Lugar nimmt Hut

BZÖ-Mandatar geht, Bucher reagiert mit Spott

Österreich
14.09.2011 12:26
Das BZÖ verliert schon wieder einen Abgeordneten. Robert Lugar (41, links im Bild), der sich vor allem Finanz- und Umweltthemen sowie dem Parlamentsumbau gewidmet hat, will künftig als "wilder Abgeordneter" tätig sein. Als Grund für seinen Abschied aus dem orangen Klub nennt er den gegenwärtigen Kurs des BZÖ, den er nicht mehr mittragen könne. BZÖ-Chef Josef Bucher (rechts im Bild) fand für den Abgang wenig freundliche Worte.

Lugar erklärte am Mittwoch, dass er 2008 für das BZÖ kandidiert habe, weil Bündnis-Gründer Jörg Haider "eine mutige Politik des Aufbruchs und der Erneuerung umsetzen wollte". Eingeschlagen worden sei ein Kurs, der trotz aller Widerstände das politische System der Trägheit in Österreich aufbreche, schwärmte Lugar. Nach dem Tod Haiders habe er gehofft, dass das BZÖ seine Ideen entschlossen weiterführen würde. "Knapp drei Jahre später muss ich feststellen, dass sich diese Hoffnung leider nicht erfüllen wird."

Gerade jetzt brauche Österreich eine Politik mit Mut, die nicht davor zurückschrecke, die Dinge beim Namen zu nennen und den Bürgern schonungslos die Wahrheit zu sagen, findet Lugar: "Deshalb werde ich als freier Abgeordneter ohne Klubzugehörigkeit in Zukunft jene unterstützen, die eine solche mutige Politik zum Wohle Österreichs anstreben."

Bucher: "Reisende soll man nicht aufhalten"
BZÖ-Chef Bucher gab Lugar wenig freundliche Worte mit auf den Weg. Wer "den neuen bürgerlichen Weg des BZÖ" nicht mittragen könne, dem stünden "alle Türen offen. Reisende soll man nicht aufhalten zu gehen", so Bucher. Aus dem BZÖ wird ferner kolportiert, dass Lugar Interesse am am Dienstag aufgelösten Posten des Generalsekretärs (siehe Infobox) gehabt hätte, er aber nicht erhört wurde und deshalb gekränkt das Handtuch geworfen habe.

Die Chance, allenfalls in einen anderen Klub zu kommen, ist für den Tiroler gering. Denn die FPÖ, aus der Lugar stammt, hatte mehrfach klargestellt, dass sie nur BZÖ-Abgeordneten aus Kärnten ihre Fraktion öffnet. Schon bei der Wiedervereinigung von FPÖ und Kärntner Freiheitlichen war immer wieder spekuliert worden, dass einzelne BZÖ-Mandatare aus anderen Bundesländern wie die nunmehr "wilden" Abgeordneten Lugar und Erich Tadler bei den Freiheitlichen vergeblich angeklopft hätten. Lugar hatte dies damals dementiert.

Vielredner und manchmal unfreiwillige Lachnummer
Lugar galt im Nationalrat als Vielredner und sorgte auch einige Male unfreiwillig für Schmunzeln. So trat er etwa einmal zum Rednerpult und begann über zwei Themen zu sprechen, die eigentlich gar nicht Inhalt der Aussprache waren. Als ihm zugerufen wurde, dass er bei der falschen Debatte sei, stockte Lugar etwas peinlich berührt, meinte "Da sage ich danke" und wanderte schnell unverrichteter Dinge ab. Keine große Unterstützung fand der gebürtige Tiroler auch, als er Plenarsitzungen per Videokonferenz abhalten wollte.

Mit Lugar hat der Nationalrat nunmehr drei Abgeordnete ohne Klubzugehörigkeit. Tadler hatte sich im Jänner des Vorjahres mit dem Bündnis zerstritten und musste daraufhin den Klub verlassen. Von den Freiheitlichen gefeuert wurde diesen Sommer Werner Königshofer, nachdem er mit skandalösen Äußerungen zum Massaker auf der Fjordinsel Utöya für Aufsehen gesorgt hatte.

BZÖ schrumpft immer mehr
Das BZÖ hat in dieser Legislaturperiode schon einen ziemlichen Aderlass zu verzeichnen. Neben Tadler und Lugar hat man ja auch schon drei Kärntner Abgeordnete (Martin Strutz, Maximilian Linder, Josef Jury) verloren, die in den freiheitlichen Klub zurückgekehrt sind. Damit gibt es mittlerweile nur noch 16 Orange im Nationalrat.

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