama Bin Laden durch ein US-Spezialkommando in Pakistan im Mai war Awlaki auch als potenzieller Nachfolger an der Spitze des Al-Kaida-Netzwerks gehandelt worden.

Der jemenitische Präsident Ali Abdallah Saleh wird in der eigenen Bevölkerung kritisiert, weil seine Regierung den Kampf gegen das Terrornetzwerk immer mehr den USA überlässt. Vor allem die Stammesregion um Marib gilt als Rückzugsgebiet von Al-Kaida. Im Mai des Vorjahres war der Vizegouverneur der Provinz Marib, Jaber al-Shabwani, von einer Kampfdrohne der US-Armee getötet worden.

Saleh warnt vor Al-Kaida-Herrschaft
Indes stellte sich Saleh dem Westen gegenüber als verlässlichen Partner im Kampf gegen Al-Kaida dar und warnte vor weiteren Rücktrittsaufforderungen. "Wir kämpfen in Koordination mit den Amerikanern und den Saudis gegen Al-Kaida in der Provinz Abyan", sagte der 69-Jährige am Freitag in einem Interview mit der "Washington Post".

Saleh wandte sich direkt an die Öffentlichkeit in den USA: "Ich möchte eine Frage stellen: Haltet ihr an eurer Verpflichtung fest, die Einsätze gegen die Taliban und Al-Kaida fortzusetzen? Falls ja, dann ist es gut. Aber was wir sehen, ist, dass die USA und die internationale Gemeinschaft Druck ausüben, den Prozess der Machtübergabe im Jemen zu beschleunigen. Und wir wissen, wo die Macht hingeht - sie geht zu Al-Kaida." Der Präsident lehnte einen Rücktritt erneut ab und stellte stattdessen neue Vorbedingungen für eine Machtübergabe. Demnach dürften Mitglieder der rivalisierenden Al-Ahmar-Familie weder zu Wahlen antreten noch politische Ämter übernehmen, wenn er sich aus der Politik zurückziehen sollte.

Andauernde Proteste gegen Machthaber
Der Präsident war erst vor einer Wochen nach Sanaa zurückgekehrt. Der seit 1978 regierende Staatschef war Anfang Juni bei einem Bombenangriff auf den Präsidentenpalast verletzt und dann zur medizinischen Behandlung nach Saudi-Arabien gebracht worden. In den Tagen zuvor war der Machtkampf mit der Opposition und Stammesführern eskaliert. Seit Jänner fordert die Protestbewegung den Rücktritt Salehs. Die Opposition macht Saleh für den Tod von mindestens 650 Demonstranten seit Ausbruch der Unruhen verantwortlich.

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