Flüchtiger Despot

Interpol und Rebellen-Einheit jagen Gadafi

Ausland
09.09.2011 13:44
Die Interpol hat am Freitag einen Fahndungsaufruf an ihre 188 Mitgliedsländer herausgegeben, damit weltweit nach dem abgetauchten libyschen Machthaber Muammar al-Gadafi, seinem Sohn Saif al-Islam und Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi gesucht werden kann. Dies werde es den drei Männern "wesentlich" schwerer machen, Landesgrenzen zu überqueren, erklärte die internationale Polizeibehörde. Indes haben auch die libyschen Rebellen eine Sondereinheit gebildet, die Gadafi fassen soll.

Laut Interpol werde der nunmehrige Fahndungsaufruf "ein wichtiges Werkzeug" sein, um Gadafi ausfindig zu machen. Erst am Donnerstag hatte der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno-Ocampo, Interpol um Hilfe gebeten.

Gadafi seit Wochen untergetaucht
Der Gerichtshof hatte Ende Juni wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit einen Haftbefehl gegen die drei Männer erlassen. Ihnen wird vorgeworfen, den Sicherheitskräften ihres Landes den Auftrag zu Morden, Verfolgung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erteilt zu haben. Der 69-jährige Gadafi war nach dem 21. August, als die Aufständischen Tripolis einnahmen, untergetaucht, meldet sich aber regelmäßig mit Audio-Botschaften an seine Anhänger zu Wort und wird noch in Libyen vermutet.

Sondereinheit mit 200 Mann gebildet
Um Gadafi gefangen nehmen zu können, haben die neuen militärischen Machthaber in Libyen mittlerweile eine Sondereinheit aufgestellt. Der Verband bestehe aus mehr als 200 speziell ausgebildeten Soldaten, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabiya am Freitag unter Berufung auf einen Sprecher des Militärrates von Tripolis. Der Sprecher sagte, die Rebellen hätten Gadafi inzwischen geortet, seine Ergreifung sei nur mehr "eine Frage der Zeit" - Einzelheiten nannte er allerdings nicht.

Kämpfe rund um Ban Walid und Sirte
Indes ist es in der Nähe der wichtigsten verbliebenen Bastionen Gadafis am Freitag zu schweren Gefechten gekommen. Aus der Wüstenstadt Bani Walid wurden Raketen auf Kämpfer der Übergangsregierung abgefeuert, Krankenwagen brachten Verletzte aus dem Kampfgebiet. Auch 90 Kilometer östlich von Gadafis Geburtsstadt Sirte rückten die Rebellen mit Artillerie vor, worauf sich beide Seiten mit Raketen beschossen.

Weitere Gadafi-Getreue nun im Niger
Inzwischen hat sich eine weitere Gruppe von Gadafi-Gefolgsleuten in den Niger abgesetzt. Unter den 14 Geflüchteten seien auch vier führende Vertreter des alten Regimes, darunter zwei Generäle, verlautete am Freitag aus den Kreisen im Niger. Die Gruppe halte sich derzeit in Agadez im Norden des Landes auf. Bereits am Montag hatten sich andere Gefolgsleute Gadafis in den Niger abgesetzt. Nach unbestätigten Berichten sollen einige davon bereits im Nachbarland Burkina Faso angekommen sein, das dem libyschen Langzeit-Machthaber und seiner Familie zuerst Asyl angeboten haben soll, dies dann aber wieder dementiert hatte.

Österreich gibt 150 Millionen Euro frei
Unterdessen gibt Österreich 150 Millionen Euro aus insgesamt 1,2 Milliarden Euro eingefrorenen libyschen Geldern frei. Damit sollen humanitäre Projekte und Treibstoff finanziert werden können, sagte der österreichische Wirtschaftsdelegierte für Libyen, David Bachmann, am Freitag. Österreich ist damit Nachzügler, Länder wie Frankreich (gut zwei Milliarden Euro), Großbritannien und die Niederlande (je etwa eine Milliarde Euro) haben bereits bedingungslos libysche Gelder freigegeben.

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