Trotz Handicaps

Blinder Alpinist feiert Erstbegehung am Hochkönig

Salzburg
13.09.2011 08:31
Historischer Gipfelsieg für den Extremsportler Andy Holzer (Bildmitte) in Salzburg: Obwohl der Osttiroler von Geburt an blind ist, schaffte er jetzt mit den Salzburger Kletterlegenden Albert Precht (Bild rechts) und Siegi Bachmayer (Bild links) einen unheimlichen Erfolg, und zwar die Erstbegehung der Südkante auf den Gamsleitenkopf - senkrecht durch die Mandlwände.

Was für den Normalbürger eine unbewältigbare Aufgabe darstellt, schafft Holzer, obwohl er völlig blind ist. Ob Skibesteigung des Großglockners oder Klettertouren in den Dolomiten – der 45-jährige Extremsportler kommt überall rauf. Am Sonntag wagte er sich mit den Salzburger Kletterlegenden Precht und Bachmayer aber an ein Abenteuer, das selbst ihn an die Grenzen des Machbaren brachte: eine Erstbegehung im Hochkönig-Gebiet, schnurstracks durch die senkrechten bis überhängenden Mandlwände auf den Gamsleitenkopf.

"Hat sich an Geräuschen meiner Kletterschuhe orientiert"
"Bei den Altenmarkter Alpintagen im Vorjahr gab es erste Gespräche, weil ich unbedingt einmal mit zwei so erfahrenen Bergsteigern klettern wollte", berichtet Holzer. Das ließ Bachmayer nicht ruhen, bis er die extravagante Route fürs erste gemeinsame Berg-Abenteuer gefunden hatte. Am Sonntag um 5 Uhr früh ging es los, vom Arthurhaus bis zum Einstieg in die Wand. Precht stieg voraus, Bachmayer immer ganz knapp vor Holzer. "Er hat sich an den Geräuschen meiner Kletterschuhe orientiert, einfach unglaublich", blieb Bachmayer ein ums andere Mal der Mund offen stehen. "Wie er instinktiv Tritte und Griffe findet, ist schon phänomenal."

Der Gipfelsieg war für alle drei Bergsteiger ein höchst emotionaler Moment. Wobei die schwierigste Aufgabe noch bevorstand – der Abstieg über schroffes, gefährliches Gelände. "Da tu ich mir viel schwerer als beim Klettern, weil ich mit meinen Fingern nicht mehr 'sehen' kann", erklärt Holzer, der sich an Bachmayers Rucksack festhielt und immer wieder Steine und Geröll in die Tiefe stürzen hörte: "Ein ungutes Gefühl!"

Name der neuen Route: "Die drei Blinden"
Endlich im Tal wurde die Erstbegehung gebührend gefeiert. Im Landgasthaus Schartner in Altenmarkt. Dort hatte der Chef Holzer nicht nur gratis einquartiert, sondern spielte mit seinem Gast auch noch mit Gitarre und Zugin, einer Zieharmoniker, auf. Einen Namen hat die neue Route auch schon, nämlich "Die drei Blinden". "Weil wir diesen Weg so lange nicht entdeckt haben", so Prechts Erklärung dafür.

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