Demo gegen Projekt

Verhandlungen zu 3. Flughafen-Piste in Wien-Schwechat

Österreich
29.08.2011 10:19
Im Zusammenhang mit dem geplanten Bau einer dritten Piste auf dem Flughafen Wien-Schwechat hat am Montagvormittag die mündliche Verhandlung gemäß Umweltverträglichkeits-Prüfungsgesetz begonnen - begleitet von einer Protestkundgebung von Bürgerinitiativen und Grünen (siehe Bilder). Der Tenor der knapp 100 Gegner: "Wir wollen keine dritte Piste." Bis 7. September sollen im Multiversum in Schwechat alle Fachbereiche behandelt werden. Laut einem Gutachten gilt die geplante Piste als umweltverträglich.

Vor dem Multiversum hatten sich Montag früh die Projektgegner versammelt. Unter ihnen war auch Madeleine Petrovic, Klubobfrau der Grünen im niederösterreichischen Landtag. Die dritte Piste sei ein "ökologischer Anschlag" auf eine Region, die durch Lärm, Staub und Ozon ohnehin schon schwer geprüft sei, so die Politikerin. Überdies sei das Projekt "unnötig". "Ständiger Lärm gefährdet unsere Gesundheit!" und "3. Piste in die Kiste" war auf Transparenten und Bannern ebenso zu lesen wie "Gebt Ruhe!!" und "Flug - Bahn - Straße. Das ist uns zuviel!".

"Wir werden dann statt 240.000 mehr als 460.000 Flugbewegungen haben", kritisierte der Wiener FP-Abgeornete Toni Mahdalik. Und auch hier ortet die FP eine drohende Kostenexplosion: "Wir rechenen statt mit 1,8 mit 2,5 Milliarden Euro."

Der "Verein zur Erhaltung und Verbesserung des Gallbrunner Lebensraumes", der auch die Interessen von Stixneusiedl vertritt, betonte etwa, "den Flughafen als Bestandteil der Infrastruktur" zu akzeptieren, die Notwendigkeit einer dritten Piste werde allerdings bezweifelt. Der Verein befürchte durch das Projekt "noch viel größere Lärmbelastungen".

Man wolle "nicht der Lärmmistkübel Österreichs werden", titelte die "Bürgerinitiative Lebenswertes Enzersdorf a.d. Fischa" ihr Flugblatt. Auf Kosten der Anrainer werde "systematisch Lebensqualität vernichtet", so die Kritik. Überflüge im Minutentakt würden schon jetzt zu einer gesundheitlichen Belastung im 23. Wiener Gemeindebezirk und in dessen Umgebung führen, argumentierte zudem die Bürgerinitiative "Liesing gegen Fluglärm und die 3. Piste".

2.300 Seiten starkes Gutachten
Etwa 250 Menschen trugen sich in der Früh in die Teilnehmerlisten der Verhandlung ein. Die öffentliche Verhandlung wird von Juristen der Abteilung Umweltrecht beim Amt der niederösterreichischen Landesregierung geleitet. Ebenfalls auf dem Podium nahmen 36 Sachverständige - auch aus dem Ausland - Platz, die das 2.300 Seiten starke Umweltverträglichkeitsgutachten erstellt haben. Die Halle ist für 2.300 Besucher ausgelegt.

Straßenverlegung für 3,7-Kilometer-Piste
Das seit Jahren diskutierte Bauvorhaben (siehe Infobox) des Flughafens Wien ist mit einer Länge von 3.680 Metern ausgelegt. Die Lage der Start- und Landebahn soll sich 2.400 Meter südlich und parallel zur bestehenden Piste 11L/29R befinden. Zur Realisierung des Projektes bedarf es laut der Abteilung Umweltrecht beim Amt der Landesregierung auch einer Verlegung der B10 (Budapester Straße) auf einer Länge von knapp 7,5 Kilometern. Das Bauprojekt erstreckt sich über Bereiche der Gemeindegebiete von Fischamend, Klein Neusiedl, Rauchenwarth, Schwadorf und Schwechat.

"Umfangreichstes Mediationsverfahren Europas"
Im Zusammenhang mit dem seit Jahren diskutierten Vorhaben einer dritten Piste fand von 2000 bis 2005 das laut Flughafen "umfangreichste in Europa jemals durchgeführte Mediationsverfahren" mit rund 50 Verfahrensparteien statt. Der Prozess wurde mit einem zivilrechtlich verbindlichen Mediationsvertrag, der Errichtung eines Dialogforums und der Gründung eines Umweltfonds abgeschlossen.

Zum Thema Fluglärm merkt der Airport an, dass die Gutachter in der Umweltverträglichkeitserklärung detaillierte Prognosen erstellt hätten, "die einerseits Entlastungen, andererseits auch Belastungen für Menschen im Umland des Flughafens zeigen". Belastungen "größer zehn dB (Dezibel, Anm.)" würden um die geplante neue Piste nur im unbewohnten Gebiet auftreten.

Einen Bescheid erster Instanz könnte es mit Jahreswechsel geben, hieß es Anfang Juli seitens des Flughafens. Tatsächliche Kosten für die dritte Piste ließen sich aber genauso wie der Baubeginn und in Folge Zeitpunkt der Fertigstellung erst abschätzen, wenn ein rechtskräftiger Bescheid vorhanden und die nötigen Auflagen für Abfallchemie, Abwasserentsorgung, Luftgüte und Brandschutz genauso wie für Deponietechnik, Flugsicherung und Naturschutz bekannt seien. "Dass wir die dritte Piste brauchen, ist für uns klar", wird auf dem Airport betont.

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