"Krone"-Reportage

Eugen A.: “Lieber Ehrenmann als kleiner Feigling”

Oberösterreich
28.09.2011 18:25
"Ruhe. Das ist alles, was ich mir und meiner Familie jetzt wünsche. Keine Telefonate, keine Mails, keine Interviews." Am Mittwoch, dem Tag seiner Heimkehr, hat sich Dr. Eugen A. vielschichtiger gezeigt - ein liebender Familienmensch, aber auch einer, dem es um Prinzipien und Anstand geht. Denn: Er will zurück zum Prozess nach Dubai.

Als der AUA-Flug "OS 840" um 5.37 Uhr auf dem Schwechater Rollfeld aufsetzt, ist es für Dr. Eugen A., den "Dubai-Arzt", spürbar, nach außen hin fast hörbar: Da fällt einem ein Stein vom Herzen. Up-Grading auf Business hin oder her (bei der AUA war man so freundlich) - an Schlafen war während des fünfeinhalbstündigen Heimfluges keine Sekunde zu denken. Zu stark waren noch "die quälenden Erinnerungen an die Anklage wegen Sterbehilfe", sagt er. Aberwitzige, unhaltbare Anschuldigungen.

Herzliche Umarmung mit "Unbekanntem"
Umso größer die Freude, als ihn Peter Launsky-Tieffenthal (siehe auch Interview in der Infobox), Sprecher des Außenamtes, abholt: zwei Männer, die einander zuvor noch nie gesehen haben und sich doch spontan um den Hals fallen - aus Dankbarkeit der eine, aus Freude, dass es doch geklappt hat mit der Ausreise, der andere. Seit August ist die Frau des Anästhesisten aus Bad Ischl schwer erkrankt. Jetzt führt ihn der erste Weg ans Krankenbett von Frau Antonia.

"Am 16. Oktober wieder vor Gericht"
Freude auf der einen Seite - da sind ja auch seine beiden Söhne, und auch der Hund, doch die Euphorie, die ob aller Dankbarkeit herrschen müsste, ist stark gedämpft. Und über allem schwebt auch noch etwas anderes: die Rückkehr nach Dubai. Denn für A. steht sein Weg fest: "Am 16. Oktober, dem nächsten Prozesstag, werde ich vor Gericht erscheinen." Zurück in den Wüstenstaat, trotz der abstrusen "Sterbehilfe-Anklage". A. will "als Ehrenmann" erscheinen - und nicht als Feigling irgendwo untertauchen. "Bis ans Ende meiner Tage von Interpol als Mordverdächtiger gejagt zu werden, ist keine Perspektive", sagt er.

Dubai "hat viel an Glanz verloren"
Fast wie in Schillers Bürgschaft (auch da geht es um ein Versprechen) will der Internist sein Wort halten. Das heißt, zurück nach Dubai reisen und vor Gericht seine Unschuld klären. "Noch fehlen Zeugenaussagen, Expertisen etc., die mich entlasten", so der zweifache Vater. Ob er bei einem Freispruch in Dubai bleibt, steht in den Sternen. "Glitzer, Prunk und Glamour des Landes haben viel an Glanz verloren."

Wenig Verständnis bei Mitreisenden
Beim Rückflug verbreitet sich die Meldung, dass der Dubai-Arzt an Bord ist, unter den Touristen wie ein Lauffeuer. Doch bei all seiner Tugendhaftigkeit können die meisten nicht verstehen, weshalb er wieder zurück will. Tenor: "Ehre ist ja schön und gut. Nur, wenn mir die Todesstrafe droht, kann mir die Ehre gestohlen bleiben."

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