"Verglichen mit Säugetieren haben Singvögel nur einen sehr kleinen Riechkolben. Das heißt, nur ein kleiner Teil im Gehirn ist für diese Sinneswahrnehmung zuständig", erklärt Dr. Barbara Caspers von der Biologischen Fakultät der Universität Bielefeld. "Seit dieser Erkenntnis, also etwa seit den 60er Jahren, ging man daher davon aus, dass Vögel generell keinen Geruchssinn haben." Studien an Seevögeln wie Möwen oder Reihern gaben erste Hinweise darauf, dass dies nicht stimmt.
In sogenannten "Geruchswahlversuchen" stellte sich nun zur Überraschung der Forscher heraus, dass auch Singvögel sehr wohl riechen können. "Hierzu haben wir gerade flügge gewordenen Zebrafinken zwei Nester angeboten – eines mit dem eigenen Nestgeruch, das zweite mit dem Geruch eines anderen Zebrafinken-Nestes", so Caspers. "Die Jungtiere verbrachten eindeutig mehr Zeit bei ihrem eigenen Nest. Das zeigte uns, dass die Vögel ihr Zuhause am Geruch erkannt haben."
Diese Erkenntnisse lassen sich zwar nicht eins zu eins auf alle Singvögel übertragen. "Aber sie legen durchaus die Vermutung nahe, dass auch andere Singvögel wie Wellensittiche oder Kanarien riechen können", meint Caspers. Jetzt will die Biologin erforschen, wofür die Tiere ihren Geruchssinn genau einsetzen. "Spielt das Riechorgan eine Rolle bei der Futtersuche oder bei der Partnerwahl? Dieser und anderen Fragen gehen wir gerade auf den Grund", sagt Caspers. Mit ersten Ergebnissen der neuen Untersuchungen rechnet die Forscherin im Herbst 2011.
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