Im Ausland verarztet

Jemens Präsident Saleh in die Heimat zurückgekehrt

Ausland
23.09.2011 09:18
Nach dreimonatiger Abwesenheit ist der umstrittene jemenitische Präsident Ali Abdallah Saleh nach Sanaa zurückgekehrt. Er traf laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Saba Freitag früh in der Hauptstadt ein. Bewohner berichteten, Soldaten hätten eineinhalb Stunden lang Freudenschüsse abgegeben, nachdem sich die Nachricht von seiner Ankunft herumgesprochen hatte. Allerdings wurden auch Ängste geschürt, die instabile Lage im Land könne in einen Bürgerkrieg kippen.

Saleh war am 3. Juni bei einem Bombenanschlag auf seinen Palast in der Hauptstadt Sanaa schwer verletzt worden (siehe Infobox). Einen Tag später wurde er zur medizinischen Behandlung in ein Militärkrankenhaus in die saudi-arabische Hauptstadt Riad überstellt. Bereits Anfang August verließ der 69-Jährige das Spital wieder, hielt sich offiziellen Angaben zufolge aber zur weiteren Genesung in Saudi-Arabien auf.

Saleh regiert seit 33 Jahren
Saleh ist seit 33 Jahren im Jemen an der Macht. Gegen seine Führung richtet sich seit rund acht Monaten eine Protestbewegung, die von heftigen Kämpfen begleitet wird. Seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten in Sanaa am Sonntag wurden fast 100 Menschen getötet.

Am Freitag hielten die Gefechte im Stadtteil Hasaba im Norden Sanaas weiter an, wie Anrainer berichteten. Nach Angaben eines Arztes wurden auf dem Platz des Wandels, dem Zentrum der Proteste, zwei Menschen beim Einschlag von Granaten getötet.

Präsident ruft zu Waffenruhe und Dialog auf
Angesichts der blutigen Auseinandersetzungen der letzten Tage, rief Saleh unverzüglich nach seiner Rückkehr die Konfliktparteien zu einer Waffenruhe auf. "Die Lösung kommt nicht aus den Mündungen der Gewehre, sondern durch Dialog und Verständigung, wir sollen Menschenleben schonen, wir sollen Sicherheit und Stabilität gewähren." Die staatliche Nachrichtenagentur kündigte eine "Grundsatzrede" des Präsidenten an das Volk für den kommenden Montag an.

Machtfrage könnte mit Gewalt gelöst werden
Dass Saleh die Konflikte tatsächlich mit Worten lösen möchte, bezweifeln allerdings einige. Abdulghani al-Iryani, der politische Analyst und Mitbegründer der Bewegung "Demokratisches Erwachen", meinte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Rückkehr Salehs darauf hindeute, dass er die Machtfrage mit Gewalt lösen wolle. "Seine Leute werden denken, sie seien nun in einer stärkeren Position und sie werden deswegen Kompromisse ablehnen." Der politische Prozess sei durch die Rückkehr tot.

Die Rückkehr kam für die Opposition und Diplomaten überraschend, die Saleh zum Rückzug aus dem Präsidentenamt bewegen wollten. Politische Beobachter gehen davon aus, dass Saleh mit dem Einverständnis der Saudi-Regierung zurückgekehrt sei, da diese ihre Interessen auch jenseits der knapp 1.500 Kilometer langen gemeinsamen Grenze wahren möchte.

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