Landung in Wien

Mordanklage in Dubai: Arzt Eugen A. heimgekehrt

Österreich
28.09.2011 07:28
Der österreichische Intensivmediziner Eugen A., dem in Dubai die Todesstrafe droht, ist Mittwoch früh aus Dubai zurückgekehrt. Um 5.37 Uhr landete er am Flughafen Wien-Schwechat. "Ich bin aber trotz aller Erleichterung über die Rückkehr in keiner Jubelstimmung. Das Problem in Dubai ist noch nicht gelöst", sagte der Arzt nach seiner Ankunft. Nach einem Pressebriefing flog er weiter nach Salzburg, wo er bereits von seinem Sohn erwartet wurde.

"Ich frage mich, womit ich das verdient habe, ich habe nichts geleistet. Geleistet haben die etwas, die mich herausgeholt haben", sagte der Mediziner bei seiner Rückkehr nach Österreich. A. bestätigte, dass er zum nächsten Prozesstermin am 16. Oktober nach Dubai zurückkehren werde. "Aufgeben liegt mir nicht", sagte der 52-Jährige. "Es ist keine verlockende Zukunftsperspektive, von Interpol als Mordverdächtiger verfolgt zu werden."

A.: "Ganz realisiert habe ich das noch nicht"
Möglich wurde die Heimkehr durch eine vorübergehende Ausreiseerlaubnis aufgrund der schwierigen humanitären Situation des Oberösterreichers. Seine Frau ist schwer krank und wurde erst am Dienstag wieder ins Krankenhaus einliefert. Das bisher letzte Mal war A. zu Weihnachten 2009 in Österreich. Dass er jetzt aus humanitären Gründen aus Dubai ausreisen durfte, kam für ihn überraschend. "Ganz realisiert habe ich das noch nicht, das wird noch ein paar Tage dauern", sagte der 52-Jährige.

"Ich werde jetzt zuerst nach Hause fahren und dann gleich weiter zu meiner Frau", sagte A. nach seiner Ankunft in Salzburg. Die kommenden Tage möchte er in Ruhe mit seiner Familie verbringen, den Prozess in Dubai dabei "so weit wie möglich ausblenden".

Arabische Freunde schämen sich für Verfahren
Seine "Einstellung zum ganzen Land" habe sich durch den Prozess geändert. Seit sechs Jahren lebt und arbeitet der 52-Jährige in Dubai. Arabische Freunde würden sich für dieses Verfahren schämen, sagte er. Glitzer und Prunk der Metropole Dubai würden durch so eine Negativerfahrung ihre Strahlkraft verlieren. "Wenn man hinter die Kulissen blickt, sieht die Welt in Dubai düster aus."

Was ausschlaggebend für die Ausreiseerlaubnis war, könne man nicht eindeutig sagen: "Da spielen viele Faktoren eine Rolle, es gab wochenlange Bemühungen. Das Außenministerium hat viel getan, es sind auf allen Ebenen Gespräche geführt worden", sagte A.

Österreich gab keine Rückkehr-Garantie
Die Chefin der Rechtsabteilung im Außenministerium, Elisabeth Ellison-Kramer, war seit vergangener Woche zur Unterstützung des Mediziners in Dubai und flog am Mittwoch mit ihm nach Österreich. Erst am Sonntag war der wegen Mordes Angeklagte neuerlich vor Gericht gestanden. Anschließend hatte A. die Chancen auf eine baldige Ausreise noch als eher schlecht bewertet. Fortschritte auf diplomatischer Ebene hatten sich dann am Montag abgezeichnet.

Die Behörden in Dubai hatten bei den Verhandlungen über die vorübergehende Ausreise eine Bürgschaft von Österreich verlangt, den Arzt für den Prozess wieder auszuliefern. "Das konnte aus rechtlichen Gründen nicht garantiert werden", teilte Spindelegger-Sprecher Alexander Schallenberg mit.

Familie erleichtert und überrascht
Bei der Familie von Eugen A. ist die Erleichterung groß. "Wir freuen uns sehr", sagte einer der beiden Söhne Dienstagmittag. Man habe am Vormittag erfahren, dass der Vater am Mittwoch heimkommen werde. "Wir sind überrascht, dass es so schnell gegangen ist. Das ist erfreulich, wenn man sich die letzten Monate anschaut, wo jeder Zentimeter ein Kampf war", so der 25-jährige Sohn.

"Die Ereignisse in letzter Zeit haben uns sehr skeptisch werden lassen", wollte der 25-Jährige jedoch warten, bis sein Vater wirklich da sei. Dass die Ausreise nur vorübergehend sei, "zählt für uns nicht". Die letzte Verhandlung habe hoffen lassen. "Wir sind optimistisch, dass der Prozess mit einem Freispruch endet."

Zum Todeszeitpunkt nicht im Dienst
Dem Oberösterreicher wird gemeinsam mit einem indischen Kollegen der Tod eines querschnittgelähmten Patienten durch Unterlassung von Hilfeleistung und die Gabe einer hohen Dosis Opiate im Februar 2009 im Rashid Hospital in dem arabischen Emirat vorgeworfen. Er soll eine Order ausgegeben haben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt werden soll. Der indische Kollege war der diensthabende Arzt, als der Patient einen Herzinfarkt erlitt.

Laut Eugen A. war der Inder zu diesem Zeitpunkt mit einem weiteren Patienten beschäftigt und hatte daher keine Zeit, den gelähmten Patienten zu reanimieren. Der Bad Ischler sei zum Zeitpunkt des Todes bereits seit 36 Stunden nicht mehr im Krankenhaus gewesen. Während der österreichische Mediziner von seinem jetzigen Arbeitgeber im Al Ain Hospital in Abu Dhabi suspendiert wurde, darf der mitangeklagte Inder laut Eugen A. weiterhin auf der Station im Hospital Dienst versehen.

"Durften sogar Fragen stellen"
Die Zeugenaussagen am Sonntag waren laut A. "sehr gut für mich". Zwei Krankenpfleger hätten angegeben, keinerlei Anordnungen von ihm persönlich erhalten zu haben. Lediglich der dritte Zeuge, ein Arzt, "war nicht so ganz auf meiner Seite, doch er hat seinen Standpunkt überhaupt nicht wissenschaftlich fundieren können". Erfreut zeigte sich der Oberösterreicher über die "ruhige und besonnene Atmosphäre" im Gerichtssaal. "Der Richter hat sich Zeit genommen, und wir haben sogar Fragen stellen dürfen."

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