781-Tage-Albtraum

US-Wanderer über iranischen Gefängnisterror

Ausland
26.09.2011 09:26
Josh Fattal und Shane Bauer haben 781 Tage in iranischer Haft verbracht. Die beiden US-Bürger und politischen Aktivisten - im syrischen Damaskus wohnhaft - hatten beim Wandern im Nordirak offenbar irrtümlich die Grenze zum Iran überschritten. Was folgte, war die "schlimmste Erfahrung" ihres Lebens, "Isolation" und "Psychoterror" - obwohl das verglichen mit der Behandlung arabischer Gefangener wohl eher der "Schongang" gewesen sein dürfte.

Nach mehr als zwei Jahren in dem iranischen Gefängnis sind die beiden US-Bürger am Wochenende nun wieder wohlbehalten in ihrer Heimat eingetroffen. Bauer (rechts im Bild) und Fattal (Bildmitte) landeten am Sonntag auf dem John-F.-Kennedy-Flughafen in New York. Sie waren - wie berichtet - in der vergangenen Woche freigelassen und dann zunächst in den Oman geflogen worden. Nun ging es über London nach Hause.

Mit der Ankunft endete für sie eine 26 Monate lange Odyssee, die nach ihrer Aussage eigentlich als Wandertrip begonnen hatte. Die beiden Amerikaner waren im Juli 2009 mit einer Begleiterin - die Verlobte Bauers, Sarah Shourd (links im Bild) - festgenommen worden, nachdem das Trio angeblich die Grenze des irakischen Kurdengebietes zum Iran überquert hatte. Sie wurden von einem Teheraner Gericht wegen illegalen Grenzübertritts und Spionage zu jeweils acht Jahren Haft verurteilt. Schourd war bereits im vergangenen Jahr freigelassen worden - aus gesundheitlichen Gründen, wie es damals hieß.

"Festnahme hatte nichts mit Grenzübertritt zu tun"
Die beiden Männer sehen sich als "Geiseln der Machthaber" in Teheran. "Es war uns von Anfang an klar, dass wir Geiseln waren", sagte Fattal am Sonntag gegenüber Journalisten. "Das beschreibt es am besten, denn obwohl eindeutig klar war, dass wir unschuldig waren, hat der Iran unseren Fall stets mit seinen politischen Auseinandersetzungen mit den USA verknüpft."

Bauer sagte, die Festnahme am 31. Juli 2009 in den Bergen an der irakisch-iranischen Grenze habe nichts mit einem illegalen Grenzübertritt zu tun gehabt, wie es die iranischen Behörden angegeben hatten. "Wir wurden aufgrund unserer Nationalität festgehalten", so Bauer. "Wir wissen nicht, ob wir die Grenze überquert haben. Wir werden es wahrscheinlich nie wissen. Aber selbst wenn wir den Iran betreten haben, dann war das nie der Grund für die iranischen Behörden, uns so lange festzuhalten."

"Menschenrechtsverletzungen und Brutalität"
Schließlich sprachen die beiden Heimkehrer auch von der "Brutalität Teherans". Man habe während der Haft "eine Kostprobe von der Brutalität des iranischen Regimes erhalten", erklärte Bauer. Weder seien ihnen Besuche von Schweizer Diplomaten, die im Iran die US-Interessen vertreten, noch von ihrem Anwalt gestattet worden. Sie seien "in fast totaler Isolation von der Welt und allem, was wir lieben, gehalten worden, unserer Rechte und Freiheiten entzogen".

"Wir mussten mehrfach in Hungerstreik treten, nur um Briefe von unseren Angehörigen zu erhalten", sagte Fattal. "Häufig, viel zu häufig, hörten wir die Schreie anderer Häftlinge, die geschlagen wurden, und wir konnten nichts tun." Regelmäßig seien ihnen grundlos die Augen verbunden worden.

Guantanamo als Ausrede
Bauer und Fattal erwähnten aber auch Menschenrechtsverletzungen seitens der US-Regierung, die als Rechtfertigung für die Misshandlung von Amerikanern benutzt würden. Wenn sie die Wachen auf die Behandlung ansprachen, hätten diese auf "vergleichbare Bedingungen" im US-Gefangenenlager Guantanamo verwiesen. "Wir glauben nicht, dass solche Menschenrechtsverletzungen seitens unserer Regierung die Behandlung von Häftlingen im Iran rechtfertigen", sagte Bauer. Sie lieferten aber "anderen Regierungen, darunter der des Iran, eine Entschuldigung".

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