Der E-Komplex

Opel Ampera: Elektro-Power im iPad-Style

Motor
28.08.2011 09:55
Das Austria Power Grid Control koordiniert die Stromversorgung für ganz Österreich, mitsamt den Verbindungen ins Ausland. Wo wird wann wie viel Strom gebraucht und wo kommt er her. So gesehen ist der Opel Ampera, den ich rund um dieses Nervenzentrum der heimischen Stromversorgung, ausprobieren durfte, ein kleines Power Grid Control.
(Bild: kmm)

Warum? Der Ampera hat einen 150-PS-Elektromotor, einen 72 PS starken Elektromotor, der auch als Generator dient, und einen 86-PS-Benzinmotor, der als Backup (bzw. Range Extender) für die Stromversorgung dient. Dazu ein Planetengetriebe und eine 16 kWh starke Lithium-Ionen-Batterie. Und das bietet eine Menge Möglichkeiten für den Vortrieb, die der Fahrer abrufen kann oder die ohne sein wissentliches Zutun passieren. Alles funktioniert unkompliziert per Knopfdruck auf der stylischen Bedienkonsole, die auch von Apple designed sein könnte, während ausgeklügelte Elektronik im Hintergrund für die reibungslose Abwicklung von vier Betriebszuständen sorgt.

Gute Elektroreichweite plus Open End
Opel präsentiert den Ampera vollmundig als "500-Kilometer-Elektroauto". Das klingt gut, legt aber einen sehr gedehnten Begriff von Wahrheit und Realität zugrunde. Tatsächlich beträgt die elektrische Reichweite 40 bis 80 Kilometer, was einen Großteil der täglichen Fahrten abdeckt (80% Prozent der täglichen Fahrten sind kürzer als 50 Kilometer). Alles, was darüber hinausgeht, greift auf den Vierzylinder zurück, wenn der Akku nicht per 230-V-Steckdose (innerhalb von vier Stunden) nachgeladen wird.

Je nach gewähltem Modus hält der Benzinmotor den Ladezustand konstant oder baut Extra-Ladung für kommende Bergfahrten auf – oder bleibt komplett stumm. Vom Fahrer unbemerkt setzt der Ampera seinen Generator unterschiedlich ein. Normalerweise gewinnt er Energie zurück. Bei starker Forderung des Hauptelektromotors unterstützt er diesen aber quasi als Zweit-Elektromotor.

Nach dem Druck auf den Startknopf ...
... hört man erst mal - nichts. Dabei läuft der Motor schon, wenn man so will, bzw. nicht, weil er sich erst in Betrieb setzt, wenn man aufs Gaspedal - äh, nein - Strompedal steigt. Dann setzt sich der Ampera beinahe lautlos in Bewegung, Wind und Reifen sind natürlich zu hören, während es mit Nachdruck vorwärts geht.

Man kann hier die Pferdchen bzw. Kilowättchen durchaus springen lassen : Mit einem maximalen Drehmoment von 370 Nm, das vom Start weg zur Verfügung steht, und der Leistung von 150 PS spurtet der immerhin 1.732 kg schwere Viertürer in nur 9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 161 km/h abgeregelt - und zwar deutlich spürbar. Der Antrieb hätte noch Reserven für deutlich höhere Geschwindigkeiten, aber mit Vmax-Exzessen würde der Effizienzgedanke des Ampera ad absurdum geführt.

iPad auf Rädern
Während der Fahrt kann ich auf den Displays der Armaturenkonsole im iPad-Design mitverfolgen, was der Ampera gerade macht, und nach einiger Zeit kommt man mit der geradezu liebevoll aufbereiteten Datenflut auch gut zurecht. Besonders gelungen ist die Effizienzanzeige: Ein grüner Ball verschiebt sich im Display nach oben und unten und verfärbt sich dabei braun, wenn man zu kräftig aufs Gas steigt oder mehr bremst, als in Rekuperationsenergie umgesetzt werden kann.

Komfortabel mit ausreichend Platz
Das Fahrwerk ist eher auf der komfortablen Seite zu Hause. In Kurven begannen die Vorderreifen meines Vorserien-Testwagens schon früh zu pfeifen, doch das könnte an den amerikanischen 215er-Komfortreifen liegen, die in der Serie nicht zum Einsatz kommen werden (die Reifendimension bleibt gleich).

Der Innenraum der 4,50-Meter-Limousine ist komfortabel, aber nicht überdimensional. Technisch werden viele Komponenten der Astra- und Zafira-Plattform verwendet. Daher entspricht das Raumangebot weitgehend dem Astra: Vorn sitzt man bequem, hinten ist es okay. Der Ampera ist übrigens als reiner Viersitzer ausgelegt. Der Kofferraum fasst 310 Liter (1.005 Liter mit umgeklappter Rücksitzlehne) und befindet sich unter einer Heckklappe. Leider auch hinter einer hohen Ladekante.

Alles fühlt sich hochwertig an und schaut auch so aus. Das futuristische Äußere zieht sich in das Innenraumdesign, wobei es Opel dabei nicht übertrieben hat, sondern einfach stylistische Akzente setzt, die die Ampera-Technik als das Antriebskonzept der angehenden Zukunft charakterisieren. Das Außendesign des Opel Ampera ist für mich die Weiterentwicklung des Honda Civic, bei dem der Futurismus aber keinen technischen Hintergrund hatte.

Der rollende High-Tech-Apparat ist in Österreich ab Anfang 2012 zum Grundpreis von 42.900 Euro erhältlich, wobei die Ausstattung so komplett ist, dass sogar Leder und das schlüssellose Zugangs-/Start-System nichts extra kosten. Parksensoren allerdings schon.

Übrigens: Auch das Power Grid Control hat einen Verbrennungsmotor zur Stromerzeugung – allerdings nur für den Notfall.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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