Geburt in Algerien

Gadafi-Tochter brachte auf Flucht Baby zur Welt

Ausland
30.08.2011 12:13
Einen Tag nach ihrer Flucht nach Algerien hat die Tochter von Libyens Ex-Machthaber Muammar al-Gadafi ein Kind zur Welt gebracht. Aisha war nach Angaben des algerischen Außenministeriums am Montag zusammen mit ihrer Mutter Safia und ihren Brüdern Hannibal und Mohammed in das Nachbarland eingereist. Die libyschen Rebellen forderten umgehend die Auslieferung der Gadafi-Familienmitglieder und kündigten an, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um diese zurückzubekommen und vor Gericht zu stellen.

Aisha Gadafi habe am frühen Morgen ein Mädchen zur Welt gebracht, hieß es am Dienstag aus algerischen Regierungskreisen. Mutter und Tochter seien gesund.

Die 1977 geborene Aisha ist die einzige Tochter des langjährigen libyschen Machthabers und bekleidete den militärischen Rang eines Generalleutnants. Sie ist seit 2006 mit einem Cousin ihres Vaters verheiratet und leitet heute eine libysche Wohltätigkeitsorganisation. Aufgrund ihres eleganten Aussehens wird sie "Claudia Schiffer Libyens" genannt.

Die studierte Anwältin gehörte zu der Gruppe von Rechtsanwälten, die den gestürzten und später hingerichteten irakischen Diktator Saddam Hussein verteidigte. Auf den Philippinen verhandelte die UNO-"Botschafterin des Guten Willens" mit der islamistischen Abu-Sayyaf-Gruppe über die Freilassung westlicher Geiseln.

Rebellen orten "Akt der Aggression"
Aisha Gadafi war nach Angaben des algerischen Außenministeriums am Montag zusammen mit ihrer Mutter Safia und ihren Brüdern Hannibal und Mohammed in das Nachbarland eingereist. Die libyschen Rebellen reagierten empört auf die Aufnahme der Angehörigen Gadafis in dem Nachbarland und forderten die Auslieferung der Familie.

"Dies ist ein Akt der Aggression gegen das libysche Volk und seine Hoffnungen", sagte der Informationsminister der libyschen Übergangsregierung, Mohammed Schammam, wie der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera am Montagabend aus Tripolis berichtete. "Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um diese Kriminellen zurückzubekommen und sie vor Gericht zu stellen."

Zugleich warnte er davor, Gadafi selbst Unterschlupf zu gewähren. Jeder, der dies versuche, sei ein "Feind des libyschen Volkes". Der untergetauchte Machthaber selbst wird noch in Libyen vermutet. Er sei dort mit seinem Sohn Al-Saadi zusammen, meldete die italienische Nachrichtenagentur ANSA unter Berufung auf "diplomatische libysche Quellen".

Algerien will Grenze dicht machen
Für einige Rebellenführer kam die Aufnahme von Familienmitglieder Gadafis in Algerien wenig überraschend. Sie hatten während der sechs Monate andauernden Kämpfe das Nachbarland immer wieder als Unterstützer des Diktators bezeichnet. Die Regierung in Algier hat den Übergangsrat bisher nicht anerkannt.

Gadafis Familienangehörige seien aus "strikt humanitären Gründen" aufgenommen worden, erklärte der Sprecher des algerischen Außenministeriums am Dienstag. Auf die Frage, wie Algerien auf die von den Rebellen geforderte Auslieferung der Familienmitglieder reagieren werde, antwortete der Sprecher nicht. Die algerische Zeitung "El Watan" berichtete, Algerien wolle die Grenze zu Libyen schließen.

NATO bombadiert Heimatort Gadafis
NATO-Kampfflugzeuge konzentrieren unterdessen ihre Bombenangriffe in Libyen auf Ziele in den noch verbliebenen Hochburgen des früheren Machthabers. Nach Angaben der NATO vom Dienstag waren zahlreiche Militäreinrichtungen in Gadafis Geburtsort Sirte Ziel von Angriffen. Die NATO berichtete auch über Bombardierungen in Bani Walid südöstlich von Tripolis. Nach Medienberichten hält sich Gadafi möglicherweise dort auf.

In der Nähe von Sirte seien in den vergangenen 24 Stunden drei Kommandozentralen, vier Radaranlagen, 22 bewaffnete Fahrzeuge, zwei Versorgungsfahrzeuge, ein Leitstand und zwei Raketenstellungen zerstört worden, teilte die NATO mit. In Bani Walid habe man zwei Kommandozentralen und ein Munitionslager getroffen. Insgesamt seien in den vergangenen 24 Stunden 42 Kampfeinsätze geflogen worden.

Weitere Kriegsgräuel aufgedeckt
Am Dienstag wurden zwei Tage nach der Entdeckung von bis zu 150 verkohlten Leichen in einem Lagerhaus in Tripolis weitere Kriegsgräuel bekannt. Nach Angaben der Organisation "Ärzte für Menschenrechte" setzten Gadafi-Truppen bei früheren Kämpfen Kinder als "menschliche Schutzschilde" gegen Luftangriffe der NATO ein.

Wie die Organisation am Dienstag mitteilte, ergab eine Befragung von Einwohnern der über viele Wochen umkämpften Stadt Misrata im Juni, dass zudem Kriegsverbrechen wie systematische Vergewaltigungen, Tötungen von Zivilisten und das Verwenden von Moscheen und Schulen als Munitionslager begangen worden seien. Augenzeugen hätten berichtet, dass 107 Zivilpersonen bei Luftangriffen gezwungen worden seien, in der Nähe militärischer Anlagen zu bleiben, hieß es.

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