Neuer CIA-Chef

USA: Obama macht Ex-General zu Top-Spion des Landes

Ausland
06.09.2011 15:33
Vom Oberkommandierenden zum Behördenchef: Auf David Petraeus wartet jetzt nach 37 Jahren "historischer Karriere" in der US-Armee eine neue, gewaltige Herausforderung. Barack Obama entließ seinen berühmtesten General zwar in der vergangenen Woche voller Lobpreisungen aus dem Militärdienst. Aber nur, um ihn im gleichen Atemzug zum neuen Chef des Geheimdienstes CIA zu machen. Kritiker befürchten einen weiteren Umbau der Behörde zu einer "paramilitärischen Organisation".

Wer vom US-Präsidenten zu hören bekommt, eine "historische Karriere" hingelegt zu haben, und als einer der größten Kriegshelden seines Landes gilt, der könnte mit gutem Gewissen in den Ruhestand gehen. Doch Petraeus soll stattdessen als neuer Top-Spion des Landes vor allem fortsetzen, was er zuletzt rund ein Jahr als Oberkommandierender über 140.000 NATO-Soldaten in Afghanistan versuchte: die terroristische Bedrohung eindämmen, Feinde wie Al-Kaida zerstören.

Künftig jedoch bewegt er sich dabei auf unbekanntem Terrain. Die Central Intelligence Agency soll Gefahren für die USA rund um den Globus aufdecken und unschädlich machen, aber möglichst ohne gleich ein ganzes Heer an Soldaten loszuschicken. Kriege führt sie höchstens im Verborgenen.

Umbau der CIA zu militärischer Organisation?
In Washington gilt als sicher, dass Obama mit dem 58-Jährigen die richtige Wahl getroffen hat. Petraeus ist mehr als ein exzellenter Militärstratege. Er hat einen Hang zur Politik, absolvierte die Elite-Militärakademie West Point, besuchte die Princeton University und machte seinen Doktor im Bereich "Internationale Angelegenheiten". Zudem gilt er als intellektuell und besitzt eine diplomatische Ader. In der US-Hauptstadt hat er viele persönliche Beziehungen zu Kongressmitgliedern aufgebaut.

Kritikern, die meinen, Petraeus würde die CIA weiter, als sie es ohnehin schon sei, zu einer militärischen Organisation umbauen, widerspricht er. Er sei nur deshalb aus dem Militär ausgeschieden, um nicht mehr als der Mann in Uniform zu gelten, sagte er jüngst in einem Interview des "Pentagon-Channel". Fakt ist aber, dass Militär und Geheimdienste immer stärker kooperierten.

Bereits Petraeus' Vorgänger Leon Panetta habe als CIA-Chef daran gearbeitet, den Geheimdienst in eine "paramilitärische Organisation" umzubauen, urteilte etwa die "New York Times". Ausdrücklich verwies das Blatt auf die Mitarbeit des CIA bei Drohnenangriffen in Pakistan.

Respekt für Einsätze im Irak und Afghanistan
Petraeus kommandierte die internationale Schutztruppe in Afghanistan und hatte im Irak-Krieg die US-Truppen nach Bagdad geführt. Berühmt wurde der nun pensionierte Vier-Sterne-General, als er die 101. Luftlandedivision im Irakkrieg nach Bagdad führte und den fast schon aussichtslosen Kampf gegen die Aufständischen drehte.

Dass er sich im vergangenen Jahr nach seinem Irak-Einsatz erneut als Kommandant in einen Krieg schicken ließ, der schwer zu gewinnen ist, brachte ihm zusätzlichen Respekt ein. Nach langem Siechtum feierten die USA unter ihm schließlich Fortschritte im Kampf gegen die Taliban und planen selbstbewusster denn je den schrittweisen Truppenabzug bis 2014. In Afghanistan konnte Petraeus zudem mit Sondereinsätzen des Geheimdienstes Erfahrungen sammeln.

Neuer Chef im Clinch mit Untergebenen
Heikel dürfte für Petraeus in seinem neuen Job werden, dass viele seiner künftigen Untergebenen die Erfolge am Hindukusch wesentlich skeptischer einschätzen. In einer Untersuchung kam die CIA jüngst zum Schluss, dass die NATO in Afghanistan feststecke, gegen die radikal-islamischen Taliban kaum noch ankomme. Der neue Chef teilte die Einschätzung seiner Geheimdienst-Analysten nicht, versprach aber, sie öffentlich natürlich zu vertreten. Daran muss Petraeus sich wohl gewöhnen: Ein Behördenchef ist kein Oberkommandierender.

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