Verzerrte Optik

Tadschikistan baut protzigen Rekord-Fahnenmasten

Ausland
31.08.2011 11:34
Der zentralasiatische Staat Tadschikistan hat ein neues Wahrzeichen - einen mächtigen Fahnenmasten, der mitten in der Haupstadt aus dem Boden ragt. Er misst stolze 165 Meter und macht die gewaltige Flagge der Nation auch aus dem letzten Winkel von Duschanbe erkennbar. Leider spiegelt das Symbol jedoch keineswegs die Lage des nach wie vor völlig verarmten Landes wider.

Während einer von sämtlichen staatlichen Fernsehsendern übertragenen Zeremonie enthüllte Präsident Emomali Rachmon anlässlich des bevorstehenden 20. Jahrestags der Unabhängigkeit der Republik am Dienstagabend offiziell das riesige Bauwerk. Es soll auch einen Eintrag ins "Guinness-Buch der Rekorde" einbringen. Für die "weltweit höchste unterstützte Fahnenstange", an deren Spitze nun die rot-weiß-grüne Nationalflagge weht - natürlich ebenfalls im Riesenformat von 30 mal 60 Metern.

Höchster Staudamm der Welt geplant
Präsident Rachmon, der die Nation seit 1992 mit fester Hand führt, scheint überhaupt ein Fan großer Symbole zu sein. Geplant soll unter anderem etwa der Bau des höchsten Staudamms der Welt sein. Unlängst hatte Rachmon eine 216 Meter lange Brücke über den Grenzfluss nach Afghanistan eingeweiht. Offizieller Grund sind "Handelserleichterungen". Beobachter warnen allerdings, dass dadurch Drogenschmugglern und Terroristen der Weg durch Mittelasien erleichtert werden könnte.

Hälfte lebt unter der Armutsgrenze
Tadschikistan hat zwar in den letzten zehn Jahren deutliche Verbesserungen in Sachen Wirtschaftswachstum vorzuweisen, gilt aber weiterhin als ärmstes Land der ehemaligen Sowjetunion. Nahezu die Hälfte der Einwohner lebt nach Angaben der Weltbank unterhalb der Armutsgrenze bzw. verdient weniger als 1,50 Euro am Tag. Mehr als 100.000 Menschen waren dem letzten Bürgerkrieg (1992 bis 1997) zum Opfer gefallen, rund eine Million Einwohner - von insgesamt 7,3 Millionen - sind gezwungen, im Ausland zu arbeiten, zumeist in Russland, um ihre Familien daheim versorgen zu können.

Kindern Zutritt zu Moscheen verboten
95 Prozent der Einwohner Tadschikistans bekennen sich zum Islam - und selbst hier setzt die Regierung höchst ungewöhnliche Maßnahmen. So wurde 2011 ein Gesetz erlassen, das es Kindern unter 18 Jahren erschwert, eine Moschee zu betreten. Auch die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen ist Minderjährigen nur noch unter strengen Auflagen möglich. Eltern wird teils unter Androhung von absurden Freiheitsstrafen untersagt, ihre Kinder "extremistisch" zu erziehen. Die Regierung will so gegen den offenbar radikalen Islamismus der Opposition vorgehen. Spitzenvertreter des Islam sowie des Christentums sprechen von grober Einschränkung der Religionsfreiheit.

Konkurrenz muss nachlegen
Der aktuelle Fahnenmast-Rekord Tadschikistans dürfte im Übrigen auch anderen Höhen-Fanatikern ziemlich gegen den Strich gehen. Das kleine Land verweist nun "Fahnenriesen" wie Aserbaidschan (162 Meter) oder Südkorea (160 Meter) auf die Plätze. Turkmenistan liegt mit 133 Metern bereits weit abgeschlagen auf Rang vier...

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