Jahrelange Tortur

Inzest-Verdacht in OÖ: 2 Töchter seit 1970 missbraucht

Oberösterreich
25.08.2011 18:33
Grausiger Verdacht in Oberösterreich: Ein 80 Jahre alter Innviertler soll sich jahrzehntelang an seinen beiden Töchtern vergangen haben. Dem Mann aus dem Bezirk Braunau wird vorgeworfen, die beiden von 1970 bis Anfang Mai 2011 regelmäßig sexuell missbraucht und körperlich misshandelt zu haben. Der Verdächtige - er streitet alles ab - wurde am Donnerstagnachmittag festgenommen. Die Töchter sollen der Mutter am Sterbebett versprochen haben zu schweigen.

Der Verdächtige soll sich über 40 Jahre an den Frauen - heute 53 und 45 Jahre alt - vergangen haben und ihnen auch jegliche Sozialkontakte untersagt haben, teilte die Sicherheitsdirektion Oberösterreich am Donnerstagvormittag mit. Er habe mit ihnen nur einen Raum eines Hauses (Bild) bewohnt. Die Frauen mussten demnach auf einer kleinen Holzbank in der Küche schlafen.

Wiederholt hätte ihnen der Beschuldigte laut Polizei damit gedroht, sie umzubringen, zudem seien die Schwestern mit Waffen - der Verdächtige besitzt (legal) zwei Gewehre - bedroht worden. Die Frauen seien offenbar so eingeschüchtert worden, dass sie nie zur Polizei gingen, erklärte Sicherheitsdirektor Alois Lißl.

Am Sterbebett versprochen zu schweigen
Die Mutter der beiden Frauen, die im Jahr 2008 verstorben war, sei laut den Aussage der Schwestern ebenfalls missbraucht worden. Wohl aus Scham hatte sie geschwiegen - und am Sterbebett angeblich auch ihren Töchtern das Versprechen abgenommen, niemandem etwas zu sagen.

Die Frauen befänden sich jetzt in Betreuung, bei ihnen seien laut Bezirkspolizeikommandant Martin Pumberger "geistige Defizite vorhanden". Wohl auch wegen dieser geistigen Behinderung hielten die Eltern die beiden Töchter von der Umwelt stets abgeschottet: "Wir glauben, dass sie sich ihrer schämen", sagten Nachbarn.

Peiniger bei Sex-Attacke abgewehrt und verletzt
Aufgeflogen war das Missbrauchsdrama, nachdem sich eine der Frauen im Mai 2011 gegen einen erneuten Vergewaltigungsversuch des Vaters zur Wehr gesetzt hätte, wobei der 80-Jährige zu Sturz gekommen sei. Der mutmaßliche Peiniger war verletzt und konnte ohne fremde Hilfe nicht mehr aufstehen. Die beiden Frauen leisteten ihm jedoch aufgrund der Übergriffe zunächst keine Hilfe. Erst zwei Tage später riefen sie eine Sozialarbeiterin, die dem Mann half. Sie erstattete auch Anzeige bei der Polizei.

In den Befragungen durch die Polizei schilderten die beiden Frauen dann nach und nach ihr Martyrium. Daraufhin wurde vom Bezirksgericht Braunau gegen den Tatverdächtigen zunächst eine einstweilige Verfügung erwirkt, die Staatsanwaltschaft Ried nahm Ermittlungen auf. "Ob den Töchtern etwas vorzuwerfen ist, weil sie dem Vater nicht geholfen hatten, wird geprüft", erklärte Staatsanwalt Alois Ebner. Die beiden Frauen seien "offensichtlich erleichtert, dass sie von der Last befreit sind", sagte Pumberger.

Festnahme wegen Tatbegehungs- und Fluchtgefahr
Am Donnerstagnachmittag wurde der 80-Jährige, der sich bisher in einem Pflegeheim aufgehalten hatte, schließlich festgenommen und in die Justizanstalt Ried überstellt. Gegen ihn besteht der Verdacht der Körperverletzung, des Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen, der gefährlichen Drohung, der Nötigung, der Vergewaltigung und weiterer sexueller Delikte gegen wehrlose Personen. Die Festnahme sei wegen Tatbegehungs- und wegen Fluchtgefahr erfolgt.

Die Einvernahme des 80-Jährigen sei bereits abgeschlossen, er streite alles ab. Der Verdächtige sei nicht mobil, für sein Alter aber geistig rege, erklärte Pumberger.

Kaum jemand hat Töchter auch nur gesehen
"Ich bin sehr betroffen darüber, dass so etwas passieren kann", sagte der Bürgermeister der betroffenen 2.400-Einwohner-Gemeinde. Er sei "schockiert" gewesen. Gerüchte über einen Inzestfall habe es im Ort nicht gegeben. "Wenn jemand davon gewusst hätte, hätte er Alarm geschlagen", ist das Gemeindeoberhaupt überzeugt.

Der Ort selbst befindet sich angesichts der Schreckensmeldung im Widerspruch: Der Verdächtige wird genauso als "Eigenbrötler" wie als "äußerst gesellig und lustig" beschrieben. "Nur vom Vorbeifahren im Auto", antwortet eine 55-jährige Nachbarin auf die Frage, ob sie den Mann gekannt habe. Seine Töchter habe sie nie im Freien, ihn selbst nie in der Kirche gesehen. "Das ist ein Wahnsinn, das ist schockierend", kann die Frau noch gar nicht fassen, was sich in dem Haus abgespielt haben soll.

Den 80-Jährigen habe er nur vom freundlichen Grüßen gekannt, erzählt ein 83-jähriger Anrainer, der die beiden Kinder auch so gut wie nie zu Gesicht bekommen hat. "Es ist erschreckend, dass ein Mensch imstande ist, so etwas zu tun."

Ein anderes Bild von dem Mann zeichnen Gäste eines nahe gelegenen Tankstellenshops: "Er war einer, der unter die Leute gegangen ist." Er sei öfters auf ein Getränk vorbeigekommen. Freilich, Persönliches habe man nie erfahren. Und die Töchter, sagt ein anderer, habe der Verdächtige immer abgeschottet. "Sie haben sich nie vom Haus entfernt, und hinein ist auch keiner gekommen." Dass in dem Gebäude jahrzehntelanger Missbrauch stattgefunden haben soll, hätte er sich dennoch nicht gedacht, sagte der Tankstellengast, aber: "In Familien sieht man nicht hinein."

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