Keine Qualifikation

Ausbildungsdefizite bei Wiener Jugend alarmierend

Wien
24.08.2011 10:52
Wien steht vor einem großen Problem: Die Bundeshauptstadt könnte schon bald deutliche Verluste in Sachen Wettbewerbsfähigkeit in Kauf nehmen müssen. Grund dafür sind Ausbildungsdefizite, vor allem bei den Jugendlichen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes. Die Wirtschaftslage sei zwar stabil, allerdings sei der Anteil der Pflichtschulabgänger, die danach keine Ausbildung machen, alarmierend hoch.

In Sachen Arbeitskräfte hat Wien bald keine Standortvorteile mehr: "Es gibt ein Defizit bei den formalen Qualifikationen", so Studien-Koordinator Peter Mayerhofer. Der Anteil jener, die nach der Pflichtschule nicht mehr ausgebildet werden bzw. wurden - die "early school leavers" -, liegt in Wien mittlerweile höher als im Durchschnitt der EU-Großstädte und der EU-Regionen insgesamt - Tendenz weiter steigend.

Wobei die Wiener generell keine Ausbildungsmuffel sind. Jedoch: "Es sind die Ausgebildeten, die sich weiterbilden", so Mayerhofer. Kopfzerbrechen bereiten den Experten hingegen die wachsende Zahl an Schulabgängern ohne weitere Ausbildung, die vielleicht nicht einmal einen Schulabschluss haben - sondern nur die erforderliche Anzahl der Schuljahre.

Besonders im Hinblick auf den derzeitigen Strukturwandel sei, so Mayerhofer, dieser Trend problematisch. Dienstleistungen bzw. die Bereiche Technologie oder Wissenschaft würden immer wichtiger. Doch nur 26,5 Prozent der Wiener Erwerbstätigen verfügen zum Beispiel über einen Hochschulabschluss - der Durchschnitt der insgesamt 65 untersuchten europäischen Großstadtregionen beträgt hier 32,6 Prozent. In Städten wie Brüssel, London oder Paris liegt der Wert jenseits der 40 Prozent.

"Wiener können sich nicht gegen Einpendler durchsetzen"
Auch Michael Wagner-Pinter vom Forschungsinstitut Synthesis warnte vor der Entwicklung. In Wien, so berichtete er, würden heuer Tausende Arbeitsplätze neu dazukommen, so etwa in den Bereichen Gesundheit und Pflege oder Information bzw. Kommunikation. Allerdings werde der Großteil davon von Personen aus dem Umland - vor allem aus Niederösterreich - besetzt: "Arbeitsplätze schaffen wir genug, die Wiener können sich aber nicht gegen die Einpendler durchsetzen."

Der Anteil der Wiener Jugendlichen mit "akutem Qualifikationsbedarf" nehme zu, obwohl die Zahl der Jugendlichen insgesamt zurückgehe. Rund 13.000 Mädchen und Burschen hätten in Wien nicht die entsprechenden Voraussetzungen, um sich um die neu geschaffenen Jobs zu bewerben: "Das sind die künftigen Bezieher der bedarfsorientierten Mindestsicherung."

Die Gründe für die Entwicklung sind laut Wagner-Pinter unter anderem im Schulsystem zu finden. Und sie haben damit zu tun, dass nicht nur Pendler nach Wien kommen. Denn die Stadt wird offenbar auch immer attraktiver für Jugendliche aus anderen Bundesländern, die nicht mehr gern in die Schule gehen und die darum nach Wien übersiedeln, wie Wagner-Pinter berichtete.

Stadt will mit "Qualifikationsplan" gegensteuern
Die Stadt will nun gegensteuern: Wie Vizebürgermeisterin Renate Brauner ankündigte, soll ein eigener "Qualifikationsplan" ausgearbeitet werden. Dieser soll unter anderem ein höheres Bewusstsein für das Erlangen von Qualifikationen schaffen. Auch eigene Fortbildungs-Angeboten sollen geschaffen werden. Wien will sich laut Brauner vor allem jenen widmen, die keine oder zu niedrige formale Bildungsabschlüsse vorweisen können. Das Nachholen dieser soll erleichtert werden.

Brauner verwies auch auf bestehende Angebote - wie etwa jene des "ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds" oder die Wiener Ausbildungsgarantie, die Jugendlichen einen Lehrabschluss ermögliche. Bekräftigt wurde auch die Forderung nach Einführung der Gesamtschule.

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