'Verräter und Ratten'

Gadafi-Sohn meldet sich mit Hetzrede zurück

Ausland
01.09.2011 07:32
Mit Durchhalteparolen hat Gadafi-Sohn Saif al-Islam die Anhänger seines Vaters laut einem Bericht des US-Senders CNN zum Widerstand aufgerufen. "Greift die Feinde an, wo immer sie sind", sagte der zweitälteste Sohn des libyschen Ex-Machthabers in einer Fernsehbotschaft. "Wir sind immer noch da und wir kämpfen. Der Sieg ist nah." Die Gegner des Regimes bezeichnete der Gadafi-Sohn als "Verräter und Ratten".

In der vom Sender Al Rai TV ausgestrahlten Botschaft behauptet Saif al-Islam, er halte sich in einem Vorort der Hauptstadt Tripolis auf. Mit Blick auf seinen Vater sagte er: "Dem Führer geht es gut, wir trinken Tee und Kaffee."

Ein weiterer Sohn Gadafis, Saadi, sagte dagegen, er habe Kontakt mit dem Militärchef der Rebellen in Tripolis, Abdel Hakim Belhadj, aufgenommen, um weiteres Blutvergießen zu verhindern, berichtete der Sender Al-Arabiya. Er sei offiziell zu Verhandlungen mit dem Nationalen Übergangsrat ermächtigt. Sowohl der Übergangsrat als auch die Gadafi-Regierung seien "legale Verhandlungsparteien".

Außenminister Gadafis geschnappt
Unterdessen wurde bekannt, dass der Außenminister von Muammar al-Gadafi, Abdelati al-Obeidi, bereits am Dienstag auf seiner Farm in Janzour, einem Vorort der libyschen Hauptstadt Tripolis, festgenommen wurde. Das berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwochabend. Truppen des Nationalen Übergangsrates riefen demnach "Allahu Akbar" (Gott ist der Größte), als sie Obeidi, der traditionelle libysche Kleidung trug, abführten. Außerdem sei ein enger Vertrauter des gestürzten Machthabers Gadafi, Abdallah al-Hijazi, in Tripolis festgenommen worden.

Arabische Medien spekulieren, dass Gadafi selbst in Bani Walid südlich von Tripolis untergetaucht ist. Die Stadt stehe unter dem Schutz der Warfalla, des größten libyschen Stammes, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabija. Dagegen behauptete ein ehemaliger Leibwächter von Gadafis Sohn Khamis, dass sich der Ex-Diktator in die 770 Kilometer südlich von Tripolis gelegene Garnisonsstadt Sebha abgesetzt habe.

Briten liefern bestellte Banknoten aus
Die libyschen Beamten können derweil darauf hoffen, trotz der unruhigen Lage bald ihr Gehalt zu bekommen. Ein Flugzeug der britischen Luftwaffe brachte am Mittwoch eine erste Tranche der eingefrorenen Gadafi-Gelder nach Libyen. Wie aus Regierungskreisen in London verlautete, befanden sich 280 Millionen in Großbritannien gedruckte libysche Dinar (umgerechnet etwa 146 Millionen Euro) an Bord der Maschine. Demnach sollten mit dem Geld Angestellte des Öffentlichen Dienstes bezahlt werden.

Die Banknoten waren noch von Gadafi bei einer britischen Druckerei bestellt worden, doch die britische Regierung hatte im März die Auslieferung blockiert. Die Vereinten Nationen hatten London am Dienstag erlaubt, eingefrorene libysche Finanzmittel in Höhe von insgesamt 1,1 Milliarden Euro für humanitäre Zwecke freizugeben. Die Mittel waren im Zuge der UN-Sanktionen gegen die Führungsriege Gadafis wegen seines Vorgehens gegen die Zivilbevölkerung eingefroren worden.

Rebellen formieren sich vor Gadafi-Geburtsstadt
Unterdessen formierten sich die Rebellen vor Gadafis Geburtsstadt Sirte neu. Am Mittwoch sei an der Front westlich der Küstenstadt kein einziger Schuss gefallen, sagten Kämpfer der Nachrichtenagentur AFP. Die Rebellen warteten auf Samstag. Dann läuft ein Ultimatum des Nationalen Übergangsrats an die Gadafi-Anhänger ab, bis zu dem sie sich ergeben können. Das 360 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis gelegene Sirte gilt als möglicher Aufenthaltsort Gadafis.

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