Verwechslungsposse

Wegen Justizpanne entkommener Häftling stellt sich

Wien
06.09.2011 13:56
Die "Justizpanne des Jahres" ist um ein Kapitel reicher: Nachdem ihm Ende Juni auf dreiste Art die Flucht aus der Justizanstalt Wien-Josefstadt geglückt war, hat sich der 31-jährige Nikola B., ein mutmaßlicher Serieneinbrecher, am Dienstagvormittag selbst den Behörden gestellt. Geflüchtet war der Mann, indem er sich einfach mit den Papieren eines um zwölf Jahre älteren Zellengenossen ausgewiesen hatte, der auf freien Fuß gesetzt hätte werden sollen.

Anwalt Werner Tomanek war mit dem gebürtigen Serben, den er vor Gericht vertrat, über dessen Ehefrau in Kontakt gewesen. "Er dürfte im Ausland gewesen sein", sagte der Strafverteidiger. Seit etwa zehn Tagen sei klar gewesen, dass der Verdächtige zurückkehren wollte. Am Dienstag stellte er sich in Begleitung des Anwalts der Polizei.

Beute im Wert von 97.000 Euro
Nikola B. soll mit zwei Mittätern zwischen Dezember 2010 und Februar 2011 im Raum Wien sowie im Raum Innsbruck 32 Wohnungseinbrüche verübt haben, wobei sich die Bande auf Einfamilien- und Reihenhäuser konzentriert hatte. Laut Wiener Staatsanwaltschaft verschafften sich die Eindringlinge stets über Balkone und ausgehebelte Tür- bzw. Fensterrahmen Zutritt in die Objekte, wo sie Schmuck, Bargeld und Wertgegenstände zusammenrafften, um anschließend wieder das Weite zu suchen. Die Beute soll insgesamt 97.000 Euro ausgemacht haben.

Komplizen wurden bereits verurteilt
Die Komplizen des 31-Jährigen wurden in seiner Abwesenheit bereits wegen gewerbsmäßigen schweren Einbruchsdiebstahls zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Ein 39-jähriger mehrfach vorbestrafter Serbe erhielt viereinhalb Jahre, ein bisher nicht einschlägig vorbelasteter 35 Jahre alter Serbe drei Jahre unbedingt – die Urteile sind nicht rechtskräftig. Seine Ehefrau wurde nach fünfeinhalb Monaten U-Haft freigesprochen.

Schon 2005 peinlicher Ausbruch

Es ist die zweite Panne in der Anstalt. 2005 spazierte ein als Anwalt verkleideter Geldfälscher-Boss unbemerkt an den Wachen vorbei. Die Gefängnisleitung will derartige Fehler in Zukunft mit strengeren Sicherheitsvorkehrungen verhindern. Peter Prechtl von der Vollzugsdirektion: "Ab sofort werden Fingerprints genommen!" Nebenbei drohen den verantwortlichen Justizbeamten möglicherweise Konsequenzen. Es geht um mögliche Dienstpflichtverletzungen, die mehrere Beamte betreffen, weil die Entlassung eines Häftlings eine "komplexe Handlungskette" sei.

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