Buch veröffentlicht

Kate McCann: “Geben Suche nach Maddie nicht auf”

Ausland
14.09.2011 17:08
Seit vier Jahren fehlt von ihrem Kind jede Spur. Wie könnte Madeleine heute aussehen? Wo wäre ein möglicher Wohnort? Warum musste sie verschwinden? "Es gibt keinen Beleg dafür, dass sie zu Schaden gekommen ist. Wir hoffen, dass sie bei Menschen ist, die gut zu ihr sind", sagt Madeleines Mutter Kate McCann. Ihr Buch erscheint jetzt auf Deutsch, die "Krone" hat es sich angeschaut.

Vier Jahre nach dem Verschwinden ihrer Tochter hat die Britin ein Buch geschrieben, mit dem sie alle "da draußen überzeugen will, dass die Suche noch Sinn hat". Und: "Wir brauchen ständig Geld. Solange sie vermisst wird, haben wir die Aufgabe, nach ihr zu suchen, da gegenwärtig keine einzige Polizeistation mehr aktiv mit der Untersuchung ihres Verschwindens beschäftigt ist." Außerdem hofft sie auf Hinweise: "Vielleicht liest jemand das Buch, der wichtige Informationen hat, womöglich ohne es bisher gewusst zu haben. Irgendjemand hält das entscheidende fehlende Puzzleteil in der Hand."

Am Donnerstag sprechen Kate und ihr Mann Gerry McCann erstmals im deutschen Fernsehen über ihre Hoffnungen und Rückschläge. "Vermisste Kinder - wie weit darf man gehen, um das Leben eines Kindes zu retten?", heißt das Thema der 75-minütigen ARD-Talksendung "Beckmann".

Maddie während Bar-Besuch der Eltern entführt
Am 3. Mai 2007 begann für die McCanns der Albtraum: Während das Paar gemeinsam mit Freunden in einer Tapas-Bar im portugiesischen Praia de Luz beim Abendessen saß, schliefen 50 Meter entfernt die knapp vierjährige Tochter Madeleine und die um zwei Jahre jüngeren Zwillinge Sean und Amelie gemeinsam in einem straßenseitigen Zimmer des Ferien-Appartements.

Jede halbe Stunde schauen die Eltern nach dem Rechten. Um 22 Uhr ist Mutter Kate McCann an der Reihe. Sie betritt die Ferienwohnung und bemerkt, dass die Tür zum Kinderzimmer weiter als üblich geöffnet ist. Ein Blick auf Madeleines Bett zeigt, dass es leer ist. Die Eindrücke überschlagen sich: "Als ich begriff, dass Madeleine wirklich nicht da war, ging ich ins Schlafzimmer, um nachzusehen, ob sie sich in unser Bett gelegt hatte. Das würde die offen stehende Tür erklären. Als ich das zweite leere Bett entdeckte, traf mich die erste Welle der Panik. Als ich ins Kinderzimmer zurücklief, bauschten sich die Vorhänge, von einem Windstoß bewegt. Mein Herz tat einen Ruck, als ich sah, dass zwischen den Vorhängen das Fenster weit offen stand und die Außenjalousien ganz nach oben gezogen waren. Übelkeit, Entsetzen, Unglauben, Angst. Eiskalte Angst. Lieber Gott, nein! Bitte nicht!"

Maddie ist verschwunden. Die Suche nach ihr beginnt sofort, und dennoch fehlt bis heute jede Spur. Einziger nennenswerter Hinweis: Eine Bekannte der McCanns gibt an, gegen 21.15 Uhr auf der Straße vor dem Appartement einen Mann gesehen zu haben, der ein Kind trug, das zu schlafen schien. War das Kind Madeleine? Wohin hat er es gebracht? Wurde sie entführt, damit sie in einer neuen Familie aufwachsen soll, oder hat man ihrem Körper Leid angetan?

Sämtliche Spuren im Sand verlaufen
Immer wieder wollen Menschen das kleine Mädchen gesehen haben, zuletzt in Indien. Immer wieder folgt auf einen kleinen Hoffnungsschimmer die Enttäuschung. Fünf Millionen Euro wurden als Belohnung für den entscheidenden Tipp nach Madeleines Verbleiben ausgesetzt. Für das Geld bürgen prominente Unterstützer wie der milliardenschwere Unternehmer Richard Branson oder Joanne K. Rowling. Britische Medien spekulieren, dass die "Harry Potter"-Autorin an Kate McCanns ergreifendem Buch mitgewirkt hat.

Doch die McCanns haben auch eine breite Gegnerschaft hinter sich. Bald nach dem Verschwinden von Maddie geraten sie selber unter Verdacht. Die portugiesische Polizei vermutet, das Ärzte-Paar hätte ihrer Tochter unabsichtlich eine Überdosis Beruhigungsmittel verabreicht - um ungestört essen gehen zu können. Sechs Flaschen Wein hat die Freundesrunde am Abend jenes verhängnisvollen 3. Mai 2007 konsumiert. Die Spurensicherung attestiert Leichengeruch im später angemieteten Auto.

"Manche Kritiker handeln wohl aus Selbstschutz"
Wieder andere, verdeckt oder offen, sprechen von fahrlässiger Sorglosigkeit bei Beaufsichtigung der Kinder. Kate McCann, die unzählige Male ihre Fehlentscheidungen aufgelistet hat, dazu: "Inzwischen haben wir begriffen, dass Madeleines Entführung für alle Eltern schwer zu ertragen ist. Dieses Verbrechen hat bei allen die Wahrnehmung geschärft, wie verletzlich unsere Kinder sind und wie zerbrechlich unser Leben ist. So handeln manche Kritiker wohl aus Selbstschutz. Wenn sie uns auf irgendeine Weise eine Mitschuld zusprechen, haben sie das Gefühl, ihre Kinder seien besser geschützt."

Den letzen Satz des Buches widmet Kate McCann ihren beiden verbliebenen Kindern, mittlerweile sechs Jahre alt: "Ich danke Amelie und Sean, meinen lieben erstaunlichen kleinen Felsen in der Brandung."

"Madeleine - Das Verschwinden unserer Tochter und die lange Suche nach ihr" von Kate McCann erscheint am 19. September im Lübbe Verlag, (456 Seiten, gebunden).

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