"Kein Wunder", meint Dr. Christian Euler, Präsident des Österreichischen Hausärzteverbandes. "Wenn Politiker von der Aufwertung des Hausarztes sprechen, meinen sie dessen Rolle als Krankheitsverwalter bei abnehmendem Honorar." Ein gut ausgebildeter spezialisierter Allgemeinmediziner stehe dem datenhörigen, rein ökonomisch orientierten Steuerungssystem, wie es die Gesundheitsreform vorsieht, lediglich als Hindernis im Wege. Wie sich das auf die medizinische Versorgung der Menschen auswirke, sei den Reformern dabei letztlich gleichgültig, fürchtet der Hausärzte-Präsident.
Nachwuchs bei Hausärzten ist Mangelware
Eine flächendeckende, wohnortnahe, persönliche und vertrauensvolle Behandlung durch den Hausarzt könnte somit demnächst Geschichte sein. "Der sicherste Weg, eine Berufsgruppe auszulöschen, ist, dafür zu sorgen, dass ihr Nachwuchs ausbleibt", so Euler. Und genau das passiere an Österreichs Hochschulen. Das Fach Allgemeinmedizin werde an den öffentlichen Universitäten noch immer nicht zu einem festen Bestandteil gemacht, der Hausarztberuf verschwinde damit aus dem Blickfeld des medizinischen Nachwuchses.
Neues Besoldungssystem als weitere Hürde
Auch die praktische Berufsausbildung werde neuerdings mit kaum überwindbaren Hürden belegt, wie der Allgemeinmediziner und langjährige Lehrpraxisleiter Dr. Michael Wendler berichtet.
Bislang habe das Lehrpraxis-System mit viel persönlichem Einsatz lange Zeit funktioniert und das "trotz widriger Rahmenbedingungen und fehlender Strukturen" - grundlegende Bereiche wie Finanzierung, Qualitätssicherung oder Ergebnisevaluation seien unzureichend geregelt, so die Kritik. Durch ein neuartiges, "beispielloses" Besoldungssystem, das kürzlich unter Zustimmung der eigenen Standesvertretung beschlossen wurde, sei nun aber auch dieser Ausbildungsweg dem Ende nahe.
Dabei wird die Rolle des Hausarztes als medizinischer Experte und Vertrauensperson von Patientenseite immens geschätzt, wie aktuelle Umfragen beweisen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.