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“Timeline” macht Facebook zum Lebens-Speicher

Web
23.09.2011 09:58
Konkurrenz belebt das Geschäft – nirgendwo wird das derzeit deutlicher als beim sozialen Netzwerkriesen Facebook. Den jungen Mitbewerber Google+ im Nacken, wurden beim Platzhirsch binnen kurzer Zeit alte Funktionen entrümpelt und neue eingeführt. Zum Auftakt seiner Entwicklerkonferenz F8 präsentierte Facebook am Donnerstag die nächste Rundumerneuerung, genannt "Timeline". Das Netzwerk will damit künftig zum allumfassenden Online-Archiv für das gesamte Leben seiner Nutzer werden.

Wer aktuell bei Facebook wissen möchte, was sich vor einigen Tagen, Wochen oder gar Jahren bei Freunden und Bekannten ereignet hat, der muss sich immer und immer wieder über die Schaltfläche "ältere Beiträge" in der Zeit zurück klicken. "Timeline" soll dies ändern und künftig das gesamte Online-Leben der Nutzer chronologisch archivieren – von der Kindheit bis ins hohe Alter, so suggeriert es zumindest ein Werbevideo im Firmenblog.

"Timeline ist die Geschichte deines Lebens", beschreibt Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die neue Funktion. Deren Aufgabe sei es, das gesamte Online-Leben der Nutzer an einem Ort zu sammeln und auffindbar zu machen. Kommentare, Fotos, Videos und mehr sollen nach Jahren sortiert und in einer Art Magazinform präsentiert werden. Über die namensgebende "Timeline" rechts im Profil sollen Nutzer dann künftig direkt einzelne Jahre abrufen können.

Soziale Apps sollen Inhalte gemeinsam erlebbar machen
Fehlende oder besonders wichtige Ereignisse sollen jederzeit in der "Timeline" nachgetragen und entsprechend ihrer Bedeutung mehr oder weniger groß dargestellt werden können. Was unwichtig ist, soll auf Wunsch auch ganz versteckt werden können. Damit die in der "Timeline" archivierten Informationen möglichst umfassend sind, hat Facebook zugleich eine "neue Art sozialer Apps" angekündigt, über die Nutzer ihre Freunde beispielsweise darüber informieren können, welche Musik sie hören, welche Fernsehsendung sie gerade schauen oder welche Erfolge sie beim Online-Spielen errungen haben.

Echtzeit-Ticker für Aktivitäten
Sämtliche Aktivitäten der Nutzer sollen dabei in einem neuen Ticker zusammengefasst werden, über den Freunde nicht nur in Echtzeit über die eigenen Aktivitäten informiert werden, sondern zugleich auch direkt daran teilhaben sollen: So soll es über eine App des Musikdienstes Spotify beispielsweise möglich sein, gemeinsam denselben Song zu hören. Durch das Auslagern der getätigten Aktivitäten in den neuen Ticker, soll der Newsfeed zugleich wieder mehr Platz für die eigentlichen Postings der Nutzer bieten.

Große Bedenken wegen Datenschutz
Facebook verspricht, dass Nutzer die Kontrolle darüber behalten, was ihr Netzwerk über sie erfährt. Viele Beobachter äußern dennoch bereits Bedenken, in ersten Reaktionen von Twitter-Nutzern war vom "Ende der Privatsphäre" die Rede. Ob diese Kritik berechtigt sei, hänge stark von der Umsetzung der neuen Funktionen ab, so Gartner-Analyst Michael Gartenberg. "Es ist noch zu früh, um das zu bewerten. Facebook hat mittlerweile gelernt, dass sie in diesem Bereich vorsichtig sein müssen."

"Man verliert sein Leben"
Entscheidend sei die Frage, ob das Unternehmen die Informationen standardmäßig veröffentliche oder die Nutzer erst zustimmen müssten. Mit den angekündigten Neuerungen wolle sich Facebook noch tiefer im Leben der Nutzer verankern - etwa indem sie über ihre Freunde neue Inhalte entdecken, sagte Gartenberg. "Die Idee dahinter ist, dass die Nutzer mehr und mehr Zeit auf Facebook verbringen und dessen Dienste nutzen." Der amerikanische Journalismus-Dozent und Blogger Jeff Jarvis schrieb, Facebook erhöhe die Hürden, sich von der Plattform abzumelden: "Man verliert sein Leben."

Mit dem "Rollout" der sozialen Apps hat Facebook eigenen Angaben zufolge bereits begonnen, die neue "Timeline" soll in den kommenden Wochen eingeführt werden. Das weltweit größte soziale Netzwerk legt damit zum wiederholten Male ein erstaunlich hohes Tempo an den Tag: Erst vor wenigen Tagen hatte Facebook seine "Listen" überarbeitet und seinen Nutzern damit mehr Möglichkeiten eingeräumt, ihre Informationen nur mit bestimmten Freunden zu teilen.

Google unter Zugzwang
Kurz zuvor hatte das Netzwerk angekündigt, dass Nutzer künftig Einträge von anderen Nutzern abonnieren können sollen, ohne dafür mit diesen jedoch befreundet sein zu müssen - ein direkter Angriff auf den Kurznachrichtendienst Twitter, aber auch Googles Netzwerk Google+, das mit seinen sogenannten "Kreisen" ähnliches bereits ermöglicht. Der Suchmaschinengigant steht damit unter Zugzwang. Zumal es zuletzt bereits Berichte gegeben hatte, dass die Zahl der Nutzerpostings bei Googles Netzwerk-Neuling zurückgegangen seien.

Zuckerberg überholt Google-Gründer in "Forbes"-Liste
Schmerzlich dürfte für Google übrigens auch sein, dass Mark Zuckerberg laut aktueller "Forbes"-Liste der reichsten US-Amerikaner seine beiden Google-Widersacher Sergej Brin und Larry Page knapp überholt haben dürfte. Das US-Magazin schätzt Zuckerbergs Vermögen auf 17,5 Milliarden Dollar (13 Milliarden Euro), während es den Google-Gründern jeweils 16,7 Milliarden Dollar zuschreibt.

Im Vorjahr war Zuckerberg noch deutlich hinter den Google-Köpfen gelegen, laut "Forbes" machte er in diesem Jahr jedoch den größten finanziellen Sprung aller Superreichen und legte beim Vermögen um satte 10,6 Milliarden Dollar zu. Damit schob sich Zuckerberg im Vergleich zum Vorjahr von Rang 35 auf 14 vor.

Allerdings sind die Zahlen am Ende nur Schall und Rauch - weder Zuckerberg noch seine Google-Kontrahenten haben die Milliarden auf dem Konto liegen. Ihr Vermögen steckt vor allem in ihren Firmen. Deren Bewertung dient als Ausgangsbasis für die "Forbes"-Schätzung. Bei Google ist das relativ einfach, weil der Suchmaschinen-Primus börsennotiert ist, bei Facebook als privat gehaltenem Unternehmen werden Anteilsverkäufe abseits der Börse hochgerechnet.

Bill Gates erneut reichster Amerikaner
Danach ist Facebook 66,5 Milliarden Dollar wert, Google kommt an der Börse auf 174,1 Milliarden Dollar. Über beide Zahlen kann einer nur lachen: Bill Gates, wieder einmal der reichste Amerikaner überhaupt. Sein Baby Microsoft steht an der Börse mit 217,8 Milliarden Dollar, sein eigenes Vermögen stieg laut "Forbes" um fünf Milliarden auf 59 Milliarden Dollar.

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