"Kinder gefährdet"

Greenpeace empört über verstrahlte Schulen in Japan

Ausland
29.08.2011 13:30
Die Strahlenwerte in und um Bildungseinrichtungen in Fukushima liegen nach wie vor über internationalen Sicherheitsstandards. Wie Greenpeace-Messungen ergaben, seien in einem Schulgebäude bis zu 1,5 Mikrosievert pro Stunde gemessen worden, hochgerechnet auf ein Jahr überschreite die Strahlung damit den Grenzwert von einem Millisievert pro Jahr um mehr als das 13-Fache. Kinder sind durch radioaktive Strahlen besonders gefährdet - unter anderem weil sie sich noch im Wachstum befinden.

Im Rahmen einer Pressekonferenz in Tokio appellierten Greenpeace-Mitarbeiter am Montag an die japanische Regierung, sofort zu handeln und den offiziellen Schulbeginn am 1. September zu verschieben sowie eine wirkungsvolle Dekontaminierung in die Wege zu leiten. Der von der Regierung vorgelegte Dekontaminierungsplan sei eine zu späte und nicht ausreichende Maßnahme, urteilten die Umweltschützer.

"Schulbetrieb unverantwortlich"
Von 17. bis 19. August 2011 hatte ein Greenpeace-Team Strahlenmessungen an einer Mittelschule, einer Volksschule und an einem Kindergarten sowie an einigen öffentlichen Plätzen in Fukushima durchgeführt. Der österreichische Greenpeace-Atomexperte Niklas Schinerl zeigt sich von den Ergebnissen schockiert: "Die Messungen unserer japanischen Kollegen in einem Schulgebäude, das bereits als von den öffentlichen Behörden dekontaminiert galt, ergaben Strahlenwerte von bis zu 1,5 Mikrosievert pro Stunde. Es ist unverantwortlich, unter solchen Umständen den Schulbetrieb wieder aufzunehmen und damit die Kinder einer derart gesundheitsgefährdenden Strahlenbelastung auszusetzen."

In einem öffentlichen Park im Stadtzentrum stellte das Greenpeace-Team nach eigenen Anfaben sogar eine radioaktive Strahlung von bis zu zwei Mikrosievert pro Stunde fest. "Die gemessenen Strahlenwerte bewahrheiten leider unsere Befürchtungen, dass die Bewohner in Fukushima trotz erster erfolgter Dekontaminierungsarbeiten nach wie vor einer viel zu hohen Strahlenbelastung ausgesetzt sind", so Schinerl.

"Es darf nicht sein, dass Eltern vor die Wahl zwischen Gesundheit und Bildung ihrer Kinder gestellt werden", empörte sich auch die japanische Greenpeace-Atomexpertin Kazue Suzuki. "Der längst überfällige Dekontaminierungsplan der Regierung wird leider zu spät umgesetzt und greift außerdem zu kurz. Deshalb muss der neue Premierminister den bevorstehenden Schulbeginn verschieben und die Menschen aus den Hochrisikogebieten umsiedeln."

Höchstwerte für Belastung an Schulen kürzlich gesenkt
Nach der Atomkatastrophe waren die zulässigen Höchstwerte für Kinder und Erwachsene von der japanischen Regierung auf 20 Millisievert pro Jahr erhöht worden, was in der Bevölkerung große Empörung ausgelöst hatte. Erst am Freitag lenkte Japan ein und setzte die Höchstwerte der zulässigen radioaktiven Belastung in Schulen nach Forderungen besorgter Eltern herab. Das Bildungsministerium erteilte allen Schulen im Land die Anweisung, dass die Belastung maximal ein Millisievert im Jahr betragen dürfe.

Erstmals nach der Katastrophe wurde indes Bewohnern aus einem Umkreis von drei Kilometern der Atomanlage erlaubt, für kurze Zeit in ihre Häuser zurückzukehren. Rund 150 Menschen in Schutzanzügen konnten für zwei Stunden in ihre Häuser in den Städten Futaba und Okuma zurückkehren, um Besitzgegenstände abzuholen. Das Gebiet könnte über Jahrzehnte hinaus unbewohnbar bleiben.

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