Kein Bomben-Stopp

NATO setzt Luftangriffe auf Gadafi-Clan fort

Ausland
02.09.2011 07:12
In Libyen kann nach einem halben Jahr des Bürgerkriegs weiterhin keine Rede von Frieden sein. "Wir haben uns auf die Fortsetzung des Einsatzes geeinigt, solange Gadafi und seine Anhänger eine Gefahr sind", erklärte Frankreichs Präsident Sarkozy, flankiert von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, am Donnerstag zum Abschluss der internationalen Libyen-Konferenz in Paris. Muammar al-Gadafi polterte indes in zwei Audiobotschaften, er sei zu einem "langen Kampf" bereit - selbst wenn Libyen "brennen" sollte.

In Paris waren am Donnerstagabend auf Einladung von Großbritannien und Deutschland Vertreter von rund 60 Staaten eingetroffen, um mit dem libyschen Übergangsrat die Hilfe in Milliardenhöhe zu koordinieren. Der von fast 80 Ländern anerkannte Übergangsrat hatte unter anderem gefordert, dass alle eingefrorenen libyschen Auslandsguthaben so schnell wie möglich freigegeben würden.

Westen will "Geld zurückgeben"
Die Teilnehmer des Gipfeltreffens seien der einhelligen Meinung, die Guthaben freizugeben, sagte nun Nicolas Sarkozy. "Das von Gadafi und seinen Anhängern unterschlagene Geld muss den Libyern zurückgegeben werden. Wir haben uns dafür eingesetzt, das Geld des Libyens von gestern für die Finanzierung Libyens von heute bereitzustellen." Der französische Staatschef rief den Übergangsrat der Rebellen auf, einen Prozess der "Versöhnung und Vergebung" zu beginnen. Sie sollten aus den Fehlern in anderen Ländern lernen.

Mit dem Geld sollen nun unter anderem Mitarbeiter im öffentlichen Dienst bezahlt werden, die seit Monaten auf Löhne und Gehälter warten. Darüber hinaus muss dringend die Wasser- und Abwasserversorgung der Hauptstadt Tripolis sichergestellt werden. In der Millionenmetropole haben sechs von zehn Einwohnern noch immer kein Wasser.

Öl als Belohnung für westliches Engagement
Die Franzosen, die nun großteils die Weichen für die umfangreichen Investitionen stellen, haben offenbar auch finanziell guten Grund für ihr Engagement. Die französische Zeitung "Liberation" berichtete, dass Frankreich als Belohnung für seine führende Rolle bei den Militärinterventionen Zugriff auf ein Drittel des libyschen Öls bekommen solle. Auch Reuters konnte ein entsprechendes Schreiben einsehen.

Der französische Öl-Konzern Total erklärte, es gebe keine solchen Absprachen. Der Übergangsrat hatte allerdings bereits zuvor angekündigt, bei der Verteilung der Aufträge würden jene bevorzugt, die an führender Stelle beim Kampf gegen Gadafi geholfen hätten. Der deutsche Energiekonzern RWE kündigte indes an, mit seiner Ölfördertochter Dea die Arbeit in Libyen wieder aufzunehmen.

Jagd auf Gadafis Vertraute
Während die internationale Gemeinschaft bereits mit den neuen Machthabern in Libyen zusammenarbeitet, fällt das Gadafi-Regime weiter auseinander. Eine Woche nach dem Fall von Tripolis gehen den libyschen Rebellen immer mehr alte Top-Funktionäre ins Netz. Arabische Medien meldeten am Donnerstag, in einem westlichen Vorort der Hauptstadt Tripolis sei Außenminister Abdelati al-Obeidi festgenommen worden. Auch Abdullah al-Heyasi, ein ehemaliger Vertrauter, sowie ein Neffe Gadafis seien gefasst worden.

Der abgetauchte Machthaber selbst meldete sich inzwischen erneut in zwei Audiobotschaften, die am Donnerstag von arabischen und syrischen TV-Sendern ausgestrahlt wurden. Er rief seine Anhänger auf, "unser Land zu befreien - Tal für Tal, Berg für Berg und Stadt für Stadt". Er sei bereit für einen "langen Kampf", selbst wenn sein Land "brennen" sollte.

"Wir sind nicht dumm, wir sind tapfer"
Die libyschen Stämme seien bewaffnet, würden weiterhin erbittert kämpfen und seien in der Lage, die Aufständischen zu besiegen, betonte der exzentrische Diktator. Er lehnte es entschieden ab, aufzugeben. "Wir sind nicht dumm, wir sind nicht feige, wir sind tapfer." Dem Westen warf er wie schon zuvor vor, das libysche Erdöl stehlen zu wollen. Wo sich Gadafi befindet, war am späten Donnerstagabend weiterhin unklar.

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