Titel verteidigt

Superstar Usian Bolt holt WM-Gold über 200 Meter

Sport
03.09.2011 14:36
Von Zurückhaltung keine Spur: Supersprinter Usain Bolt hat am Samstag bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Daegu seinen Titel über 200 Meter in 19,40 Sekunden und damit der vierschnellsten Zeit der Geschichte verteidigt. Der Weltrekordler (19,19) rehabilitierte sich nach seinem Patzer über 100 Meter mit einer superschnellen Zeit und ist nach dem Sprint-Triple von Berlin 2009 zum insgesamt vierten Mal Weltmeister. Am Sonntag hat der Jamaikaner in der Staffel die Chance auf noch mehr.

Fehlstart und Disqualifikation über 100 Meter hätte Bolt als Anreiz nicht gebraucht, um wieder alles zu geben, meinte er sinngemäß. Motiviert war er über die halbe Stadionrunde auch so bis in die Schuhspitzen: "Ich habe immer gesagt, dass die 200 Meter mein Lieblingsrennen sind. Wenn ich einen guten Start habe und es durchziehe, schlägt mich keiner."

"Das war wunderschön"
In schönster Bolt-Manier verwies er den US-Amerikaner Walter Dix (19,70) und den Franzosen Christophe Lemaitre (19,80) - beide chancenlos - auf die weiteren Medaillenränge. Lemaitre verpasste den Europarekord des Italieners Pietro Mennea nur um acht Hundertstel. "Das war wunderschön, vielen Dank", sagte Bolt nach der Ehrenrunde, auf der er mit den Fotografen Fangen gespielt hatte, ins Stadionmikrofon. Dann begab er sich in den Interview-Marathon.

Bolt gab nicht nur der Konkurrenz das Nachsehen, sondern auch den Fans, was sie von ihm wollen. Gemessen am ohrenbetäubenden Kreischpegel, den die Teenager von Auftritt zu Auftritt in die Höhe getrieben haben, hat der Jamaikaner in Südkorea den Status eines Popstars. Die Show, der er jedes Mal abzieht, sucht in der Leichtathletik seinesgleichen.

"Es gibt eine Grenze, aber ich mache das für die Fans. Und so lange sie sich nicht beschweren...", merkte Bolt an, der bei aller Konzentration auch Spaß haben will. Als Antwort auf die "I love you"-Rufe von den Rängen warf er etwa nach dem Halbfinale seine signierten Spikes in die Menge. Auch vor und nach dem Finale schäkerte er und tanzte.

Facettenreicher Superstar
"Die Leute wollen nicht nur schnelle Läufe sehen, sondern auch die Persönlichkeiten, die dahinter stecken", ist Bolt überzeugt. Er präsentierte sich bei den Welttitelkämpfen in Asien facettenreich. Erst als Superstar, dann als verwundbarer Held. "Er ist auch nur ein Mensch", hatte Landsmann Asafa Powell den Rivalen verteidigt.

Menschlich war auch Bolts Reaktion auf das Kurzsprint-Desaster. "Herumgesessen, gegessen, ferngesehen. Und ich habe von der Familie aufbauende Nachrichten bekommen", erklärte Bolt, der sich über den Zuspruch aus aller Welt freute. "Einmal gewinnst du, einmal verlierst du. Ich habe einen Fehler gemacht und muss nun weitertun." Am Samstag tat er das Richtige: Er zog seine Show ab - und siegte wieder.

Pearson gewinnt Hürden-Gold
Es gab am Samstag aber auch andere hochklassige Leistungen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften. In 12,28 Sekunden gewann etwa die Australierin Sally Pearson Hürden-Gold. Die Top-Favoritin hatte schon im Halbfinale in 12,36 Sekunden angedeutet, dass an diesem Tag eine absolute Topzeit drinnen ist. Im Endlauf setzte sie noch einmal zu und kam mit neuer Jahresweltbestzeit bis auf sieben Hundertstel an den Weltrekord heran.

"Ich habe alles gegeben, auch in der Vorbereitung. Es war alles so anstrengend. Ich war mir sehr sicher, dass ich alles richtig mache. Und es hat auch perfekt geklappt", freute sich Pearson, die nun die viertschnellste Frau über diese Strecke ist. Die US-Amerikanerinnen Danielle Carruthers und Dawn Harper holten sich in 12,47 Silber bzw. Bronze.

Russin siegt im Hochsprung-Bewerb
Die Russin Anna Tschitscherowa entthronte die Kroatin Blanka Vlasic im Hochsprung. Vlasic war gehandicapt von einer Oberschenkelverletzung nach Südkorea gereist, sie strebte nach Osaka (2007) und Berlin (2009) nach ihrem dritten WM-Gold. Für Tschitscherowa, die wie Vlasic 2,03 Meter überquerte, aber weniger Fehlversuche hatte, ist es hingegen der erste Titel.

Speerwurf-Gold an De Zordo
Auch im Speerwurf der Männer wurde der Weltmeister in die Schranken gewiesen. Der Deutsche Matthias De Zordo schleuderte sein Arbeitsgerät auf 86,27 Meter, der Norweger Andreas Thorkildsen (84,78) fügte bitter enttäuscht statt des erhofften Goldes dieses Mal Silber seiner Sammlung hinzu. "Silber ist der zweite Platz. Das heißt, ich habe verloren."

Die US-Amerikanerinnen Sanya Richards-Ross, Allyson Felix, Jessica Beard und Francena McCorory holten sich die 4x400-Meter-Staffel in der Jahresweltbestzeit von 3:18,09 Minuten vor Jamaika (3:18,71) und Russland (3:19,36). Felix komplettierte damit ihren persönlichen Daegu-Medaillensatz, über 400 Meter hatte sie Silber, über 200 Meter Bronze gewonnen.

Kenianer auf der Straße weiter in eigener Liga
Der kenianische Triumphzug auf der Straße und auf der Bahn geht weiter. Über 1.500 Meter siegte Asbel Kiprop in 3:35,69 Minuten vor Landsmann Silas Kiplagat (3:35,92) und dem Überraschungsdritten Matthew Centrowitz aus den USA (3:36,08). Damit hält das afrikanische Land bei sechs Goldmedaillen und war so erfolgreich wie nie. Über 50 Kilometer Gehen war der Russe Sergej Bakulin in 3:41:24 Stunden nicht zu schlagen.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF teilte am Samstag indes mit, dass alle 1.848 gestarteten Sportler einen Bluttest gemacht haben. Eine so umfassende Doping-Kontrolle auf Basis von Bluttests hat es nach Angaben der IAAF bei der Sportgroßveranstaltung noch nicht gegeben. Die Bluttests sollen auch zur Erstellung eines Blutpasses für Athleten dienen.

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(Bild: KMM)



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