Gala im Landtag

Burgenland feiert 90-Jahr-Jubiläum in Eisenstadt

Österreich
04.09.2011 19:43
Mit einer Festsitzung des Landtages und einer großen Feier mit der Bevölkerung am Europaplatz vor dem Landhaus in Eisenstadt haben die Veranstaltungen zum Jubiläum "90 Jahre Burgenland" am Sonntag ihren Höhepunkt erreicht. An der Sitzung nahmen auch Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Michael Spindelegger sowie Nationalratspräsidentin Barbara Prammer teil.

Landeshauptmann Hans Niessl dankte den Burgenländerinnen und Burgenländern in seiner Rede für ihren Einsatz beim Aufbau des Landes. Das Burgenland sei unter schwierigen Umständen gestartet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei der Eiserne Vorhang für die Grenzregion ein großer Nachteil gewesen. Die Entwicklung des Burgenlandes sei "eine Geschichte des Aufstiegs", erklärte Niessl. Aus dem einstigen Schlusslicht sei "ein Vorzeige-Bundesland", aus der ärmsten Region Österreichs "in vielen Bereichen eine Modellregion" geworden.

Die historischen Veränderungen in Europa, die Ostöffnung und der EU-Beitritt hätten dem Burgenland neue Chancen eröffnet. "Wir haben diese Chancen genutzt. Und wir haben die Zukunft fest im Blick", sagte Niessl.

"Die Burgenländer hatten stets ein großes Herz"
Die Entwicklung des Burgenlandes sei auch geprägt von Solidarität und Menschlichkeit. Die "enorme Hilfsbereitschaft" der Burgenländer beim Ungarn-Aufstand 1956, der Tschechoslowakei-Krise 1968 oder beim Fall des Eisernen Vorhangs 1989 habe international Anerkennung gefunden: "Die Burgenländer hatten stets ein großes Herz, wenn Menschen in Not geraten sind."

Eine Besonderheit des Burgenlandes sei das partnerschaftliche Miteinander der Volksgruppen und Konfessionen: "Hier ist ein geistig-kulturelles Klima entstanden, das von Toleranz und Offenheit geprägt ist." Dieses Klima gelte es zu pflegen. Zum Aufstieg des Burgenlandes habe auch das partnerschaftliche Miteinander mit dem Bund beigetragen.

Wirtschaftswachstum im Einklang mit intakter Natur
Als wichtige Themen der politischen Arbeit nannte Niessl die Jugendbeschäftigung und den Ausbau der Bildung. Seit 1970 habe sich die Zahl der Arbeitsplätze im Burgenland auf über 98.000 mehr als verdoppelt. Wirtschaftliches Wachstum im Einklang mit einer intakten Natur, "das ist das Prinzip der Nachhaltigkeit, das wollen wir im Burgenland leben." Die Energiewende habe das Burgenland "schon vor zehn Jahren eingeleitet."

"In erster Linie ist die Geschichte des Aufstiegs ein Erfolg der Burgenländerinnen und Burgenländer", denen "größter Dank, Respekt und Anerkennung, gebühre", erklärte Niessl.

Faymann würdigt Solidarität der Burgenländer
Fischer und Faymann hoben daraufhin in ihren Reden die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Burgenländer hervor. Beide gingen auf die Entstehungsgeschichte des Burgenlandes ein und sprachen neben der positiven Entwicklung auch dunkle Stunden in der Geschichte des Landes an.

Das Burgenland sei im 20. Jahrhundert mehrmals zum Schauplatz der europäischen Geschichte und 1989 "zu einem wesentlichen Tor der Freiheit für Hunderttausende" geworden, sagte Faymann. Es sei "ein besonders herausragendes Beispiel in Europa, dass man Unterschiedlichkeit in Geschichte, Kultur und Sprache nicht als Bedrohung versteht, nicht die Ängste in den Vordergrund treten lässt", sondern dass man es als Chance der Vielfalt und als gemeinsame Stärke verstehe: "Das ist ein Beispiel in Europa, das ist ein Beispiel in Österreich", so der Regierungschef.

Neben vielen Erfolgen müsse man aber auch daran denken, "dass burgenländische Orte auch in dunklen Kapiteln der Menschheitsgeschichte genannt wurden - die Toten von Schattendorf, die NS-Verbrechen in Rechnitz und Lackenbach, die zerstörten sieben jüdischen Gemeinden und das feige Attentat von Oberwart", so Faymann.

Fischer erinnert an "dramatische Geburtsvorgänge"
Er freue sich, dass man "in guter Stimmung und mit Stolz einen schönen, runden Geburtstag" feiern könne, sagte Bundespräsident Fischer, der "herzliche Geburtstagsgrüße an das Burgenland" überbrachte.

Das Staatsoberhaupt erinnerte an die "dramatischen Geburtsvorgänge" rund um die Entstehung des Burgenlandes. Nach dem Vertrag von St. Germain 1919, in dem es Österreich zugesprochen wurde, habe es noch zwei "turbulente Jahre mit schwierigen Verhandlungen" gedauert, bis das Burgenland ein fixer Bestandteil der Republik Österreich gewesen sei.

Auch die "Kindheit" des Burgenlandes sei - bedingt durch wirtschaftliche Not in den 1920er und 1930er Jahren - eine schwierige gewesen. Von den politischen Turbulenzen der Ersten Republik und den furchtbaren Jahren nationalsozialistischer Diktatur sei das Burgenland nicht verschont geblieben.

An die Hilfsbereitschaft der Burgenländer 1956 im Zuge des ungarischen Volksaufstandes erinnere man sich in ganz Österreich mit Respekt und auch im heutigen Ungarn mit Dankbarkeit. Zeitgeschichte geschrieben habe das Land auch 1989 mit dem Fall des eisernen Vorhanges.

Die Bereitschaft zum Blick nach vorne und zur Zusammenarbeit sowie Engagement und Fleiß der Menschen im Burgenland seien entscheidende Grundlagen für das Erreichte, meinte Fischer, der sich bei den Burgenländern für ihre bisherigen Leistungen bedankte.

Nach dem offiziellen Festakt begaben sich die Politiker auf den Europaplatz vor dem Landhaus, wo für die Bevölkerung mehrere Festzelte aufgebaut waren. Die Menschen konnten die Sitzung auf Videowalls verfolgen. Anschließend begann ein Unterhaltungsprogramm, bei dem unter anderem auch historische Traktoren vor dem Landhaus auffuhren.

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