Bombe in Turban

Ex-Afghanistan-Präsident Rabbani bei Attentat getötet

Ausland
20.09.2011 19:18
Der ehemalige afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani ist am Dienstag durch einen Selbstmordanschlag in Kabul getötet worden. Wie die örtliche Polizei mitteilte, gab es auch mehrere Verletzte. Der frühere Präsident und Warlord hatte im Auftrag der afghanischen Regierung Friedensgespräche mit den aufständischen Taliban geführt. Diese bekannten sich mittlerweile zu dem Anschlag.

Ein Taliban-Sprecher sagte am Dienstag, zwei Kämpfer hätten Rabbani in dessen Haus zu Gesprächen getroffen. Einer von beiden habe dann einen Sprengsatz gezündet. Die Polizei bestätigte die Angaben, wonach der 71-Jährige in seinem Haus durch eine in einem Turban eines Taliban versteckte Bombe getötet wurde. Es dürfte zudem mehrere Verletzte gegeben haben.

Rabbanis Haus befindet sich in der Nähe der US-Botschaft im Zentrum der afghanischen Hauptstadt. Die umliegenden Straßen des streng bewachten Diplomatenviertels wurden nach der heftigen Explosion abgesperrt.

Mutmaßlicher Kriegsverbrecher und Friedensrat
Ein Sprecher des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai teilte mit, der Staatschef werde seinen Aufenthalt in den USA abkürzen und nach Afghanistan zurückkehren. Der wegen verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigte Rabbani war Chef des von Karzai eingesetzten Friedensrats, der seit dem Vorjahr über die Möglichkeiten einer nationalen Versöhnung in Afghanistan berät - bisher ohne Erfolg.

Theologe und Widerstandskämpfer
Rabbani, ein früherer Professor für Theologie und Philosophie, hatte in den 1980er Jahren die Djamiat Islami, eine der sieben wichtigsten islamistischen Widerstandsgruppen im Kampf gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan geführt. Nach deren Abzug wurde er von einer Wahlversammlung 1992 zum Präsidenten einer Übergangsregierung bestimmt. Auch nach der Machtübernahme der Taliban 1996 blieb er das Staatsoberhaupt Afghanistans. Erst 2001 übergab Rabbani die Präsidentschaft an Karzai.

Großangriff auf Diplomatenviertel in Kabul
In der vergangenen Woche hatten Aufständische einen Großangriff auf das Diplomatenviertel in Kabul durchgeführt. Bei dem 19 Stunden dauernden Angriff in der Nähe der US-Botschaft und des Hauptquartiers der NATO-geführten ISAF-Truppe waren am Dienstag und Mittwoch mindestens 14 Afghanen, darunter drei Kinder, getötet worden.

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