Gadafi verzweifelt?

Ex-Notenbankchef: “Er will unbedingt Gold loswerden”

Ausland
25.08.2011 13:19
Libyens Machthaber Muammar al-Gadafi verfügt nach Angaben seines früheren Zentralbankchefs über Goldreserven in Milliardenhöhe und könnte diese einsetzen, um Chaos zu säen. Farhat Bengdaras Angaben zufolge versuche Gadafi verzweifelt, einen Teil des Edelmetalls loszuwerden. "Ein Freund von mir hat mir berichtet, dass ihm engste Mitarbeiter Gadafis angeboten hatten, 25 Tonnen Gold zu kaufen. Ich habe ihm geraten, das Angebot abzulehnen, und der Freund hat es getan", berichtet Bengdara.

Der ehemalige libysche Notenbankchef und Vizepräsident der Bank-Austria-Mutter UniCredit glaubt, dass Gadafi einen Teil des Goldes im Wert von insgesamt zehn Milliarden Dollar (knapp sieben Milliarden Euro) mit auf die Flucht genommen habe, um einige libysche Stämme und Milizen zu bestechen und für seinen Schutz zu gewinnen.

Flucht nach Sebha oder zur Grenze
"Es gibt zwei Möglichkeiten: Er könnte entweder nach Sebha (südlich von Tripolis, Anm.) geflohen sein, wo er eine logistische Basis hat, oder er ist auf dem Weg zur algerischen Grenze", so Bengdara. Der Zentralbankchef war zu Beginn des Bürgerkrieges ins Ausland geflohen.

Libyen sei ein reiches Land, werde aber nach dem Bürgerkrieg eine Brückenfinanzierung von fünf bis sieben Milliarden Dollar benötigen, um das Bankensystem wieder in Gang zu bringen, jenen die Gehälter zu zahlen, die zur Arbeit zurückkehren, und um importieren zu können.

"Gadafi hat jahrelang Hass geschürt"
Eine Spaltung in der libyschen Übergangsregierung befürchtete der Bankier nicht. "Gadafi hat jahrelang Hass geschürt. Wir sind alle fest entschlossen, das Blatt zu wenden. In Libyen gibt es Liberale und Fundamentalisten, doch wir sind alle entschlossen zusammenzuarbeiten. Jeder wird seiner Seite treu sein, es wird aber keine neuen Kriege oder regionale Spaltungen geben", so Bengdara.

Bezüglich der Wirtschaftslage in Libyen ergänzte Bengdara, dass eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates notwendig sein wird. "Die Aktiva des Staates, der Libyan Investment Authority, der Notenbank und die Goldreserven sind 168 Milliarden Dollar wert, doch alles ist eingefroren. Es wird Monate dauern, bis man wieder über dieses Vermögen verfügen wird." Bis dahin werde man Kredite benötigen.

Arabische Liga erkennt Übergangsrat an
Die Arabische Liga hat indes am Donnerstag ihre volle Unterstützung für den Nationalen Übergangsrat der libyschen Rebellen zugesagt und diesen als offizielle Vertretung des Landes anerkannt. Es sei an der Zeit, dass Libyen seinen ständigen Sitz im Rat der Arabischen Liga zurückbekommt, teilte Nabil al-Arabi, der Generalsekretär des Zusammenschlusses, in Kairo mit.

Ein Botschafter des Übergangsrates bei der Arabischen Liga erklärte, dass Libyen seine volle Mitgliedschaft bei einem Treffen arabischer Minister am Samstag wiedererhalten werde. Im Februar, nach Beginn des Aufstandes gegen Machthaber Gadafi, hatte die Liga die Mitgliedschaft Libyens ausgesetzt.

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