Geld schon gedruckt

Dorf in Italien will unabhängiges Fürstentum werden

Ausland
04.09.2011 13:55
Um sein Dörfchen vor den Sparplänen der italienischen Regierung zu retten, hat ein Bürgermeister in Mittelitalien ein eigenwilliges Projekt auf den Weg gebracht: den Weg in die Unabhängigkeit. Nach dem Vorbild von San Marino will Luca Sellari seine knapp 600 Einwohner zählende Heimat östlich von Rom zum "Fürstentum Filettino" machen. Sogar eigenes Geld hat sich das Dorf dafür schon gedruckt (weitere Bilder).

Das Konterfei des Bürgermeisters ziert die Banknote "Fiorito". Nun sammelt Sellari die notwendigen Gelder, um seinem Dorf zu einer eigenen Nationalbank zu verhelfen. "Das ist der erste wichtige Schritt für die Gründung eines unabhängigen Fürstentums", zitierten italienische Medien am Sonntag den Bürgermeister des unbeugsamen Dorfes, das ein bisschen an das gallische Dorf aus den Asterix-Comics erinnert, welches den Römern erbitterten Widerstand leistet.

Und schwierig sei es auch nicht, erklärte Sellari. Fünf Millionen Euro Startkapital reichten aus, und es gebe schon große Firmen, die an dem Projekt interessiert seien. Auch sein Vizebürgermeister Fabrizio Giacomini gibt sich kämpferisch. "Wir sind mit 7.500 Hektar Wald die Lungen von Rom und versorgen die Hauptstadt mit Wasser. Und all das umsonst. Wir verhungern, die Regierung hilft uns nicht", begründet er gegenüber dem Sender "Euronews" den Plan, ein Fürstentum zu gründen. Bürgermeister Sellari geht sogar noch einen Schritt weiter und droht, Rom das Wasser abzudrehen.

Rettung vor Berlusconis Sparplänen
Ursprünglich wollte Sellari sein Dorf mit dem Schritt in die Unabhängigkeit vor dem Verschwinden bewahren. So hatte Ministerpräsident Silvio Berlusconi noch Mitte August geplant, alle Kommunen mit weniger als 1.000 Einwohnern zusammenzulegen, um Geld für den maroden Staatshaushalt zu sparen. Die Maßnahme ist zwar inzwischen wieder vom Tisch, die Idee des "Principato Filettino" aber noch nicht.

Und selbst wenn der fürstliche Plan des eigensinnigen Bürgermeisters nicht vollendet werden sollte, hat er Filettino doch zumindest zu Geld bringender Bekanntheit verholfen. Nicht nur die "New York Times" und die Schweizer "20 Minuten" beschäftigten sich mit den widerspenstigen Italienern, auch der arabische Fernsehsender Al Jazeera interessierte sich plötzlich für das kleine Dörfchen, in das sich Touristen sonst eher durch Zufall verirrten.

Touristenboom in der widerspenstigen Kleinstadt
Der Medienhype löste einen wahren Touristenboom in der Kleinstadt, rund 100 Kilometer von Rom entfernt, aus. Besonders begehrtes Souvenir ist mitterlweile der "Fiorito". Ob die Fürstenträume des Luca Sellari sich tatsächlich erfüllen, bleibt abzuwarten. Als Herrscher wünschen sich die Bewohner von Filettino übrigens Emanuel Philibert von Savoyen, den ältesten Enkel des letzten italienischen Königs.

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