88 tote Häftlinge

Syrien: Amnesty-Bericht offenbart brutale Foltermorde

Ausland
31.08.2011 13:23
Mord, Folter und willkürliche Festnahmen: Seit Monaten gehen die Sicherheitskräfte Syriens mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten vor. Die Brutalität gegen die Bevölkerung nimmt dabei nicht nur auf den Straßen, sondern auch in den Gefängnissen in schockierendem Ausmaß zu, wie ein aktueller Amnesty-International-Bericht dokumentiert. Mindestens 88 Menschen sind demnach seit dem Beginn der Proteste in Haft ums Leben gekommen - darunter auch zehn Kinder.

Syriens Präsident Bashar al-Assad lässt die Armee seit Monaten gewaltsam gegen die Protestbewegung im ganzen Land vorgehen. AI führt eine Liste mit den Namen von mehr als 1.800 Personen, die seit Beginn der Protestwelle getötet worden sind. Seit April 2011 finden im ganzen Land zudem Massenverhaftungen statt.

Drastische Zunahme von Todesfällen
Gleichzeitig hat die Zahl von Todesfällen in syrischem Gewahrsam, insbesondere beim Militärgeheimdienst und dem Geheimdienst der Luftwaffe, in alarmierendem Ausmaß zugenommen, wie der neue Amnesty-Bericht "Deadly detention: Deaths in custody amid popular protest in Syria" dokumentiert. Die Organisation verzeichnet die Namen von 88 Menschen, die seit April verhaften wurden und danach umgekommen sind. In den letzten Jahren hatte die Menschenrechtsorganisation jeweils von rund fünf Fällen pro Jahr erfahren.

Die 88 toten Häftlinge haben eins gemeinsam: Sie wurden alle wegen ihrer - tatsächlichen oder vermuteten - Teilnahme an den anhaltenden Massenprotesten gegen das Regime festgenommen. Sie stammen vor allem aus der Hauptstadt Damaskus, aber auch aus allen anderen Regionen des Landes. Unter den Toten sind auch zehn Kinder im Alter von 13 bis 18 Jahren.

Videoclips dokumentieren grausame Foltermethoden
Untersuchungen der Organisation zeigten zudem, dass viele der Getöteten zuvor brutal gefoltert, geschlagen und verstümmelt worden sind. In mindestens 52 Fällen liegen Amnesty International gewichtige Hinweise vor, dass Folter und Misshandlung zum Tod geführt oder zumindest dazu beigetragen haben.

AI analysierte 45 Videoclips, die Angehörige und Menschenrechtsaktivisten aufgenommen haben, nachdem die Leichen freigegeben worden waren. 20 dieser Aufnahmen wurden unabhängigen forensischen Experten vorgelegt. Das schockierende Fazit der Analyse: Die Leichen wiesen u.a. Verbrennungen, Verletzungen durch stumpfe Gewalt, Zeichen von Peitschenschlägen und Schnittwunden auf. Auch ausgerissene Haare, Verbrennungen mit Zigaretten und verstümmelte Genitalien gehörten dazu.

Maßnahmen des UNO-Sicherheitsrates gefordert
Es habe vermutlich bei keinem der Todesfälle eine unabhängige Untersuchung gegeben, hieß es von AI. Die Organisation forderte den UN-Sicherheitsrat erneut zu einem "harten und juristisch bindenden" Handeln auf. "Zusammen mit der weit verbreiteten und systematischen Gewalt bei der Niederschlagung der Proteste könnten diese gehäuften Todesfälle in syrischer Haft den Tatbestand der Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfüllen", sagte Ruth Jüttner, Syrien-Expertin von Amnesty Deutschland am Dienstag. Im Gegensatz zu den Maßnahmen von Deutschland oder der EU sei die Reaktion des UN-Sicherheitsrates bisher völlig ungenügend. Neben China und Russland sperrten sich insbesondere Indien, Brasilien und Südafrika gegen eine verbindliche Resolution.

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