"Krone": Herr Di Bella, welche Aufgaben hatten Sie als Mafioso?
Guiseppe Di Bella: Meine Hauptaufgabe war es, von Geschäftsleuten Schutzgeld einzutreiben. Koste es, was es wolle. Nach und nach bin ich in der Hierarchie dann immer weiter nach oben gekommen.
"Krone": Warum sind Sie vor zehn Jahren als Kronzeuge aus der 'Ndrangheta ausgestiegen?
Di Bella: Damals töteten sie ein Kind und lösten es in Salzsäure auf. Ab diesem Moment habe ich das Mafia-System abgrundtief gehasst.
"Krone": Sie haben seitdem schon einige 'Ndrangheta-Bosse hinter Gitter gebracht. Angst vor Rache?
Di Bella: In jeder Sekunde! Mein Alltag und der meines Sohnes ist von ständiger Angst geprägt. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass ich keinen natürlichen Tod sterbe. Die Familie verlässt man nicht – und auf Verrat steht sowieso die Todesstrafe.
"Krone": Gießen Sie mit dem Buch dann nicht Öl ins Feuer?
Di Bella: Natürlich. Ich bin jetzt 100-mal gefährdeter als vorher. Aber ich hab' meiner Frau vor zwei Jahren am Totenbett versprochen, dass ich reinen Tisch mache. Und das nicht nur mit der Justiz.
"Krone": Welche Rolle spielt Österreich für die 'Ndrangheta?
Di Bella: Zu meiner Zeit keine wesentliche. Das hat sich jedoch geändert.
"Krone": Herr Gianluigi Nuzzi, Ihre Recherchen über Österreich als Autor von "Metastasen" haben was ergeben?
Gianluigi Nuzzi: Die 'Ndrangheta besorgt hier vor allem ihre Waffen. Dank des strikten Bankgeheimnisses wurde das Land auch für Transaktionen und Geldwäsche zur Anlaufstelle Nummer eins. Und natürlich spielt auch der Kokain-Verkauf eine große Rolle.
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